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Totenklang

Totenklang

Titel: Totenklang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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Hupe. Exakt der Klang, den ich bereits auf dem Friedhof vernommen habe. Underberg.
    »Das ist ein Idiot. Statt sich hier zu schleichen, provoziert er. Lange wird sich Brandt nicht mehr von einer Anzeige gegen ihn abbringen lassen.« Am Ende ihres Verständnisses, schüttelt Felicitas ihren Kopf.
    »Früher hatte ich Mitleid mit dem Kerl. Jetzt nervt er. Wenn Brandt rauskriegt, dass er wieder hier war, bekomme ich den Ärger.«
     
    Wie aufs Stichwort kommt unser Chef hereingerannt.
    »Engel, wenn Sie meinen, Sie könnten den Jungen beschützen, dann muss ich Ihnen sagen: Nein. Jetzt ist es genug. Sie haben es nicht im Griff! Tut mir leid. Quatsch, was rede ich da? Tut es nicht! Hausfriedensbruch, Einbruch, Diebstahl. Es reicht! Pah«, er redet sich in Rage, »Ihre Idee, die Schlösser auszutauschen, Blödsinn! Kostet nur mein Geld. Sollen sich andere drum kümmern. Der hat sicher noch mehr auf dem Kerbholz, da bin ich ganz sicher. Sie haben Ihre Kräfte überschätzt. Sie können nicht jedermanns Engel sein. Machen Sie mir eine Verbindung mit der Polizei!«, kommandiert er in halber Drehung beim Hinausgehen, hält inne, führt die letzte Bewegung wieder retour, scheint mich jetzt erst wahrzunehmen und fährt im gleichen Ton, wie vor dem letzten Atemzug, fort:
    »Was machen Sie denn hier? Heute brauche ich Sie nicht. Keine Arbeitszeit. Engel wird Sie anrufen. Guten Tag …«, Drehung zum Ausgang, halber Schritt und seufzend:
    »… lieber Himmel.« Vorhang fällt, Ende des Aktes.
     
    Wie zwei begossene Pudel stehen wir da, wobei ich mir zuerst das Wasser aus dem krausen Fell schüttle:
    »Was läuft denn hier für ein Film? Sonntagmorgen auf dem Friedhof habe ich mich schon über die Lebhaftigkeit des Ortes zu der frühen Stunde gewundert. Der Junge von eben war auch da und sprach mit Hanf.«
    »Hanf soll bloß aufpassen«, sagt sie nur, wobei sie irgendwas anderes zu überlegen scheint.
    »So ähnlich hat Brandt sich auch ausgedrückt«, erwähne ich ungehört.
    In der kurzen Zwischenzeit muss in der Engel ein Plan gereift sein, denn entschlossen strafft sie sich, bittet mich, den Raum zu verlassen und weist mich an, ja, so könnte man es nennen, denn sie fragt nicht, sie bestimmt also, dass ich sie zur Polizei fahren soll. Dann müsse sie Brandt keine telefonische Verbindung machen, sie könne dessen Wunsch zur Anzeige persönlich vorbringen und vor allen Dingen brauche sie Klarheit über Richy. Wenn er es wäre, wolle sie ihn haben, Punkt. Sie sagte wirklich Punkt. Ihr Gedankengang ist damit abgeschlossen und natürlich werde ich sie fahren. Die Frau überrascht mich. Ich muss ja nicht zur Polizei reingehen. Mit der Staatsmacht habe ich derzeit genug erlebt.
    Das sage ich ihr auch, genau so. Aber nichts da, sagt sie mir, während wir zurück nach vorne ins Institut gehen. Sie wolle mich dabei haben. Ich könne wichtige Angaben zu Richy machen und ebenso zum Vorfall mit Abi. Höre ich Trotz in ihrer Stimme? Auf dem Gebiet stoischen Widerstandes kenne ich mich aus. Da halte ich gegen.
    »Nein, ich werde draußen warten. Alles, was ich über Richy weiß, habe ich in Burbach gesagt. Ich komme nicht mit rein, Punkt.« Treffer, versenkt. Sie sagt nichts mehr dazu, während sie den Anrufbeantworter abhört, sich Notizen macht und Brandt eine Nachricht hinterlässt: Bin bei der Polizei. Feierabend.
     
    Wenn ich sie fahren werde, heißt das, sie steigt in mein Auto, was sie aber nur kann, wenn ich meinen Hausunrat beiseite räume. Noch rüstet sich Felicitas zum Aufbruch. Wenn sie ähnlich lange dafür braucht wie meine Ex, könnte ich das Auto durch eine Super-Deluxe-Handwäsche jagen und obendrein die Felgen per Zungenspitze putzen lassen. Sollte sie aber schneller sein, bleibt weit weniger Zeit. Sie hat schon ihre Tasche gerafft. Jetzt muss ich mich beeilen und stürze aus der Tür. Ruckzuck Kofferraum auf, bah, ist der schon voll. Gummistiefel, Friesennerz, die sperrige Dachabdeckung, darunter Warndreieck und Erste-Hilfe, alte, feuchte Laufschuhe, ui, die hätte ich längst wegwerfen sollen, alles schiebe ich zusammen, was mir einige Kubikzentimeter Luft für meine paar Einkäufe, eine Klamottentüte und etliches Leergut verschafft. Der schwere Army-Parka bleibt auf der Rückbank. Noch schnell den Beifahrersitz von Mundharmonika, Laub und Krümeln befreien, ich höre sie schon durch die Tür kommen, zum Ausschlagen der Fußmatte fehlt die Zeit. Mir wäre nach einem Handtuch, ich glaube, ich schwitze.

29
    »Ihrer?«,

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