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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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eröffneten weitere Lokale.«
    »Sie sprechen von der Curry-Meile?«, fragte Rick. Was er damit meinte, war der Straßenabschnitt unmittelbar außerhalb des Stadtzentrums, auf dem ein schickes indisches Restaurant neben dem anderen zu finden war.
    »Ganz genau«, antwortete Jon. Er deutete über einen weiteren Parkplatz hinweg auf ein trutziges altes Lagerhaus mit seltsamen blumenförmigen Lampen an den Mauern. »Und das ist Afflecks Palace.«
    Sie passierten eine Reihe von Marktständen, die Obst und Gemüse anboten, und blieben vor einem Seiteneingang zum Palace stehen. Rick betrachtete eine Montage zerbrochener Fliesen an der Wand. Blaue Scherben bildeten den Satz: Und am 6. Tage schuf Gott MANchester. Er lächelte. »Was ist das hier?«
    »Afflecks Palace? Kommen Sie mit und sehen Sie selbst.«
    Sie stießen die Tür auf und standen in einem Raum, der zugestellt war mit Ständern voller alter Jeans, Kordsamtjacken und Klamotten im Militärstil. Joe Strummer bellte ihnen entgegen, dass sie sich ihrer Rechte bewusst werden sollten. Seine Musik wurde aus dem Gleichgewicht gebracht durch den ausgeprägteren Rhythmus eines Stücks von Eminem, das aus dem angrenzenden Raum herüberdröhnte. Sie gingen durch eine weitere Tür in einen schmalen Raum, der mit T-Shirts zugehängt war.
    Rick zeigte auf eines mit der Aufschrift: Dicke sind schwer zu entführen. »Seltsam, aber wahr, nehme ich an«, sagte er.
    »Das ist so ungefähr die Quintessenz des Ganzen hier«, meinte Jon. Er wollte schon auf ein anderes zeigen, das verlangte: Wälzt mich in Schokolade und werft mich den Lesben vor, überlegte es sich aber rasch anders.
    Sie schritten weiter und gelangten in einen Raum vollgestopft mit Erinnerungsstücken. Ein Telefon im Stil der siebziger Jahre mit einer blauen Neonwählscheibe leuchtete von seinem Standort auf einem unglaublich sperrigen Betamax-Videorekorder, der neben einem ZX-Spectrum-Computer stand. Jon entdeckte eine Treppe und daneben ein Verzeichnis aller Läden. Er überflog es. »Jakes, dritter Stock.«
    Als sie einen etwas ruhigeren Treppenabsatz erreicht hatten, ergriff Rick die Gelegenheit zu der Bemerkung: »Was für ein bizarrer Ort.«
    »Ja, hier sieht’s seit Jahren gleich aus. Auch das meiste von dem Zeug wirkt, als wäre es seit Jahren das gleiche.«
    Als sie im dritten Stock ankamen, wurden sie vom Sound der Fun Lovin’ Criminals empfangen. Er kam aus einem Laden, in dem es Halbedelsteine und Windorgeln zu kaufen gab. Jon zeigte ans Ende eines schmalen Ganges. »Ich glaube, es ist da hinten in der Ecke.«
    Sie durchquerten vier weitere Musikzonen und kamen schließlich zu einem Stand, der sich von den anderen dadurch unterschied, dass er verglast war. Jakes Körperkunst. Alle Piercings: 2 zum Preis von 1. Nahaufnahmen von Tätowierungen bedeckten die Scheiben, die meisten noch so frisch, dass sie von gereizter roter Haut umsäumt waren.
    Jon ging nahe mit dem Gesicht heran, um zu erkennen, auf welche Körperteile die Bilder gezeichnet worden waren. Brustwarzen, Schamgegenden und Nabel hoben sich von den Mustern ab. Sie gingen hinein. Hier war kaum genügend Platz, dass sie beide stehen konnten, aber immerhin war die Kakophonie der Musik von draußen nicht mehr ganz so laut zu hören.
    Ein Mann saß in einer Ecke, den rasierten Schädel über einen Manga gebeugt. Er blickte auf. In seinem Gesicht glänzten Trauben von Piercings. Ohren, Lippen, Wangen, Nasenflügel und Augenbrauen waren damit gespickt. Eines ragte links und rechts aus dem oberen Teil der Nase, und Jon fragte sich, wie der Mann es anstellte, dabei nichts ins Schielen zu kommen.
    Er klappte seinen Comic zu. »Einen Prinz Albert, die Herren?«
    Jon war sich nicht im Klaren, was er meinte, aber aus der Miene des Mannes konnte er ablesen, dass er sofort die Polizisten in ihnen gewittert hatte.
    Trotzdem zog er seinen Dienstausweis heraus. »DI Spicer und DS Saville.«
    »Was Sie nicht sagen«, unterbrach ihn der Mann, und sein Blick wanderte einen Augenblick lang zu Rick. »Ich bin Jake.« Er gestikulierte mit einer Hand, die so mit Tattoos übersät war, dass sie fast blau wirkte. »Sie wollen sich bestimmt setzen, bevor wir loslegen.«
    Die Bemerkung war so formuliert, dass Jon nicht sicher war, ob der Mann damit die Fragen meinte, die sie ihm gleich stellen würden, oder den Prinz Albert, den er ihnen angeboten hatte, was auch immer das war. Ein spitzbübisches Funkeln lag in Jakes Augen, und Jon fragte sich, wie stark man wohl ziehen

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