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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Rettungsdecke. Sie sah aus, als wäre sie aus Aluminium, wie etwas, unter dem Astronauten schliefen. Archie versuchte, ihn fortzuscheuchen. »Kümmern Sie sich zuerst um den Jungen«, sagte er. Er wollte sich auf die Beine ziehen, taumelte aber, und der Sanitäter drückte ihn sanft wieder nach unten. Susan legte die Arme um ihn und nahm sein Gewicht auf, während der Sanitäter ihn in eine sitzende Position brachte.
    Der Sanitäter kauerte sich auf die Fersen und sah Archie in die Augen, um sich seiner Aufmerksamkeit sicher zu sein. »Sie sind unterkühlt«, sagte er. »Wir müssen Sie warm bekommen. Keine plötzlichen Bewegungen. Wenn Sie sich bewegen, schicken Sie das ganze kalte Blut aus Ihren Extremitäten zu Ihrem Herz. Und Sie wollen sicher keinen Herzinfarkt bekommen.«
    Neben ihnen wurde eine der Tragen angehoben, und dann rollte man den Jungen, der ebenfalls in eine Rettungsdecke gehüllt war, durch die schweigende Menge davon.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Archie.
    »Er wird wieder«, sagte der Sanitäter.
    Susan und Claire traten beiseite, als zwei Sanitäter Archie vorsichtig auf die verbliebene Trage luden und darauf festschnallten. Susans Vater hatte man genauso auf eine Trage geschnallt aus dem Haus gerollt, als sie vierzehn gewesen war. Er war nicht mehr zurückgekommen.
    Archie schien zu spüren, was sie dachte. »Wir sehen uns in Kürze«, sagte er.
    Sie hob seine Jacke vom Boden auf und legte sie auf seinen Schoß.
    Die Sanitäter hoben die Trage an, und die Beine wurden ausgefahren.
    »Wartet«, sagte Archie. Er hob den Kopf und sah sich um, sein Blick kam auf Susan zu ruhen. »Der Typ, der uns gepackt hat – das war Carter, oder?«
    Susan nickte.
    »Ich möchte mit ihm reden«, sagte Archie.
    Susan blickte umher, entdeckte Carter und winkte ihn heran. »Hey«, sagte Archie und lächelte schwach. »Gut gemacht, Junge.«
    Carter richtete sich auf. »Ja, Sir.«
    Dann setzten sie sich in Bewegung. Die Sanitäter schoben Archie durch die Menge, einer an jedem Ende der Trage. Manche Leute applaudierten, andere machten Bilder. Susan und Claire versuchten, Archie von den Blitzen abzuschirmen. Susan wusste, es war sinnlos. Bis Mitternacht würde sein Bild überall im Internet sein. Sie fragte sich, ob diese Leute ihn erkannten – Archie Sheridan, Held der Polizei, der Mann, der von Gretchen Lowell gefoltert worden war, der Mann, der sie erwischt hatte, zweimal. Wahrscheinlich nicht. Aber irgendwann würde ihn jemand erkennen.
    Sie verließen die Brücke. Susan konnte die Blinklichter der Rettungsfahrzeuge sehen. Sie standen auf der Promenade.
    »Soll ich irgendwen anrufen?«, fragte Claire Archie mit freundlicher Stimme.
    Archie sah sich um und nahm seine Umgebung in sich auf. Susan meinte zu sehen, wie sein Verstand klarer wurde. Er zitterte auch nicht mehr so heftig. »Ist das die Steel Bridge?«, fragte er.
    Claire nickte.
    »Henry«, sagte Archie. »Sucht Henry.«

10
    Die beiden Frauen waren allein.
    Die Reporterin des Herald erkannte er. Ihr Bild erschien immer neben ihrer Kolumne. Das Haar hatte eine andere Farbe, aber es war eindeutig Susan Ward. Eine Woche zuvor hätte er sie noch nicht gekannt, aber er hatte ihr Gesicht seither studiert, war mit den Fingerspitzen über die ausgeschnittene Kolumne gefahren, bis die Druckerschwärze verschmiert war.
    Die andere Frau trug eine goldene Dienstmarke um den Hals.
    Er hatte beobachtet, wie sie sich vom Licht ins Dunkel des Platzes bewegten, nachdem der Rettungswagen weggefahren war.
    Das machte ihn neugierig.
    Der Organismus der Menge ordnete sich neu, die Freiwilligen fanden zu ihren Posten entlang der Flutmauer zurück. Alle waren mit etwas anderem beschäftigt – die Polizisten tummelten sich an der Stelle auf der Brücke, wo man den Jungen und den Mann heraufgeholt hatte, die Fernsehsender interessierten sich für die Zeugen des Geschehens, die Nationalgardisten zerstreuten Schaulustige. Niemand bemerkte die beiden Frauen im Dunkeln.
    Außer ihm.
    Die Polizistin hatte eine Taschenlampe. Er beobachtete, bewegte sich nicht. Er konnte Susan Wards Profil im Strahl der Lampe sehen, und sie erinnerte ihn an ein Eichhörnchen auf der Straße, das zu gleichen Teilen aus Konzentration und nackter Angst bestand. Die Polizistin gab ihr etwas, sie fummelte daran herum, und dann erschien ein dünner Lichtstrahl. Ein Penlight. Er musste über die Sinnlosigkeit lächeln.
    »Welcher Stein war es?«, fragte die Polizistin.
    »›Mighty Willamette. Beautiful

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