Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
Vom Netzwerk:
eines LCD -Displays. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und kniff die Augen zusammen. Sie war sich nicht sicher. Er war in Plastik verpackt, wie etwas aus einer Kühltruhe. Vielleicht war es nur eine Reflexion gewesen.
    Sie eilte zurück zu Archie und Claire. Claire ließ gerade ihr Handy in die Jackentasche gleiten. »Ich habe es eben wieder bei ihm versucht«, sagte sie. Sie sah Archie aus stahlharten Augen an. »Wir müssen Verstärkung anfordern. Das sieht ihm nicht ähnlich.«
    Susan fasste Archie am Ellenbogen und bedeutete den beiden, ihr zu folgen. Sie führte sie um die Menge herum zu der Parkbank. Dann tat sie, als würde sie etwas in den Abfalleimer zwischen ihnen und der Bank werfen, um ihren Aufenthalt dort zu rechtfertigen.
    »Versuchen Sie Henrys Nummer noch mal«, sagte sie zu Claire.
    Claire schaute verwundert drein, zog aber ihr Handy und tippte mit einem zweifelnden Blick auf Susan eine Taste.
    »Wartet«, sagte Susan.
    Und dann hörten sie es. Das Geräusch eines läutenden Handys, keine zwei Meter entfernt.

8
    Der Mann im Plastik redete nicht. Archie hatte ihn an den Schultern gepackt, der Kunststoff war rutschig und knittrig unter seinen Händen. Der Mann sah ihn nur an, seine Nasenflügel zitterten, und die entblößten, rissigen Lippen ließen einige wenige gelbliche Zähne sehen.
    »Woher haben Sie das Telefon?«, fragte Archie noch einmal.
    Nichts.
    Archie hätte ihn am liebsten geschüttelt, die Wahrheit aus ihm herausgewrungen. Archie wusste, wie man jemandem wehtat. Gretchen hatte ihn tausend Arten gelehrt, Menschen wehzutun.
    Das Handy war aus dem Schoß des Mannes gefallen und über den Beton geschlittert, als Archie ihn von seinem Platz gehoben hatte. Claire hatte es rasch aufgehoben und ging jetzt die Anrufliste durch.
    »Zuletzt gab es nur seinen Anruf bei dir, und dann, als wir alle anfingen, es bei ihm zu versuchen«, sagte sie.
    Archie raffte das Plastik so fest zusammen, dass es den Oberkörper des Mannes einschnürte. Seine Oberlippe zuckte, aber er sagte immer noch nichts. Sprach er kein Englisch? Was dann? Sie hatten keine Zeit, einen Übersetzer zu suchen. Archie musste den Mann zu einer Reaktion bewegen.
    »Das Telefon gehört einem Polizisten«, sagte Archie. Der Mann riss die Augen noch weiter auf und verriet damit zwei Dinge. Erstens, er sprach Englisch, und zweitens, er hatte nicht gewusst, dass Henry Polizist war. Der Mann sah über Archies Schulter nach Norden. Er war im Begriff aufzugeben. »Wenn ihm etwas passiert, wird das sehr schmerzhaft für Sie werden.«
    »Mächtiger Willamette«, sagte der Mann mürrisch. »Schöner Freund. Ich lerne. Ich übe. Deinen Namen zu sagen.«
    »Was soll das, verdammt?«, sagte Claire.
    »Das ist in einen der Steine auf der Japanese American Plaza gemeißelt«, sagte Susan. »Am Nordende des Parks, bei der Steel Bridge.«
    »Das Telefon befand sich auf dem heiligen Grund«, sagte der Mann. »Es lag allein da.«
    Archie hörte Susan seinen Namen sagen.
    Er drehte sich um. Susan stand mit herabhängenden Armen da und starrte auf die Menge am Fluss. Die Sandsackbrigade hatte sich aufgelöst und einer dicht gedrängten Gruppe angeschlossen, die sich an die Flutmauer drückte und angestrengt in den Fluss spähte. Die Sandsäcke lagen, wo man sie fallen gelassen hatte, und wurden vom Regen bespritzt. Sie sahen etwa zwanzig Rücken am Fluss, und es wurden mit jedem Moment mehr.
    »Da tut sich irgendwas«, sagte Susan.
    Archie ließ das Plastik los, und der Mann rutschte auf die Bank zurück.
    Leute deuteten jetzt und riefen um Hilfe. Eine Person war im Fluss.
    Archie rannte. Er zog seinen Ausweis und hielt ihn in die Höhe, während er Leute zur Seite stieß.
    »Da ist jemand im Wasser«, rief eine Frau.
    Ein Nationalgardist, der wahrscheinlich gerade die Highschool hinter sich hatte, befand sich im Mittelpunkt der Menge, die fieberhaft den Fluss mit den Augen absuchte. Archie konnte die Nervosität in seinem Gesicht sehen, die Panik in seiner Körperhaltung. Uniformen verleiten die Leute gern zu der irrigen Annahme, ihr Träger wüsste, was zu tun ist. Egal, ob der Junge gerade mal neunzehn war. Er hatte vermutlich schreckliche Angst.
    Davon abgesehen würden sie im Dunkeln nie jemanden entdecken.
    Archie übernahm das Kommando. Er ging zu dem Soldaten. »Ich bin Polizist«, sagte er. »Wie heißen Sie?«
    »Carter, Sir«, sagte der Soldat.
    Archie zeigte auf einen nahen Bauscheinwerfer. »Bringen Sie das Licht hier rüber.«
    Carter

Weitere Kostenlose Bücher