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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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gefolgt von Ian, der ebenfalls eine Waffe auf uns richtete. Eric kam näher, während Ian die Tür schloss.
    »Heute muss mein Glückstag sein«, sagte Eric.

65
    Sie hatten sich kaum verändert, seit ich sie bei ihrer Verhandlung zuletzt gesehen hatte. Nur trugen sie diesmal dunkle und lässigere Kleidung sowie Handschuhe. Sie hatten zugenommen, sich gewissermaßen einen Rettungsring zugelegt, waren aber natürlich nach wie vor groß und breitschultrig. Nichts an ihnen deutete auf mangelnde Körperkraft hin. In den Gesichtern hatten sie mehr Falten, und sie waren gebräunter. Ihre Haare waren möglicherweise gefärbt. All das registrierte ich mit kaum mehr als einem Blick, weil ich es nicht fertig brachte, mich von den Läufen ihrer Pistolen abzuwenden.
    »Hände auf dem Kopf falten«, befahl Eric.
    »Sie brauchen uns doch nicht mit Pistolen zu bedrohen …«, setzte Ethan an.
    »Darüber entscheiden wir«, schnitt ihm Ian das Wort ab. »Und jetzt Hände hoch und Maul halten.« Er sah zu mir herüber. »Was hat die denn hier zu suchen?«
    »Ich dachte, ihr beiden wärt verfeindet«, sagte Eric zu Ethan. »War das nicht die Story, die du meinem Onkel erzählt hast? Und wozu das Gepäck?«
    »Jetzt ist unser Geheimnis wohl raus«, sagte Ethan zu mir, während er mich mit einem Blick ansah, in dem er gekonnt Verlegenheit und innige Zuneigung vereinte.
    »Ethan, Herrgott noch mal …«, stieß ich zornig hervor.
    »Ihr beiden habt alles versaut«, sagte Ethan zu ihnen. »Wir
hätten längst weg sein können, ehe ihr Mann uns gefunden hätte.«
    Die bringen uns um, dachte ich, als ich sah, wie wütend Eric war. Auf der Stelle. Ich werde auf dem Teppich dieser miesen Bude abkratzen.
    »Eric!«, rief Ian in scharfem Ton.
    »Allerdings werdet ihr bald weg sein«, sagte Eric zu Ethan. »Und jetzt halt die Klappe.«
    Sie fesselten uns die Hände mit Isolierband hinter dem Rücken und nahmen mir Handtasche und Schlüssel ab, ehe sie uns zwangen, zum Jeep hinauszumarschieren. Ich hoffte inständig, dass einer dieser Vergnügungssüchtigen aus Ethans Haus die Tür aufmachen und sehen würde, wie zwei Leute mit vorgehaltenen Waffen hinausgeführt wurden. Leider vergebens. Eric und Ian hätten uns wahrscheinlich mitten auf dem Flur abknallen können, und es hätte stundenlang kein Mensch bemerkt.
    Eric setzte die Alarmanlage außer Betrieb, ehe sie uns auf die Rückbank des Jeeps verfrachteten. Voller Verzweiflung sagte ich mir, dass sie uns wenigstens nicht in einen Kofferraum stopfen konnten. Nachdem sie kurz darüber gestritten hatten, wer fahren würde, stiegen Eric und Ian vorne ein. Eric setzte sich ans Lenkrad und verriegelte sämtliche Türen, ehe er den Sicherheitsgurt anlegte und die Spiegel einstellte. Diese kleinen Verrichtungen, die er zum Schutz seiner Sicherheit vornahm, während er mein Auto mit mir darin stahl, machten mich wütend und dämpften so ein wenig meine Angst. Ich beruhigte mich genug, um mir leise Hoffnungen zu machen. Auf den LoJack-Sender.
    Allerdings müsste erst jemand den Wagen als gestohlen melden, ehe die Polizei versuchen würde, das Signal des LoJack aufzuspüren. Wie lange würde es dauern, bis Frank es für nötig erachtete, mich anzurufen, geschweige denn nach meinem Auto zu suchen?

    Ich blickte zu Ethan hinüber, um zu sehen, wie er sich hielt. Offenbar hatte er auf meine Aufmerksamkeit gewartet. Er beugte sich herüber und flüsterte so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte: »Vertrau mir.«
    Schön. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, für wie bescheuert ich diese Idee hielt. Da merkte ich, wie Ian uns im Rückspiegel musterte.
    In diesem Moment sagte Ethan ein bisschen lauter: »Nicht im geheimen Versteck. Sag ihnen, es ist im Lagerabteil.«
    Ian, der keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte, wirbelte herum und richtete die Waffe auf uns: »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das Maul halten, du hinterfotziges kleines Schwein.«
    Wir fuhren einen verworrenen Kurs, ehe der Wagen kaum drei Häuserblocks von unserem Ausgangspunkt entfernt eine Rampe hinunterfuhr, die in ein Parkhaus führte. Eric zückte eine Karte und schob sie in einen Schlitz, wodurch sich das schwere Stahltor hob. Er fuhr darunter hindurch, ehe es sich wieder senkte. Meine Hoffnungen sanken ebenfalls. Wir waren eingeschlossen.
    Eric fuhr durch das verlassene Parkhaus und folgte dabei der geschwungenen Rampe auf eine Ebene, die von der anderen Seite des Tores auf Straßenhöhe nicht einsehbar

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