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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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tut mir leid, Mrs Walker. Befinden Sie sich derzeit in einer bedrohlichen Lage?«
    »Ähm, nein. Ich bin zu Hause.«
    »Gut.« Es klang, als blätterte die Frau irgendwelche Unterlagen durch. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um Ihren Mann zu finden.«
    »Danke.« Miriam blieb zwar skeptisch, empfand aber doch einen leisen Hoffnungsschimmer.
    »Es kommt nicht selten vor, dass Amerikaner von der Religionspolizei aufgegriffen werden, sogar hier in Dschidda. In den meisten Fällen haben sie gegen irgendwelche Verhaltensregeln verstoßen oder waren nicht angemessen gekleidet. Ich werde mir sofort Ihre Akte ansehen, aber darf ich fragen, wie lange Sie und Ihr Mann schon hier sind?«
    »Sechs Monate.«
    »Aha.« Irgendwie klang die Frau enttäuscht. Miriam wollte nicht nachfragen. »Und Sie sagen, Ihr Mann wollte Lebensmittel kaufen, als er verschwand?«
    »Eigentlich was zum Abendessen besorgen – bei einem Schawarma-Imbiss ganz in der Nähe. Das heißt, er war schon wieder zurück. Er hat das Essen auf den Küchentisch gestellt und dann … ich weiß nicht, ich war oben auf dem Dach. Als ich ein paar Minuten später runterkam, war er weg.« Das war der Teil, vor dem Miriam graute; sie konnte die Gedanken der Frau förmlich hören: Vielleicht hat er Sie einfach sitzen lassen. Auch das kommt nicht selten vor .
    »Verstehe«, sagte die Frau. Dann wurde ihre Stimme mitfühlend. »Es würde uns helfen, wenn wir wüssten, ob so etwas früher schon mal vorgekommen ist.« Als Miriam schwieg, fuhr die Frau fort: »Ich meine, gab es unerklärte Abwesenheiten –«
    »Ja«, unterbrach Miriam sie, »er ist früher schon mal verschwunden, aber da hat er sich immer irgendwie gemeldet. Einmal hat ihn die Religionspolizei mitgenommen. Und ein anderes Mal hatte er eine Autopanne. Aber er hat immer innerhalb von vierundzwanzig Stunden angerufen.« Eine kindliche Panik schnürte ihr beim Sprechen die Kehle zu. »So lange war er noch nie weg.«
    »Okay, Mrs Walker«, sagte die Frau sanft. »Wir kümmern uns drum. Aber vergessen Sie nicht, es ist durchaus möglich, dass die Religionspolizei ihn wieder aufgegriffen hat und ihn diesmal einfach nur länger festhält. Ich weiß, das muss sehr frustrierend für Sie sein, aber glauben Sie mir, es ist am besten, wenn wir ihn über offizielle Kanäle ausfindig machen. Und ich bin da ganz zuversichtlich. Das Beste, was Sie im Augenblick machen können, ist, nicht in Panik zu geraten.«
    Die Frau sprach mit ihr wie mit einem Kind, aber Miriam war ihr trotzdem dankbar.
    »Brauchen Sie in der Zwischenzeit irgendetwas?«, fragte die Frau. »Geld? Lebensmittel? Eine Mitfahrgelegenheit?«
    Miriam zögerte. »Nein. Nein, danke. Ich hab noch Bargeld im Haus, und in der Nähe ist ein kleiner Laden.«
    Die Frau stellte noch weitere Fragen zu Erics Arbeitsstelle, seinem Terminplan und privaten Kontakten. Es war tröstlich, auf Fragen zu antworten, als könnte die schlichte Klarstellung von Fakten Eric irgendwie zurückholen, eine wohltuende Illusion, die noch verstärkt wurde, als die Frau sagte: »Keine Sorge, Mrs Walker, wir nehmen das Verschwinden eines US-Bürgers sehr ernst. In den meisten Fällen entpuppt es sich als Missverständnis. Ich bin sicher, wir finden Ihren Mann.«
    Den Rest des Vormittags verbrachte Miriam damit, Erics Hemden zu waschen und sie auf dem Dach zum Trocknen aufzuhängen. Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, als sie an das neue Hemd dachte, in dem er sie vom Flughafen abgeholt hatte. Er hatte kein sauberes Hemd mehr gehabt und musste eines tragen, das ihm sein Sekretär geschenkt hatte. Dann dachte sie mit leichtem Groll: Kann er denn nicht mal seine eigene Wäsche waschen?
    Das Telefonat mit dem Konsulat hatte ihre Stimmung eine Weile aufgehellt, aber jetzt, in der Stille, stiegen wieder Zweifel in ihr auf. Sie war entschlossen, sich durch Beschäftigung abzulenken. Als sie mit den Hemden fertig war, ging sie nach unten, band die volle Mülltüte zu und warf sie aus dem Küchenfenster in die kleine Gasse, wie das die meisten hier taten. Es wurde nicht gern gesehen, wenn Frauen das kurze Stück bis zum Müllcontainer am Ende der Straße gingen. Sie lauschte, wartete auf das unvermeidliche Scheppern, aber stattdessen ertönte ein dumpfes Geräusch, als wäre die Tüte nicht auf dem Müllberg, sondern auf einer Matratze gelandet.
    Sie reckte den Kopf aus dem Fenster. Von dem Gestank konnte einem schlecht werden, aber sie hielt

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