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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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dunkel. Osama stand da und sah sie erschrocken an.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie, konnte aber nur flüstern. Sie hustete. »Alles in Ordnung.«
    Osama schob den Tisch beiseite. Er kam näher und nahm ihr Handgelenk und zog sie sanft von der Wand weg. Dann ließ sie sich von ihm an der Hand aus dem Raum führen.
     

48
     
    Osama saß am Küchentisch und sah zu, wie Nuha Kaffee kochte. Er versuchte, die Empfindung zurückzuholen, die er am Telefon gehabt hatte: dass alles wieder gut werden würde. Aber zum ersten Mal in seinem Leben kam ihm die Küche vor wie ein fremder Ort, als gehörte das Haus jemand anderem.
    Nuha stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich. Sie hatte Tränen in den Augen, und das war der Hauptgrund für sein Unbehagen. Sie hatte angefangen, leise zu weinen, kaum dass er zur Tür hereingekommen war. Er hatte sie umarmt, ihre Stirn geküsst, sie in die Küche geführt. Er war erschöpft gewesen, doch jetzt rauschte ihm Adrenalin durch die Adern, und er war nervös.
    Er griff über den Tisch und nahm ihre Hand. »Nuha, hayati , wir schaffen das schon.«
    Sie hatte auf seine Brust gestarrt, jetzt schloss sie die Augen und löste langsam ihre Hand aus seiner. »Da ist noch mehr, was ich dir sagen muss«, setzte sie an. Der Satz sank in seinem Innern herab wie ein Anker.
    »Nur zu«, sagte er. »Ich bin ganz Ohr.« Und sie begann, mit leiser Stimme, den Kopf gesenkt. Sie erzählte all das, was sie sich nie getraut hatte, ihm zu beichten. Dass sie ihr gemeinsames Geld leichtfertig für Kleidung und für Verabredungen zum Mittagessen mit Freundinnen verschwendete und sich dann Geld bei ihren Eltern leihen musste, damit er nicht mitbekam, wie viel sie ausgab. Dass sie sein indisches Lieblingsrestaurant in Wirklichkeit nicht mochte, weil sie das Essen nicht vertrug. Manchmal musste sie sich hinterher erbrechen. Und die vielen Mittwochabende, an denen sie angeblich ihre Cousinen besucht hatte? In Wahrheit war sie mit ihrem Bruder draußen in der Wüste gewesen und hatte Autofahren gelernt. »Natürlich konnte ich dir das nicht erzählen«, sagte sie. »Du bist Polizist. Ich wollte dich nicht in die Lage bringen zu wissen, dass deine Frau gegen das Gesetz verstößt.« Er hörte nicht alles, manches verschwamm ineinander, während er auf das eine Geständnis wartete, das er ihr nicht würde verzeihen können, dass sie jemanden kennengelernt hatte, sich in einen anderen verliebt hatte. Aber dieses Geständnis kam nicht. Sie hörte auf zu reden und sah ihn an. Seine fehlende Reaktion schien ihr Angst zu machen.
    »Danke, dass du es mir erzählst.« Mehr brachte er nicht heraus.
    Sie sprach weiter. Der Anker in ihm zog ihn immer tiefer. Er drohte, in ihrer Beichte zu versinken. Jetzt sagte sie, dass sie nicht gern Mutter war. Natürlich war Muhannad das Schönste, was ihr im Leben passiert war, aber die viele Arbeit, die Sorgen, die Erziehung. Es war einfach zu viel. Sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, ihre Gedanken wurden von ihrem Beruf in Anspruch genommen. Es war Muhannad gegenüber nicht fair, wenn sie immer nur an ihre Arbeit dachte.
    »Denn die bedeutet mir viel«, sagte sie.
    »Sie ist wichtig«, sagte er benommen.
    Sie nickte, atmete tief durch und sagte: »Osama, die letzten Tage waren furchtbar. Ich fand es schrecklich, Geheimnisse vor dir zu haben, und ich fand es schrecklich, dass du die Pillen gefunden hast. Aber ich glaube, letzten Endes war es gut so, weil ich zu einer Entscheidung gekommen bin. Ich muss dir sagen, wie es wirklich in mir aussieht.« Sie mied seinen Blick, aber als sie weitersprach, sah er die Entschlossenheit in ihren Augen. »Ich möchte keine Kinder mehr.«
    Er brauchte einen Moment, um wirklich zu begreifen, was sie gesagt hatte. Er spürte, wie etwas in ihm zerbrach, als er an die Gespräche über Kinder dachte, die sie im Laufe der letzten drei Jahre geführt hatten, als er sich daran erinnerte, wie sie sich gemeinsam im Bett Namen ausgedacht und überlegt hatten, was sie gegen Geschwisterneid unternehmen sollten und dass sie ein größeres Auto brauchen würden. Es war alles eine Lüge gewesen.
    »Aber du … Nuha …« Er brachte ein trauriges Lächeln zustande. »Du bist noch jung. Du hast ein langes Leben vor dir. Für so eine drastische Entscheidung ist es noch viel zu früh. Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch.«
     
    Sie widersprach ihm nicht, aber ihr Gesichtsausdruck sagte alles. Sie würde ihre Meinung nicht mehr ändern. Und die

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