Totenwache - Thriller
mich sehen Sie aus wie der geborene Katzenfreund.«
»So eine Aktion passt mir zurzeit überhaupt nicht«, sagte Lassiter. »Vielleicht in ein, zwei Monaten.«
»Ganz wie Sie meinen«, erwiderte Nick. »Ich kann im Dezember wieder vorbeikommen.«
»Aber das ist ja erst in einem halben Jahr.«
»Unsere Terminplanung macht der Computer. Sie kennen das ja. Die Inspektions- und Wartungstermine werden schon bei Vertragsabschluss für die gesamte Laufzeit festgesetzt. Wer umdisponiert, muss mit den Konsequenzen leben.
Ich kann Sie ja schon mal für das Wochenende nach Weihnachten vormerken.«
Lassiter zögerte.
»Oder ich komme morgen vorbei«, sagte Nick. »Dauert anderthalb Tage. Bis zum Wochenende ist alles fertig. Wie finden Sie das? Sie fahren morgen früh einfach wie gewohnt zur Arbeit und besorgen sich für die Nacht ein Hotelzimmer. Vielleicht finden Sie ja auch in Ihrem Krankenhaus irgendwo noch ein freies Bett …«
»Ich bin Pathologe , Sie Idiot!«
»Keine Panik«, sagte Nick leise. »Hey, meine Frau nimmt auch Antidepressiva.«
Lassiter drehte sich um und marschierte wütend zum Gartentor. »Dann machen Sie es halt morgen«, brüllte er. »Aber übermorgen Nachmittag will ich hier keinen von Ihren Leuten mehr sehen.«
»Verlassen Sie sich darauf«, rief Nick ihm hinterher. »Sie werden nicht mal merken, dass wir hier waren.«
11. Kapitel
Nick und Riley saßen unweit des Rechtsmedizinischen Instituts in der Ross Street in einem italienischen Restaurant. Das Common Plea gehörte zu den feinsten und authentischsten Lokalen dieser Art in ganz Pittsburgh. Von wegen karierte Plastiktischdecken und mit Wachsungetümen verunstaltete Chianti-Flaschen - hier gab es hohe marmorierte Wände, die mit vergoldeten Profilleisten verziert und mit edlen Kandelabern und schweren Ölgemälden geschmückt waren. Nick war wie üblich geradezu provozierend salopp gekleidet und wirkte in dem Nobellokal so deplatziert wie eine Fliege auf einer kostbaren Porzellanplatte. Riley sah ihm interessiert dabei zu, wie er sich an seinem Kalbsschnitzel alla Veneziana zu schaffen machte.
»Essen Sie gerne Italienisch?«, fragte sie und stocherte auf ihrem eigenen Teller herum.
»Ich esse generell gern.«
»Komisch. Bisher hab ich immer gedacht, dass ein Fliegendoktor nur Vegetarier sein kann.«
»Wieso das denn? Die Insekten gehören zu den gierigsten Fleischfressern überhaupt. Schon mal gehört, dass es in Chile eine Spinne gibt, die sogar Mäuse vertilgt?«
Riley schob ihren Teller beiseite. »Nick, ich versuche hier was zu essen. Oder soll ich Ihnen mal genau schildern, was ich bei meiner letzten Obduktion alles entdeckt habe?«
»Warum denn nicht?«
»Okay«, sagte Riley. »Jetzt erklären Sie mir bitte noch
mal genau, was da morgen abgeht. Wir fahren also zu Lassiters Haus. Dann packen wir die ganze Bude mit Plastikplanen ein. Anschließend verkleiden wir uns als futuristische Kammerjäger, gehen in das Haus und schauen uns dort gründlich um. Sonst noch was?«
»Uns bleibt nur sehr wenig Zeit«, sagte Nick. »Bevor es dunkel wird, müssen wir nämlich wieder draußen sein. Wir können unmöglich bei künstlichem Licht hinter den Planen arbeiten. Das fällt auf.«
»Und dieses Sulfurylfluorid - ich meine, das Giftgas. Was ist damit?«
»Was für ein Gas?«
»Ah, verstehe - Sie packen das Haus bloß ein, verwenden aber in Wirklichkeit gar kein Gas. Und wie wollen Sie dann seine Termiten loswerden?«
»Welche Termiten?«
Riley schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie haben Sie das bloß angestellt?«
»Ich kenne da jemanden - einen alten Kommilitonen von der Penn State. Hat dort den Bachelor in Entomologie gemacht. Ein ganz cleverer Bursche. Der verdient nämlich mit seinem mickrigen Studienabschluss richtiges Geld. Er hat in Oakmont eine Firma - Insektenbekämpfung. Mit dem habe ich einen kleinen Deal gemacht.«
»Und was springt für ihn dabei raus?«
»Das Verfahren mit der Plastikhülle ist hier in der Gegend nicht so gebräuchlich - findet man eher im Süden. Wenn mein Kumpel nun ein ganzes Haus in riesige gelbe Planen einpackt, ist das wie ein riesiges Werbeplakat. Hinterher kann er sein Kärtchen in der Nachbarschaft verteilen und zu den Leuten sagen: ›Da sehen Sie mal, was alles passieren kann, wenn Sie Ihr Haus nicht rechtzeitig vor Insektenbefall schützen.‹ So kommen wir beide auf unsere Kosten.«
»Nick, haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass die geplante Aktion gegen das Gesetz verstößt?
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