Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
Vom Netzwerk:
auch.
    – Danke.
    – Die Aufnahmen sind für Ihren Mann?
    – Ja.
    – Gut.
    – Es soll eine Überraschung werden.
    – Unterwäsche?
    – Was meinen Sie?
    – Möchten Sie Dessous auf den Bildern?
    – Nein, ich möchte völlig nackt sein.
    – Guter Plan.
    – Und ich möchte masturbieren.
    – Wow.
    – Ich möchte, dass Sie mich fotografieren, während ich einen Orgasmus habe.
    – Das möchten Sie?
    – Ja, das möchte ich.
    – Während Sie masturbieren?
    – Genau.
    – Ich bin dabei.
    – Sie sollen nur mein Gesicht fotografieren.
    – Bitte?
    – Ein Porträt, das meine Lust zeigt. Sie sagten doch, ein Bild lebe davon, dass man das Geheime bewahrt. Dass man nicht zu viel zeigt. Deshalb also keine Brüste, keine Finger, keine Vagina. Nur mein Gesicht.
    – Das ist sehr ungewöhnlich.
    – Wie gesagt, Geld spielt keine Rolle.
    – Äußerst ungewöhnlich.
    – Wenn das ein Problem für Sie ist, vergessen wir das Ganze einfach. Vielleicht ist es auch nur eine dumme Idee.
    – Nein, das ist es nicht. Im Gegenteil. Das ist großartig.
    – Sie finden das gut?
    – Sehr gut. Absolut genial.
    – Tatsächlich?
    – Ich muss zugeben, ich hatte bereits selbst eine ähnliche Idee.
    – Ist das wahr?
    – Ja.
    – Dann machen wir es also?
    – Sehr gerne.
    – Im Wald?
    – Wie bitte?
    – Ich möchte es gerne im Wald machen. Zwischen Igls und Patsch gibt es ein wundervolles Waldstück, ich möchte dort auf dem moosigen Boden liegen.
    – Sie möchten im Wald masturbieren? Es könnten jederzeit Spaziergänger vorbeikommen, wir sind dort nicht ungestört. Sind Sie sich sicher, dass Sie das wollen?
    – Ja.
    – Warum?
    – Weil es mich geil macht.
    – Wow.
    – Es macht mich an. Ich komme besser an öffentlichen Orten. Ich gehe richtig ab, wenn ich weiß, dass jemand vorbeikommen kann, dass mich vielleicht jemand dabei beobachtet.
    – Abgefahren.
    – Ja. Deshalb bin ich hier.
    – Du geile Sau.
    – Wie bitte?
    – Ich bin entzückt.
    – Was haben Sie gesagt?
    – Nichts.
    – Sie haben geile Sau gesagt.
    – Das tut mir leid. Verzeihen Sie.
    – Das muss Ihnen nicht leidtun.
    – Nein?
    – Nein.
    – Das ist gut. Das ist sehr gut.
    – Ja, das ist es. Ich freue mich auf diesen Moment.
    – Noch mal, damit es keine Missverständnisse gibt. Ich fotografiere Ihr Gesicht, während Sie kommen.
    – Ja.
    – Das wird gut. Das wird sehr gut.
    – Morgen um sechzehn Uhr. Ich hole Sie mit meinem Wagen ab. Wir treffen uns vor dem Landestheater, kommen Sie zu Fuß. Und seien Sie pünktlich.
    Blum steht auf und geht. Bevor er antworten kann, ist sie bereits im Treppenhaus. Abbruch, Aufbruch, Wegrennen. Was sie gesagt hat, ist Irrsinn. Was ihr da eingefallen ist, die Geschichte mit den Porträts. Es ist einfach über sie gekommen, sie wollte den Einsatz erhöhen, sie wollte sehen, wie er reagiert, was er sagt. Dass sie ins Schwarze treffen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Edwin Schönborn. Blum ist davon überzeugt, dass er es ist, dass Dunja seine Stimme wiedererkennen wird. Seine gierigen Augen, jedes Wort, das noch gekommen wäre, alles in Blum schreit. Dieses perverse Schwein. Er habe bereits eine ähnliche Idee gehabt. Dieses Dreckschwein. Schnell die Stufen nach unten, nicht zurückschauen, nicht reagieren auf seine Rufe. Nur ein flapsiges Bis Morgen , dann hinaus auf die Straße. Was wohl passiert wäre, wenn sie geblieben wäre? Er wollte sie zurückhalten, er hat sie am Arm berührt. Sie muss zu Dunja, schnell, sie will auf der Stelle ihr Gesicht sehen. Wie es sich verändert, wenn sie seine Stimme hört. Blum ist überzeugt, dass sie Angst sehen wird. Angst und Abscheu. In zehn Minuten wird sie Dunja wecken und wissen, ob sie Recht hat. Dunja wird diese Stimme wiedererkennen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

18

Im Leichenwagen durch die Stadt. Ein uralter Cadillac Superior, Baujahr 1972. Ihr Vater hat ihn aus Amerika geholt, er wollte seinen Kunden etwas Besonderes bieten, die letzte Fahrt in einem Automobil sollte außergewöhnlich sein. Blum hat nach Hagens Tod lange überlegt, ob sie sich von dem Auto trennen soll. Doch sie hat sich dagegen entschieden. Das Schmuckstück war ihr ans Herz gewachsen in all den Jahren. Aber um nicht ständig an Hagen erinnert zu werden, hat sie den schwarzen Wagen umlackiert. Ein schneeweißer Leichenwagen. Blum musste den Lackierer beinahe anschreien, weil er sie mindestens zehnmal gefragt hatte, ob sie sich wirklich sicher sei mit der Farbe. Ein weißer

Weitere Kostenlose Bücher