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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Freien auf ein Podium, vor sich ein Urwald aus Mikrofonen. Genau wie Derek Jeter nach einem Baseballspiel, dachte Brian aufgeregt.
    Doch bei genauerem Hinsehen spürte er Sorge statt Stolz. Sein Vater lächelte, aber es war nicht gut. So lächelte er immer, wenn er so tat, als wäre er nicht traurig oder wütend.
    Ja, genau, sein Vater machte ein Gesicht wie Jeter.
    Ein Gesicht wie nach einem schweren Verlust.

68
    Es war nicht nur die beißende Kälte, die mich betäubte, als ich das Podium betrat. Normalerweise bekam ich schon bei einer gewöhnlichen Presseerklärung ein flaues Gefühl im Magen. Doch als Will Matthews sagte, der Polizeipräsident habe umgehend eine Pressekonferenz einberufen, meldete ich mich sogar freiwillig.
    Ich wusste, diese Mörder da drin würden zusehen - und ich wollte, dass sie mich sahen und hörten, was ich zu sagen hatte.
    Ich ließ meinen Blick über das Meer von Kameras der nationalen und internationalen Fernsehsender gleiten, bis ich ihn auf die schwarze Linse direkt vor mir gerichtet hielt.
    »Während der vergangenen Stunde wurde eine Mannschaft zusammengestellt, um die Geiseln zu befreien«, begann ich. »Es erfolgte ein Schusswechsel, und zwei Männer, ein FBI-Agent und ein Mitglied der Sondereinheit des NYPD, wurden getötet. Zwei weitere Beamte wurden verwundet. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass, Namen erst bekanntgegeben werden, wenn die Familien benachrichtigt sind.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Hungrige Wölfe, denen ein Stück Fleisch vorgeworfen wurde.
    »Warum wurde der Angriff so schnell angeordnet?«, rief ein Reporter mit Präsidentenhaarschnitt aus den vorderen Reihen.
    »Die Entscheidungen der Einsatzleitung vor Ort können
angesichts der noch fortdauernden Situation nicht kommentiert werden«, antwortete ich.
    »In welchem Teil der Kathedrale fand der Rettungsversuch statt?«, fragte eine Reporterin mittleren Alters hinter ihm. Sie hielt in einer Hand ein Mikrofon, in der anderen ein Handy.
    »Ich wiederhole, in diesem Augenblick kann nichts über das taktische Vorgehen bekanntgegeben werden.« Selbst mir machte es Angst, wie ruhig ich klang. Vor ein paar Minuten stand ich noch im Kugelhagel, jetzt hörte ich mich an wie Colin Powell bei einem Bericht über seine Truppen. Warum auch immer, ich war stolz auf mich. Den Arschlöchern auch nur anzudeuten, dass sie uns irgendwie getroffen hätten, wäre eine Beleidigung für die getöteten Männer gewesen.
    »Dies ist eine schwierige Situation, meine Damen und Herren«, fuhr ich fort. »Ich weiß, Sie wollen wissen, was hier vor sich geht, aber im Moment kann noch nicht alles bekanntgegeben werden. Dies würde unseren Zielen entgegenwirken, weil wir die dreiunddreißig Geiseln unversehrt dort rausholen wollen.«
    »Und die Geiselnehmer auch?«, rief jemand von hinten. »Was ist mit denen?«
    Wieder blickte ich standhaft in die Kamera. Beinahe spürte ich, wie ich mit Jack in Augenkontakt trat.
    »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Selbstverständlich versuchen wir das. Wir wollen die Angelegenheit friedlich lösen.«
    Ich achtete nicht auf den Schwall von Fragen, als ich das Podium verließ. Beinahe stieß ich mit einer brünetten Reporterin zusammen, als ich über ein Kabel stolperte.
    »Kommen Sie schon, Mike«, sagte Cathy Calvin. »Wer
sind diese Typen? Sie müssen uns darüber informieren, was die wollen. Was haben sie vor?«
    »Warum fragen Sie mich?« Ich schielte beinahe, so verwirrt wollte ich wirken. »Lesen Sie Ihre eigene Zeitung nicht, Ms. Calvin? Ich weiß von nix, erinnern Sie sich?«

69
    Ich saß bereits wieder im Bus der Einsatzzentrale und hielt das Telefon in der Hand, ließ es aber beinahe fallen, als es losklingelte. Immer noch kochte ich innerlich, doch ich wusste, wie sinnlos dieses Gefühl im Moment war. Die Wut fühlte sich gut an, aber sie nützte nichts. Ich wusste, jetzt musste ich dieses verdammte Chaos irgendwie retten.
    Und vor allem musste ich Jack dazu bewegen, zu reden statt zu schießen.
    »Mike hier«, meldete ich mich.
    »Du verlogener Hurensohn!«, schrie Jack.
    »Aber, aber, Jack«, wiegelte ich ab. »Es gab ein Durcheinander. Ein Kommunikationsfehler. Ich wurde von dem Vorstoß erst informiert, nachdem er passiert war.«
    Ich wollte so ehrlich sein wie möglich, um mich ihm anzunähern, doch unter diesen Umständen war das ausgeschlossen. Ich hatte gerade versucht, Jack und seine Komplizen zu töten, und eigentlich war ich sauer, dass es uns nicht geglückt

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