Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
ganze Kram. Keine Kameras.«
»Er musste nach dem Angriff nur über den Korridor eines höher gelegenen Stockwerks auf die andere Seite des Hauses laufen -«
Mike spann den Faden weiter. »Skimaske und Handschuhe ausziehen, sie mitsamt dem schwarzen Pulli in den Müllschlucker werfen und das Haus durch den Haupteingang verlassen, was wegen der ganzen Aufregung unten im Eingangsbereich und vor dem Haus niemandem auffiel.«
»Der Revierleiter hat an jedem Eingang einen Polizisten postiert. Jeder, der heute Morgen rein- oder rauswill, muss sich ausweisen«, sagte Camacho.
»Es wird nicht mehr lange dauern, bis man mich vor die Tür setzt«, sagte ich. »Ich habe bald einen Ruf als Problemmieterin weg.«
»Gib mir deine Schlüssel.«
»Wie bitte?«
»Deine Schlüssel. Ich bringe den Sergeant nach unten und hör mich noch mal um, und du legst dich hin, um ein paar Stündchen zu schlafen. Ich komm wieder und hau mich hier bei dir aufs Ohr. Besser, als zu Hause in Selbstmitleid zu zerfließen.«
»Mike, ich -«
»Die Schlüssel.« Er hob die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. »Geh ins Bett. Wir haben in aller Herrgottsfrüh einen Termin bei Joe Berk.«
»Ich weiß nicht, ob ich das heute ertragen kann. Er kann so rüpelhaft sein. Weißt du etwas, wovon ich nichts weiß?«
»Ich habe wegen des Fotos von Lucy DeVore recherchiert. Du weißt schon, das Foto, das aussieht, als könne es in letzter Zeit in New York aufgenommen worden sein.«
»Auf dem sie den Fes trägt und sich auf einen Türknauf stützt, in den ein Wort mit dem Anfangsbuchstaben M eingraviert ist?«
»Genau. Als Erstes bin ich zur Oper gefahren. Aber in der Met gibt es dieses Design nirgendwo. Also habe ich mir von einer älteren Dame, die schon seit Ewigkeiten am Ticketschalter arbeitet, eine Liste aller Broadway-Theater besorgt, deren Namen mit M beginnen. Ich fing mit dem Music Box an.«
»Ist das nicht ein herrliches Gebäude? Es wurde speziell für Irving Berlins Musicals errichtet. Mein Vater liebte das Music Box - es erinnerte ihn an seine Kindheit.«
»Zu filigran. Keine Übereinstimmung. Also versuchte ich es im Majestic.«
»Das ist riesig.«
»Dort läuft immer noch das Phantom der Oper . Wie dem auch sei - Fehlanzeige. Ich hab’s sogar im Martin Beck probiert. Nichts. Dann gab es mal ein Theater namens Morosco, das hat mir die Alte erzählt, aber das wurde vor langer Zeit abgerissen.«
»Mir fallen keine anderen ein.«
»Mir auch nicht. Aber die Dame erzählte mir noch vom Brooks Atkinson, wer immer das war.«
»Er war Theaterkritiker bei der New York Times .«
»Soll einer verstehen, warum man etwas nach einem Kritiker benennt.« Mike lächelte. »Jedenfalls wurde das Theater in den zwanziger Jahren gebaut. Damals hieß es Mansfield. Ich dachte mir, dass es sich trotz des Namenswechsels vielleicht lohnen würde, die ursprüngliche Ausstattung zu überprüfen.«
»Du hörst dich an, als hättest du den Türknauf gefunden.«
»Nein. Aber im Foyer hingen einige Großaufnahmen von berühmten Schauspielern von vor vierzig, fünfzig Jahren, die nach irgendeiner Preisverleihung bei Sardi’s feierten. Auf einem Foto sieht man Yul Brunner, Zero Mostel und Richard Burton mit erhobenen Gläsern, Joe Berk ist mittendrin. Mit genau demselben roten Fes auf seinem fetten Schädel, den Lucy DeVore auf dem Foto trägt, das wir in ihrem Hotelzimmer gefunden haben.«
33
Als wir am nächsten Morgen das Haus verließen, war noch immer keine Ruhe eingekehrt. Die Detectives befragten weiterhin die Bewohner, die Spurensicherung war an den Ausgängen und im Keller mit der Suche nach Kontaktspuren beschäftigt, und in der Eingangshalle hatten sich Neugierige versammelt, um zu erfahren, was es mit der ganzen Polizeiaktivität auf sich hatte, die sie sich eigentlich durch die hohen Wohnkosten vom Leib halten wollten.
»Beeil dich, Blondie. Der Hausmeister sieht dich schon böse an.« Mike schob mich durch die Drehtür und zeigte auf seinen Dienstwagen, der neben der Zufahrt am Straßenrand stand.
»Sollten wir Berk nicht besser vorher anrufen? Halb acht ist nicht gerade eine zivile Zeit für unangemeldete Hausbesuche.«
»Ach was! Wir sorgen dafür, dass Berks Pumpe gleich am Morgen in Schwung kommt. Das tut ihm vielleicht sogar gut.«
Wir parkten vor dem Belasco, direkt gegenüber dem Kabelschacht, der Berk vor einer Woche fast zum Verhängnis geworden wäre. Auf Mikes Läuten hin meldete sich eine Frauenstimme und fragte, wer da sei.
Weitere Kostenlose Bücher