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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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zittern.
    »Abendessenszeit!« erinnerte ich ihn.
    Snarks räusperte sich und sang:
     
Drachen sind anders, Drachen sind froh,
sie essen Fleisch gekocht und roh.
     
    »Und jetzt alle zusammen«, erklärte Hubert. Snarks und ich gaben unser Bestes, als wir in den Chor einfielen:
     
Sie sind die Könige der Echsen;
und deshalb singen wir hier,
denn all diese Drachen –
sind Freunde von mir!
     
    Snarks Blicke trafen mich, und ein Quentchen Hysterie schwang in seinem Stoßseufzer mit:
    »Warum habe ausgerechnet ich die Zeilen mit den Essenstexten?«
    Und dann fiel mir auf, daß sich Hans Günther und Frank Rainer neben Snarks an der Bühne postiert hatten und beide den Dämonen mit mehr als nur dem üblichen Interesse betrachteten.
    »Es geht weiter!« bedeutete Hubert uns. Er sang:
     
Drachen sind anders, sie mögen das Fliegen,
das Sengen und Brennen – und natürlich das Siegen!
     
    Das Publikum begann, rhythmisch mitzuklatschen. Hubert hatte da einen richtigen Renner rausgelassen. Aber jetzt war ich wieder dran:
     
Drachen sind anders, und eins ist ihnen hold,
sie nehmen sich alles, am liebsten das Gold!
     
    Die Menge hielt den Takt, nur Snarks kam wieder etwas zu spät. Ich sah zu dem Dämonen hinüber.
    »Das kann ich nicht singen!« stöhnte er.
    »Abendess…!« ertönte Huberts Stimme leise von oben.
    Snarks sang:
     
Drachen sind anders, und zwar seit Äonen,
als Häppchen verschmäh’n sie noch nicht mal Dämonen!
     
    Frank Rainer und Hans Günther schienen diese Zeile besonders zu mögen. Ihre Begeisterung war unübersehbar.
    »Und wieder alle zusammen!« dröhnte Hubert. Es war Zeit für den Refrain:
     
Es sind glücklichen Echsen,
mit Schuppen, die strahlen,
und all diese Drachen –
sind Freunde von mir, ohne zu prahlen!
     
    Dann begann Hubert zu tanzen. Snarks und ich beeilten uns, ihm dafür Platz zu schaffen. Er stampfte hin und her und schlug dabei mit den Flügeln; ab und zu stieß er einen Flammenstrahl gen Himmel. Die Menge konnte nicht genug von ihm bekommen.
    Es brauchte volle fünf Minuten, bevor er sich wieder beruhigte, am Ende völlig ausgepumpt. Er blickte auf uns beide herunter.
    »Vorwärts – uff – Partner!« keuchte er.
    »Vorwärts?« Panik schlich sich in Snarks’ Stimme. »Vorwärts wohin?«
    »Ich glaube, Hubert möchte, daß wir ebenfalls tanzen«, schlug ich vor.
    »Kein Dämon mit einem Funken von Selbstachtung…« Snarks bemerkte, daß sich Frank Rainer und Hans Günther interessiert herüberlehnten.
    Der Dämon tanzte. Dahin, wohin ich auch gerade wollte. Unsere Füße landeten zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Wir stolperten und landeten auf dem Boden. Ich rollte mich herum und versuchte aufzustehen, aber meine Arme und meine Schwertscheide hatten sich in den weitausladenden Roben des Dämonen verfangen. Es dauerte eine geschlagene Minute, bis wir uns gegenseitig entwirrt hatten. Wir wandten uns dem Publikum zu.
    Sie schienen ganz verrückt nach uns zu sein.
    »Und was jetzt?« flüsterte Snarks. »Ich muß nichts mehr übers Essen singen, oder?«
    »Der letzte Vers!« rief Hubert. Er und ich sangen, währenddessen Snarks sich hastig vor einigen überwältigten Zuschauern in Sicherheit brachte.
     
So rufe einen Drachen
zum Essen mit dir;
denn all diese Drachen –
sind Freunde von mir!
     
    Hubert winkte der Menge zu und flüsterte gleichzeitig: »Auf meinen Rücken, schnell!«
    Wir taten wie geheißen. Als wir sicher saßen, trat Hubert ein paar Schritte zurück. »Ich danke euch! Vielen Dank!« rief er. »Ihr wart ein wundervolles Publikum!«
    Die meisten in der Menge schrien nach einer Zugabe, außer Frank Rainer und Hans Günther, die etwas zu rufen schienen wie ›Das trifft den Nagel auf den Kopf!‹ und ›Meinen Dank an den Besitzer!‹ Ich bemerkte ebenfalls Onkel Zacke, der einen lavendelfarbigen Drachen stützte, der wahrscheinlich Tante Luise war. Diese beiden betrachteten mich eine Spur zu aufmerksam.
    »Auf Wiedersehen!« rief Hubert der Menge zu. »Bis bald!« Er wandte sich an uns. »Man muß sie verlassen, solange es am schönsten ist.«
    Die Menge kreischte uns völlig hysterisch hinterher. »Aber sicher. Das schwarze Pferd war fünf Zentimeter kleiner als der Schimmel!«
    »Ja, aber wir brauchen die Eier!«
    »Oh, nichts. Würmer können nicht sprechen!«
    »Einwickelpapier!«
    »Aber sicher. Sobald ich sie ausgewickelt habe!«
    »O mein Gott. Dann habe ich eine Nonne erschossen!«
    Hubert hielt noch einen Augenblick in seinem Aufstieg

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