Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack
auf die Uhr.
»Möchten Sie an meinem Programm ›Geld für Sauerstoff‹ teilnehmen?«, fragte er. »Es liegt an Ihnen.«
Plastik knackte in Conlans Ohren, als er heftig nickte.
Jack griff über den Tisch, und Luft, herrliche Luft drang durch das kleine Loch, das Jack in das Plastik bohrte.
»Ich dachte, die Beatles hätten Sie beeinflusst, Charlie.«
Lächelnd trommelte Jack mit den Fingern auf dem Tisch. »Erinnern Sie sich etwa nicht? › The best things in life are free ‹?«
Conlan, die Stirn auf den Tisch gelegt, keuchte und rang um Atem. Das Klemmbrett wurde neben seinen Kopf geschoben, ein Kugelschreiber landete auf dem Klemmbrett.
Zwei Gedanken strömten gemeinsam mit frischem Sauerstoff in Conlans Hirn. Der erste war ein Gebet. Der zweite ein Fluch.
Mein Gott.
Wir sind total am Arsch.
34
Ich hatte das Gespräch mit Maeve gerade beendet und dachte darüber nach, dass ich ein größeres Bedürfnis nach ihrer Stimme gehabt hatte als sie nach meiner.
In dem Augenblick schlenderte Steve Reno in den Bus der Einsatzzentrale. Er hatte eine Schachtel mit Sandwiches und Kaffee dabei und reichte mir einen Kaffee und seine Hand.
Ich erinnerte mich an Steve von mehreren Einsätzen bei Geiselnahmen. Wie die meisten Spitzenpolizisten des NYPD war der langhaarige, muskulöse Kerl auf seine Art unnormal. Niemand hatte mehr Geduld und Mitleid vor einer verbarrikadierten Tür als er - und niemand war schneller dabei, wenn sie eingetreten werden musste. Steve Reno war eindeutig ein geheimnisvoller Mensch. Dreimal verheiratet, fünf Kinder, wohnhaft in SoHo, Pick-up mit einem Semper-Fidelis-Aufkleber auf der Heckscheibe.
Hinter ihm standen zwei Mitglieder der FBI-Sondereinheit in schwarzen Anzügen. Der Kleinere der beiden hätte Klempner sein können oder Lehrer, wenn seine leuchtend grünen Augen nicht gewesen wären, die den Bus und mich mit der Effizienz des Lichtbalkens eines Kopiergeräts überflogen.
»Mike, das ist Dave Oakley von der Abteilung Geiselbefreiung«, stellte Steve ihn mir vor. »Eine lebende Koryphäe bei den Spezialeinheiten.«
»Dabei belassen wir es auch, Steve, hm? Kein Chaos heute«, sagte Dave Oakley mit schroffem, humorlosem Lachen,
als ich seine schwielige Hand schüttelte. »Um was geht’s bei unserem neuen besten Freund da drin?«
Ich klärte ihn auf, so gut ich konnte. Als einzige Veränderung in seinem Gesicht presste er die Lippen aufeinander, als ich den Sprengstoff erwähnte. Am Ende meines Berichts nickte er.
»Unser heutiges Arbeitsprogramm steht schon«, meldete sich Reno schließlich zu Wort. »Wir haben bereits mit dem Geheimdienst gesprochen. Präsident Hopkins hat ihnen erzählt, die restlichen Geiseln würden in der Lady Chapel im hinteren Teil der Kathedrale festgehalten. Und die Geiselnehmer seien nicht nur extrem ruhig, sondern würden sich auch von den Gefangenen nicht beeinflussen lassen. Sie scheinen gut ausgebildet zu sein, diszipliniert. Sie sind keine Terroristen, sondern offenbar Amerikaner. Das ist neu für mich.«
»Das ist für uns alle neu«, bemerkte ich, als die Tür hinter Reno erneut geöffnet wurde.
Ein weiterer Polizist mit der Baseballkappe der Sondereinheit betrat mit einem älteren Mann mit Tweedmütze den Bus. Der Ältere hatte eine große Papprolle dabei. Was sollte das jetzt wieder?
»Ich bin Mike Nardy, der Küster der Kathedrale«, stellte er sich vor und öffnete den Deckel der Rolle. »Die Pfarrei hat gesagt, ich soll das hier vorbeibringen.«
Ich half ihm, den Plan zu entrollen. Das Papier war alt, an den Kanten vergilbt, doch der Maßstab der abgebildeten Kathedrale war hervorragend. Ich legte ein paar plappernde Funkgeräte auf die Kanten des Plans, während Reno, Oakley und Commander Will Matthews sich zu mir herüberbeugten.
Die Kathedrale sah von oben wie ein Kreuz aus. Der
Haupteingang an der Fifth Avenue befand sich unten am langen Teil, die Eingänge von der 50th und 51st Street am Querhaus. Für die Lady Chapel, die sich am anderen Ende des langen Teils des Kreuzes nach außen wölbte, gab es keinen Zugang von außen.
»Ich habe Heckenschützen bei Saks auf der 49th und in der 620 Fifth hinter uns positioniert«, erklärte Oakley. »Einen muss ich noch auf der Rückseite in der Madison abstellen, um die Lady Chapel bewachen zu lassen. Dumm, dass die Buntglasfenster ungefähr so durchsichtig wie Backsteinmauern sind. Mr. Nardy, aus diesem Plan geht nicht hervor, ob man von der Fensterrose hier vorne aus einen direkten
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