Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Handgelenk, um sie zu fixieren.
    »Interference«, rief Little John mit gespielter Schiedsrichterstimme. »Zehn Yards. First down. Und ich setze Sie dauerhaft auf die Verletztenliste.«
    Der Knall wurde von Snows Schrei übertönt.
    Conlan beobachtete, wie Mercedes Freer zu Little John ging. Was machte sie denn jetzt schon wieder?
    Sie erhielt ein Mobiltelefon. Dann eine Zigarette. Ihm wurde klar, was passiert war, als Little John sie ihr großzügig anzündete.
    »Du hast uns verraten«, krächzte Conlan. »Du kranke, kleine Nutte.«

    Mercedes verdrehte die Augen in Conlans Richtung.
    »Fröhliche Weihnachten, Mama«, säuselte sie ins Telefon. »Hör auf zu weinen, alles ist in Ordnung. Die Jungs sind gar nicht so böse. Sie lassen mich gehen, keine Sorge. Du hast Mercedes doch beigebracht, auf sich aufzupassen.«

88
    Ohne den üblichen Verkehr schaffte ich es am Weihnachtsmorgen fast in Rekordzeit bis zur St. Patrick’s Cathedral. Sogar die Anzahl der Schaulustigen und Medienvertreter hatte beträchtlich abgenommen, doch ich hatte das Gefühl, nach dem Auspacken der Geschenke würden sie zu ihrem blutigen Sport zurückkehren.
    Als ich den Platz vor dem Rockefeller Center überquerte, ging ein Weihnachtsmann in rotem Umhang, ein Tablett mit Kaffee in den Händen und eine Maschinenpistole über den Rücken geschnallt, an mir vorbei. Es war Steve Reno.
    »Hey, Weihnachtsmann, sind die Geschenke schon verteilt? Falludscha?«
    »Ich versuche, die Leute bei Laune zu halten, Mike«, erwiderte Reno durch seinen Wattebart.
    »Ihre Aufgabe ist schwerer als meine«, bemerkte ich.
    Paul Martelli rannte mich beinahe um, als ich in der Einsatzzentrale aus dem Fahrstuhl stieg.
    »Wir haben es geschafft, Mike«, verkündete er. »Vor fünf Minuten haben wir das letzte Geld erhalten. Es kann überwiesen werden.«
    »Gibt’s eine Möglichkeit, es zu verfolgen?«, fragte ich.
    Martelli zuckte mit den Schultern. »Wir wissen, es soll auf ein Konto auf den Kaiman-Inseln überwiesen werden. Dort wird es sofort woanders hin überwiesen, dann wieder woanders hin. Vielleicht können wir auf die Bank da unten genügend politischen Druck ausüben, damit sie uns
sagen, wohin es weiterüberwiesen wurde, aber bis dahin wird es möglicherweise schon auf einem anderen Nummernkonto in der Schweiz oder weiß der Henker wo liegen. Die Jungs vom Wirtschaftsverbrechen arbeiten daran. Falls wir in der Lage sind, es aufzuspüren, wird es zumindest eine Weile dauern.«
    Hm, wenigstens hatten wir das Geld beisammen, dachte ich. Das war schon mal was.
    Ich drehte mich zu Commander Will Matthews um, der aus dem Konferenzsaal kam. Seine Bartstoppeln und seine rot geränderten Augen ließen mich zusammenzucken. Das Einzige, was er diese Weihnachten bekommen hatte, war ein Magengeschwür.
    »Sind wir so weit?«, fragte Will Matthews.
    Mason erhob sich, die Hand über die Sprechmuschel seines Telefons gelegt. »Die Bank wartet nur auf den Startschuss.« Auch Mason schien die Sache hinter sich bringen zu wollen. Er war keine große Hilfe gewesen, war aber zumindest dageblieben, um die Sache im Auge zu behalten.
    Will Matthews nahm seine Mütze ab und fuhr mit der Hand durch seinen Bürstenschnitt, bevor er zum Hörer griff.
    »Hier ist Will Matthews, Commander vom Bezirk Süd«, meldete er sich. »Ich sage es ungern, aber überweisen Sie das Geld.«
    Ich folgte meinem Chef in den Konferenzsaal und stand neben ihm, während er schweigend die Kathedrale betrachtete.
    Schließlich drehte er sich zu mir.
    »Holen Sie diese Schweine ans Telefon, Mike, und sagen Sie ihnen, sie hätten ihr verdammtes Geld und sollen jetzt diese armen Leute freilassen.«

    »Wie, glauben Sie, werden sie abhauen, Commander?«, fragte ich.
    »Das werden wir sehen, Bennett«, antwortete er mit finsterem Blick über die Fifth Avenue. »Dieses Warten bringt mich um.«

89
    Ich ging hinaus, wo der für die Kommunikation zuständige Sergeant an seinem Schreibtisch saß und mich erwartungsvoll anblickte.
    »Was ist los, Mike? Wie geht’s weiter?«
    »Können Sie mich in die Kathedrale durchstellen?«, fragte ich.
    Er blinzelte mehrmals, bevor er nickte, aufstand, die Papiere von seinem Schreibtisch fegte und einen Laptop aufklappte.
    »Eine Minute«, sagte er, und genauso lange brauchte er auch.
    Der Sergeant reichte mir das Telefon. »Hallo«, meldete sich Jack.
    »Hier ist Mike. Das Geld wurde überwiesen.«
    »Alles?«, vergewisserte sich Jack.
    »Alles. Sie haben, was Sie