Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
Vom Netzwerk:
Leichenschauhauses. »Sechs Phasen. Phase eins ist Angst. Die meisten Leute schlagen nicht um sich oder schreien. Sie konzentrieren sich darauf, zu atmen. In Phase zwei gehen sie unter. Sie kriegen Wasser in die Lunge, würgen daran, was sie noch mehr Wasser einatmen lässt, worauf ihr Kehlkopf oder ihre Stimmbänder dichtmachen und die Luftröhre verschließen. Das nennt man Laryngospasmus. Es geschieht unfreiwillig. Sie sind jetzt unter Wasser. Phase drei. Sie sind bewusstlos, und ihr Atem steht still. – Phase vier«, fuhr er fort. »Hallo, hypoxische Konvulsionen. Zucken. Sie laufen blau an.«
    Robbins wandte sich an Susan. »Kommen Sie mit?«
    »Blau«, sagte sie. »Verstanden.« Sie warf Archie einen amüsierten Blick zu. »Das werde ich alles gut gebrauchen können, wenn ich das nächste Mal schwimmen gehe.«
    Sie genoss es eindeutig, Robbins in die Parade zu fahren. »Weiter«, sagte Archie zu dem Gerichtsmediziner.
    »Phase fünf. Mein alter Freund, der klinische Tod. Herzinfarkt. Atmung und Blutzirkulation stoppen.«
    »Was ist dann Phase sechs?«, fragte Susan trocken. »Der Himmel?«
    Das läuft alles auf irgendetwas hinaus, sagte sich Archie. Es muss auf irgendetwas hinauslaufen.
    Robbins schwenkte den Latex-Zeigefinger. »Aha. Das ist der Punkt, wo es interessant wird. Phase sechs ist der biologische Tod.«
    »Was ist der Unterschied zwischen klinischem und biologischem Tod?«, fragte Susan.
    »Etwa vier Minuten«, sagte Robbins. »So lange hat man Zeit, mit Wiederbelebung und Defibrillation zu beginnen, ehe das Gehirn zu Brei wird und es kein Zurück mehr gibt.«
    Er betätigte eine Kurbel an der Kühlanlage, an der er gelehnt hatte, und ließ Stephanie Towners Leiche auf einer Lade herausfahren.
    Wie bei Leichen üblich, sah sie besser aus als am Morgen im Park. Ihr Haar war nass und nach hinten gekämmt, das Gesicht von Schlamm und Unrat gesäubert. Doch sie war immer noch ein verstörender Anblick. Gesicht, Hals und obere Brust waren voll der verräterischen bläulichen Flecken. Sie sah aus, als wäre sie schwer geschlagen worden. Aber Aussehen kann täuschen. Leichen treiben mit dem Gesicht nach unten, und der Kopf liegt dabei tiefer als der Rest des Körpers. Was wie blaue Flecken aussah, waren wahrscheinlich nur die Stellen, wo sich ihr Blut gesammelt hatte, nachdem das Herz nicht mehr schlug. Eine schwache Spur rosa Schaum umgab ihre Nasenlöcher. Ein brutaler, Y-förmiger Einschnitt, mit einer Art Tackerklammern verschlossen, zeigte an, wo Robbins ihre Brust für die Autopsie geöffnet hatte.
    Archie sah nach, wie es Susan ging. Sie starrte auf die Oberschenkel der Leiche. Die Haut war picklig. Gänsehaut hatte Archie es Gerichtsmediziner schon nennen hören. Gut so. Hauptsache, sie war nicht auf das Gesicht fixiert. Solange man nicht in das Gesicht sah, konnte man sich einreden, dass man keinen Menschen vor sich hatte.
    Archie wusste, sie gab sich Mühe, stark zu wirken. Aber das Klappern des Schädels in ihren Händen erzählte eine andere Geschichte.
    »Die Sache ist folgende«, fuhr Robbins fort. »Sobald sie bewusstlos sind, entkrampft sich bei den meisten Menschen der Kehlkopf wieder, und ihre Lungen füllen sich mit Wasser. Bei unserem Opfer aber – kein Wasser im Magen. Keine Blutergüsse im Mittelohr. Kein Wasser in den Lungen. Das kann vorkommen. Manchmal bleibt es beim Verschluss. Ertrinken ist vertrackt, was die genaue Todesursache angeht. Aber es hat mir zu denken gegeben, und ich habe sie mir sehr genau angesehen. Und das hier gefunden.«
    Er zeigte auf die Frau wie ein Kellner, der einen fangfrischen Fisch präsentiert. Dann bog er vorsichtig ihre Finger auf, um die Handfläche freizulegen. Ihre Fingerkuppen waren weiß und schrumpelig, als wäre sie zu lange in der Badewanne gelegen.
    Archie und Susan beugten sich von zwei Seiten über die Lade, und ihre Köpfe stießen fast zusammen. Robbins zeigte auf einen winzigen braunen Fleck etwa in der Mitte der Handfläche. Es sah aus, als hätte sie jemand mit der Spitze eines braunen Filzstifts markiert.
    Das war Robbins großes Indiz? »Was ist das?«, fragte Archie.
    »Eine Sommersprosse?«, riet Susan.
    »Es ist ein Einstich«, sagte Robbins.
    Susan schien nicht überzeugt zu sein. »Es sieht aus wie eine Sommersprosse.«
    Archie musste zugeben, dass es tatsächlich wie eine Sommersprosse aussah. Oder wie tausend andere Dinge. »Sie war eine Weile im Wasser und wurde herumgeschleudert«, sagte Archie. Tatsächlich war die Leiche

Weitere Kostenlose Bücher