Totenhauch
einrichten lässt.«
Die Regeln meines Vaters dröhnten in meinem Kopf, dann verklangen sie. »Bin ich dabei nicht im Weg?«
»Ganz im Gegenteil. Sie sind mit dem Terrain besser vertrautals wir alle. Wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll, wer würde das eher entdecken als Sie?«
»Ich weiß nicht genau, ob ich Zeit habe«, murmelte ich.
»Falls es ums Geld geht …«
»Nein, das ist es nicht. Es geht darum, dass ich erst in meinen Terminkalender schauen muss.«
»Dreizehn Uhr, wenn Sie es hinbekommen. Es könnte ein paar Stunden dauern, das sollten Sie entsprechend einplanen.«
Ich ließ ihn auf dem gleichen Weg hinaus, wie wir hereingekommen waren, und dann hastete ich durch das ganze Haus zurück und zog die Vorhänge eines der Fenster auf der Vorderseite einen Spaltbreit auf, um ihm nachzuschauen.
Als er von der Seite des Hauses um die Ecke kam, fiel mir wieder seine äußere Erscheinung auf. Sein Gang wirkte jetzt schon schwerer, und unwillkürlich musste ich an seine Geister denken. Ich stellte mir vor, wie sie neben ihm dahinschwebten, unsichtbar im Sonnenschein, einer an jedem Arm, für immer an ihn gebunden.
Ob ich sie sehen konnte oder nicht: Devlins Geister waren immer bei ihm, und das machte ihn für jemanden wie mich zum gefährlichsten Mann von ganz Charleston.
Der Rest des Tages verlief ohne weitere Vorkommnisse … im Großen und Ganzen zumindest.
Ich brachte meinen Wagen in die Werkstatt, um eine neue Heckscheibe einsetzen zu lassen, und während ich wartete, bis er repariert war, drehte und wendete ich ungehörig lange meine jüngste Begegnung mit Devlin. Es erinnerte mich an Papas Vergleich mit den Vampiren – statt Blut saugen Geister uns die Lebenskraft aus. Und genau so hatte ich mich vor ein paar Stunden gefühlt – so als hätte man mir meine Energie abgesaugt. Doch in meinem Arbeitszimmer war kein Geist gewesen. Nur Devlin.
Wenn er sich irgendwie von meiner Energie genährt hatte, würde mich das dann ebenso an ihn binden, wie Blut einen Vampir an sein Opfer band?
Eine verrückte Vorstellung, aber unter den gegebenen Umständen entschuldigte ich meine überbordende Fantasie. Nach einer Weile war ich es allerdings müde, mir einen Reim auf das machen zu wollen, was da passiert war, und so verdrängte ich das Ganze und fuhr aufs Land, um mir einen privaten Friedhof anzusehen, der sich auf dem Gelände einer verfallenen Reisplantage befand. Die neuen Besitzer des Anwesens hatten mich gebeten, Ihnen einen Kostenvoranschlag für eine vollständige Restaurierung zu erstellen, und an den Gräbern entlangzugehen war eine willkommene Abwechslung.
Und da ich ohnehin schon in der Nähe von Trinity war, nahm ich die Gelegenheit wahr, meine Eltern zu besuchen. Ich hatte meine Mutter seit über einem Monat nicht mehr gesehen, meinen Vater sogar noch länger nicht.
Als ich vorfuhr, saßen Mama und Tante Lynrose auf der Veranda vor dem Eingang des gemütlichen weißen Bungalows. Mit freudigen Ausrufen und vielen Ermahnungen kamen sie die Stufen herunter, und alle drei fielen wir einander im Vorgarten um den Hals.
Wie immer rochen sie wunderbar, dufteten nach einer einzigartigen Mischung aus Vertrautem und Exotischem – Geißblatt, Sandelholz und White Linen von Estée Lauder. Sie waren beide größer als ich, hielten sich immer noch kerzengerade und waren immer noch so schlank wie an dem Tag, als sie auf St. Agnes ihren Highschool-Abschluss gemacht hatten.
»Was für eine nette Überraschung, dass du auch da bist«, begrüßte ich meine Tante und legte den Arm um ihre schmale Taille.
»Eine glückliche Fügung, könnte man fast sagen.« Sie tätschelte mir die Wange. »Es ist eine Schande, dass ich so weitfahren muss, um meine einzige Nichte zu sehen, obwohl sie in Chaa’sten gerade mal fünf Minuten von mir weg wohnt«, sagte sie in ihrem schleppenden Tonfall.
»Tut mir leid. Ich hatte immer vor, bei dir vorbeizukommen. Aber ich war einfach ziemlich beschäftigt in letzter Zeit.«
»Mit einem neuen Liebhaber, will ich doch hoffen.«
»Ich fürchte, nein. Neben meiner Firma und meinem Blog bleibt mir nicht viel Zeit für das Privatleben.«
»Dafür musst du dir Zeit nehmen. Oder willst du vielleicht als alte Jungfer enden, so wie deine Lieblingstante?«
Ich lächelte. »Ich kann mir ein schlimmeres Schicksal vorstellen.«
Gerührt sah sie mich an. »Nichtsdestotrotz, alles hat seine Zeit im Leben. Wer arbeitet, muss sich auch mal amüsieren.«
»Lass sie in
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