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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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erbebte beim Klang seiner Stimme. »Ja, ja, ja«, hauchte ich und schlang die Arme um seinen Hals, zog seinen Kopf nach unten, damit er mich küsste.
    Der Wind, der durch die offene Balkontür ins Zimmer wehte, peitschte die Flammen der Kerzen, und die seidenen Vorhänge bauschten sich und schienen zu winken.
    Devlin ließ mich los, wich zurück und starrte mir ewig lang in die Augen, dann stieß er einen unterdrückten Fluch aus und hob mich hoch und trug mich zum Bett. Der Stoff teilte sich im Wind, und bevor ich Atem holen konnte, stürzten wir durch den schimmernden Stoff, hinein in eine andere Welt, die voller Geheimnisse war und voller Lust. Devlins Welt.
    Mariamas Welt.
    Von der Musik hörte ich jetzt nur noch das Schlagen der Trommeln. Der primitive Rhythmus dröhnte mir in den Ohren, während Devlin sich über mir erhob. Er packte meine Handgelenke, hob meine Arme über den Kopf und küsste mich wieder und wieder. Lange, heiße, zügellose Küsse, die alles in mir zum Schwingen brachten. Die mich dazu brachten, um mehr zu betteln. Ich schloss die Augen ganz fest, als er mit den Lippen über meinen Bauch glitt.
    Meine Arme waren immer noch über meinem Kopf, aber die Finger, die meine Handgelenke umklammerten, waren auf einmal ganz kalt. Ich versuchte, mich zu bewegen, aber ich konnte nicht. Irgendetwas hielt mich fest, während ich spürte, wie Devlins Zunge über die Innenseite meines Schenkels strich.
    Ich wand mich und versuchte, mich zu befreien. Versuchte, seinen Namen zu sagen.
    Er hob meine Hüften seinem Mund entgegen, und als weißglühende Lust mich erfüllte, hörte ich sie lachen.
    Langsam öffnete ich die Augen.
    Über dem Bett schwebte ein Geist. Sein Blick durchbohrtemich. Sein Mund hatte sich zu einem grässlichen Grinsen verzerrt.
    Ich versuchte, nicht zu reagieren, doch wie hätte ich nicht reagieren sollen?
    Ich riss meine Hände los von dem, was mich da festhielt, und versuchte, Devlin wegzustoßen. Mit vor Verlangen fiebrigen Augen blickte er auf.
    »Was ist los?«
    Sie waren überall, wohin ich auch sah. Angezogen von der Hitze und von der Energie unseres Liebesspiels. Angezogen vom elementarsten Akt im Leben eines Menschen   … von dem, was sie selbst nie wieder erleben konnten.
    Hungrig und begehrlich beobachteten sie uns. Spähten lüstern aus den dunklen Ecken. Hockten auf den Bettpfosten wie Wasserspeier. Berührten ihre durchscheinenden Glieder wie in einer grotesken Parodie.
    Ein Schrei stieg in meiner Kehle auf, als Devlin sich neben mich legte.
    »Amelia? Was ist los? Habe ich dir wehgetan? Angst gemacht   …?«
    Er hatte keine Ahnung, dass sie da waren. Wie war es nur möglich, dass er die klamme Kälte nicht spürte, die uns umgab? Das Böse, das mit dem Wind ins Zimmer geweht war?
    Am anderen Ende des Raums hatte sich das Geistwesen, das ich im Rapture gesehen hatte, in einen Stuhl fallen lassen. Er trug Handschellen, die eine war um sein Handgelenk geschlossen, die andere hing lose herunter. Er hielt sich die andere Handschelle vor das Gesicht und grinste mich durch den Ring hindurch wissend und höhnisch an.
    Devlin berührte mich an der Schulter, und ich zuckte zusammen. »Ich   … muss gehen.«
    »Was ist los? Was habe ich getan?«
    Ich schlüpfte aus dem Bett und suchte meine Sachen zusammen.»Ich werde   …« Von Geistern verfolgt. »Ich muss gehen!«
    Ohne ihn noch einmal anzusehen, rannte ich aus dem Zimmer.
    Devlin rief mir nach. »Amelia!«
    Wenn ich später an diese Nacht zurückdachte, erinnerte ich mich nie daran, wie ich mich angezogen und das Haus verlassen hatte. Wenn ich nicht so traumatisiert gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht den Schatten bemerkt, der auf der Veranda in der Ecke kauerte. Vielleicht hätte ich die verstörte Fratze sogar wiedererkannt, die mich verfolgte.
    Ich konnte mich auch kaum mehr daran erinnern, wie ich nach Hause gekommen war. Ich wusste nur, dass ich gefahren sein musste wie von Hunden gehetzt, denn ich war schon in meinem Haus, hatte mich schon in meinem kleinen Refugium eingeschlossen, als Devlin kam.
    Er trommelte gegen die Tür, rief meinen Namen, aber ich ließ ihn nicht herein. Ich ließ mich auf den Boden sinken, schlang die Arme fest um meine angewinkelten Beine, und dann zitterte ich unkontrolliert, während die Warnung meines Vaters in meinem Kopf dröhnte.
    … lass sie niemals in dein Leben. Wenn man diese Tür erst einmal geöffnet hat   … kann man sie nie wieder schließen.
    »Papa«, flüsterte ich.

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