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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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egal. Die Götterdämmerung hat begonnen.« War das ein Bauernopfer oder die Kapitulation? Peters gab Stoll das Wachbuch. »Was ist Ihnen auf den Magen geschlagen, Herr Peters?«
    »Unser Vertrag wird definitiv nicht verlängert. Das ist das Ende.« Das Ende wovon, fragte sich Stoll. Wer ist die Spinne im Netz? Peters, der eilig das sinkende Schiff verließ? Buffo, der vielleicht einen Mord befohlen hatte? Cordes, der große Boss im Hintergrund? Oder gibt es da noch den großen Unbekannten?
     

45.
     
    »80.000 Euro – da muss ein alter Steinmetz lange für meißeln.« Stoll wartete auf eine Reaktion. Burkhard Follner tat unbeteiligt. Sein Name in Sellners Aufzeichnungen? Keine Ahnung. Aufträge für Arbeiten am Denkmal? Man habe dem mal mit einem Kranwagen ausgeholfen. Bargeldzahlungen? Keine Ahnung.
    »Aber ich habe eine Ahnung, Herr Follner. Ich verhafte Sie hiermit wegen des dringenden Verdachts, Fritz Sellner ermordet zu haben.«
    Follners Blutdruck schien langsam auf Betriebstemperatur zu kommen. »Sie haben nicht den geringsten Beweis. Ich will meinen Anwalt sprechen.« Stoll nickte. »Hier ist das Telefon, rufen Sie Ihren Anwalt an. Nehmen Sie einen verdammt guten, Sie können es brauchen.«
    Der Mann mit dem Spitznamen Buffo zögerte. »Schauen Sie doch in das Wachbuch.«
    Bin ich blöde, dachte Stoll. Da muss mich dieser Ganove auf meine Trumpfkarte aufmerksam machen. Er blätterte zurück auf den tragischen Sonntag, den letzten Tag im Leben des Fritz Sellner. Der Mord wurde gegen 19 Uhr begangen. Nun erwarte mal nicht zu viel, dämpfte Stoll seine Erwartungen. So etwas wird in kein Wachbuch der Welt eingetragen.
    Es gab an jedem Tag eine Vielzahl von Eintragungen. »Sie hatten am Sonntag um 19 Uhr Dienst?« »Wenn das da steht.« »Haben Sie in der Zeit das Werksgelände verlassen?« »Dann wäre da eine Eintragung.« »Hier steht nur: 18.30 Uhr. Dienstfahrt WM Santer / WM Müllrich. WM steht für Wachmann?« Follner nickte. »Wann sind die Wachmänner zurückgekehrt?« »Das muss da stehen.« »Hier steht nichts. Können Sie sich nicht daran erinnern?« »Nein.« »Wie lange werden die Wachmänner Santer und Müllrich unserem Verhör standhalten, Herr Follner?«
    Buffo grinste. »Unsere Leute sind gut ausgebildet und ständig im Training.«
    »Böker«. Stoll wollte es jetzt wissen. »Nehmen Sie sich zwei Mann und verhaften Sie die Wachmänner Santer und Müllrich. Mordverdacht. Wenn die nicht im Cordes-Werk sind, spüren Sie sie auf. Adressen von Herrn Peters bei Cordes.«
    »Was wird mit mir«, wollte Follner wissen.
    «Sie warten jetzt noch eine halbe Stunde hier, damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Dann können Sie gehen. Vorerst. Wir sind noch nicht fertig, sagen Sie das Ihrem Anwalt.«
    Stoll schaute aus dem Fenster in die Wärme des Stadtteils. Es geht voran, registrierte er. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Wie sagte das alte chinesische Sprichwort? »Die Wissenden reden nicht viel, die Redenden wissen nicht viel.«
    Santer und Müllrich waren schnell gefunden und kamen widerstandslos mit. Beide redeten ununterbrochen, meist gleichzeitig. Stoll ließ sie gewähren, denn die Männer beschuldigten sich gegenseitig. Sellner habe angegriffen, sie mussten sich verteidigen. Dabei sei die Grabplatte umgefallen und habe den Steinmetz erschlagen. Worum der Streit ging?
    Um Aufträge und Geld. Wofür zahlten sie Sellner Geld? Für Reparaturen an Denkmälern. Dafür ist der Cordes-Werkschutz zuständig? Befehl ist Befehl, man tue, was verlangt werde. Schließt das die Beteiligung an schwarzen Messen auf dem Bergfriedhof ein? Ja, manchmal, aber das war eher ein Spaß. Der Chef sei mit Herrn Zumdick befreundet. Und da habe man dem mal ausgeholfen. Einmal hätten sie sogar ein Grab geschaufelt, um dem verrückten Pastor Sauerbier eins auszuwischen.
    Stoll ging zum Einzelverhör über. Nach drei Stunden hatte er ein anschauliches Bild der Vorgänge in Sellners Werkstatt.
    Sellner bekam Geld für Aufträge. Er musste vor allem das Egestorff-Denkmal pflegen. Da sollten wichtige Sachen eingelagert werden. Detailkenntnisse bestritten beide. Bei Cordes unterliege alles der Geheimhaltung, auch der Werkschutz wisse nicht alles. Sellner wollte aus dem gemeinsamen Geschäft aussteigen und alle Vereinbarungen publik machen. Buffo habe sie gedrängt, das um jeden Preis zu verhindern. Die schwere Steinplatte mussten sie gemeinsam heben. Totschlag oder Mord – das würde ein Gericht entscheiden, dachte Stoll. Die

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