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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Kindes. Entsprechend wenig wog er. Seine Schultern streiften über den Asphalt, als wir zur Absperrung rannten.
    »Wie kommt’s, dass wir bei unserer Arbeit ständig nur noch Leichen bergen, Mike?«, fragte Reno traurig.

60
    Während ich den ermordeten Priester auf eine Liege der Sanitäter legte, klingelte ein Telefon im Bus. Ich brauchte nicht auf die Rufnummernanzeige zu schauen, um zu wissen, wer anrief. Statt loszuspurten, schloss ich zuerst mit dem Daumen vorsichtig die Augen des Priesters.
    »Bennett!«, bellte Commander Will Matthews.
    Wie ein Zombie stolperte ich im Bus an ihm vorbei, ohne ihn zu grüßen. Zum ersten Mal hatte ich kein flaues Gefühl im Magen, als ich zum Telefon griff, spürte keine Angst, dass ich irgendetwas vermasseln könnte. Ganz im Gegenteil. Ich hatte es furchtbar eilig, mit diesem Schwein zu reden.
    FBI-Unterhändler Martelli musste meine Wut gespürt haben und packte mich am Handgelenk.
    »Mike, entspannen Sie sich«, ermahnte er mich. »Egal, was passiert ist, bleiben Sie ruhig. Zeigen Sie keine Gefühle. Wenn Sie explodieren, geht die Beziehung kaputt, die Sie aufgebaut haben. Dreiunddreißig Menschenleben stehen noch auf dem Spiel.«
    Keine Gefühle zeigen! Das Schlimme daran war: Martelli hatte absolut Recht. Meine Aufgabe war es, die Ruhe in Person auszustrahlen. Es war, als ließe man sich die Nase brechen und müsste sich für das Blut an der Faust des Schlägers entschuldigen. Langsam begann ich meine Rolle zu hassen.
    Ich nickte dem Kommunikationstechniker vor seinen Geräten zu.

    »Bennett«, meldete ich mich.
    »Mike«, flötete Jack fröhlich in mein Ohr. »Da sind Sie ja. Hören Sie, bevor ihr euch da draußen aufregt - ich kann das erklären. Pater Blinder Passagier muss sich gestern Abend ziemlich arg über den Hauswein hergemacht haben, obwohl wir allen gesagt haben, sie sollen gehen. Er sprang zur falschen Zeit aus seinem Versteck und versuchte abzuhauen. Mit seinem schwarzen Anzug dachten wir, ihr Jungs von der Spezialeinheit hättet vor, die Party zu stören.«
    »Was wollen Sie also damit sagen? Dass es nur ein Unfall war? Und eigentlich nicht Ihr Fehler?« Der Hörer in meiner Hand drohte zu Staub zu verfallen, so sehr drückte ich ihn.
    »Genau«, antwortete Jack. »So eine ›Falscher Ort zur falschen Zeit‹-Geschichte, Mike. Nicht, dass man von einem großen Verlust ausgehen müsste, wenn man genauer darüber nachdenkt. Die alte Schwuchtel schlummert im Staub. Wie ich das sehe, werden eine Menge Ministranten heute Nacht etwas besser schlafen.«
    Das reichte. Ob Rolle oder nicht, ich hatte genug davon, diesem Ungeheuer zuzuhören.
    »Elender Hurensohn«, blaffte ich. »Sie sind ein dreckiges Stück Scheiße. Sie haben einen Priester getötet.«
    »Täuschen mich meine Ohren?«, rief Jack glücklich. »Oder habe ich tatsächlich so etwas wie eine Emotion herausgehört? Ich hatte schon gedacht, ich würde mit einem Anrufbeantworter sprechen, Mikey. Ich dachte schon, bei diesem ganzen Psychotherapiekram, diesem Strategiescheiß für ruhige Verhandlungsführung, müsste ich mir meine Waffe in den Hals schieben. Aber endlich! Jetzt legen wir mal alle Karten auf den Tisch, Freundchen. Wir
wollen das Geld und abhauen, und ihr wollt uns bei der erstbesten Gelegenheit die Köpfe mit Präzisionsgewehren wegpusten.«
    Jack lachte unbekümmert.
    »Wir sind keine Freunde. Wenn es Feinde auf dieser Welt gibt, dann Sie und ich. Und Sie haben Recht, Mike: Wir sind Hurensöhne. Schlimmeren Hurensöhnen als uns seid ihr noch nicht begegnet. Wenn wir bereit sind, einen Priester wegen nichts zu töten, um wie viel schneller werde ich mich Ihrer Meinung nach dann davon überzeugen lassen, einen dieser wertlosen Prominenten wegen einer siebenstelligen Summe in einen Leichensack zu stecken? Entweder ihr tötet uns, oder ihr besorgt uns unser Geld. Aber hört auf, unsere Zeit zu verschwenden!«
    »Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht für diese andere Option entscheiden wollen?«, unterbrach ich ihn.
    »Welche andere Option, Mikey?«
    »Sich Ihre Waffe in den Hals zu schieben«, antwortete ich.
    »Höchst unwahrscheinlich«, erwiderte Jack mit einem Lachen. »So hungrig bin ich nicht. Aber wenn Sie mit mir spielen, passen Sie besser auf. Bevor diese Sache vorbei ist, könnte ich beschließen, sie Ihnen in den Hals zu schieben.«

61
    Die Verbindung wurde unterbrochen, und das Freizeichen jaulte in meinem Ohr, als gleichzeitig Mike Nardy, der Küster der Kathedrale, den Bus

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