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Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Titel: Totenruhe - Bleikammer - Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ich andere einweihte. Emi hatte mich gewarnt, dass es das Ende der Firma bedeuten würde, wenn das Geheimnis an den Tag kam. Hara hatte bereits einmal bewiesen, dass er seine Gedanken hemmungslos offen aussprach. Was ich ihm anvertraute, würde an die Öffentlichkeit sickern.
    Am Nachmittag machte ich noch eine unglaubliche Entdeckung. In einer der Schubladen meines Schreibtisches gab es ganz hinten eine Stelle, die mit einem Stück Papier überklebt war. Ich riss den Fetzen weg und fand dahinter einen winzigen Schalter!
    Ich war so gierig nach einer Auflösung der Rätsel, dass ich den Schalter betätigte, ohne auch nur einen Moment zu zögern.
    Am rechten Ende des Raumes knarrte es, und langsam öffnete sich die Wand, bis ein Durchgang von sechzig, siebzig Zentimetern Breite entstanden war. Dahinter war nichts zu sehen als eine weitere Wand, dunkel und glatt.
    Ein geheimer Raum! Also doch! Unwillkürlich lauschte ich, ob das schwere Atmen einer Echse zu vernehmen war. Natürlich herrschte absolute Stille, sobald der Öffnungsmechanismus zur Ruhe gekommen war. Ich kicherte wie ein Mädchen. Das Kichern schien nicht zu mir zu gehören. Ich war vollkommen gefangen von der Situation, unfähig, der Verlockung zu widerstehen.
    Mit langsamen Schritten ging ich durch das Büro und trat durch die Öffnung. Der Hohlraum dahinter war eng und düster. Ich betastete die zweite Wand, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches feststellen. Eine Tapete spannte sich über einen sehr harten Untergrund. Kaum war ich stehen geblieben, glitt die Tür hinter mir zu. Für ein paar Sekunden stand ich in vollkommener Finsternis, denn Beleuchtung gab es hier keine. Dann öffnete sich die Wand vor mir, und ich blickte auf einen Raum, etwa drei auf drei Meter, in dessen Mitte ein schlichter weißer Kasten auf einem ebenso schmucklosen Podest stand. Helles Licht brannte von der Decke herab. Es war eben erst angegangen, für mich.
    Ich stand in der Tür und wagte zunächst nicht, mich davon wegzubewegen, aus Angst, auch sie könnte sich hinter mir schließen. Doch von hier aus konnte ich den Inhalt des Kastens nicht erkennen, was mich wurmte, und außerdem sah ich an der Wand einen Schalter mit dem Schriftzeichen für „Öffnen“ darauf. Ich würde den Raum also wieder verlassen können. Natürlich. Bestimmt waren auch meine Vorgänger hier gewesen. Der Raum hatte sie nicht gefangen gehalten.
    Allerdings waren sie krank geworden. Hatte diese Kammer das getan?
    Noch bevor ich sah, was sich in dem Kasten befand, fügten sich die Puzzlesteine zu einem schaurigen Bild zusammen.
    Ich musste mich in der Bleikammer befinden! Die beiden Türen bildeten eine Schleuse, die dafür sorgten, dass etwas aus dem Inneren nicht nach draußen drang, selbst wenn sich die Wand öffnete.
    Die Radioaktivität?
    Die Radioaktivität musste es gewesen sein, was die Geschäftsführer von Mitsugai krank machte und tötete. Falls die Ärzte die Strahlenschäden überhaupt als solche erkannt hatten, mussten sie sie vertuscht haben. Bestimmt waren sie dafür gut bezahlt worden.
    Dieser verdammte Raum, in dem ich nun stand, war das Wohnzimmer des Todes. Kein Monster, kein mutierter Saurier lebte hier, sondern nukleare Strahlung, sauber abgeschirmt durch dicke Wände aus Blei.
    Vielleicht hätte ich mich retten können, hätte ich sofort den Rückzug angetreten. Doch ich konnte den Raum nicht verlassen, ohne zu wissen, was in dem Kasten war. Langsam näherte ich mich ihm. Er war oben offen, und ich sah drei kleine helle Gegenstände darin liegen.
    Ich hätte schon lange wissen müssen, was ich hier finden würde. Aber ich war zu dumm gewesen, um eins und eins zusammenzuzählen.
    Es waren drei Muscheln. Hübsche, weiße Muscheln, wie Kinder sie manchmal vom Strand mitbrachten. Jede von ihnen hatte in der Mitte ein kleines Loch. Sie weckten Bilder von Inselwelten in mir – idyllische Atolle, weit draußen im Ozean. Ich erkannte sie, und zwar in doppelter Hinsicht.
    Zum einen bildeten sie das Symbol von Mitsugai, das Logo, das ich auf meinem Anzug trug, das unsere Briefköpfe, unsere Homepage, unser Firmengebäude zierte. Drei weiße Muscheln.
    Zum anderen begriff ich auch, dass diese kleinen Gegenstände auf dem Foto zu sehen waren. Der Mann hatte sie sich auf die Handfläche gelegt. Er hatte sie bei den Säuberungsarbeiten auf den verseuchten Inseln gefunden, und sie hatten ihm nicht nur so gut gefallen, dass er sich mit ihnen fotografieren ließ – irgendwie war es ihm sogar

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