Totenwache - Thriller
Markt?«
»Ich hab noch von keinem gehört«, sagte Riley. »Aber wie es aussieht, haben sie eine große PR-Abteilung. Die Firma ist ständig in den Medien und vermittelt dort den Eindruck, dass sie kurz vor einem großen wissenschaftlichen Durchbruch steht.«
»Die bereiten wahrscheinlich den Börsengang vor«, sagte Nick. »Riley, was meinen Sie: Ist die Werbebotschaft wirklich ernst zu nehmen oder nicht?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Riley achselzuckend. »Die Pharmakogenomik hat ganz sicher eine große Zukunft, das Problem ist allerdings die Forschung. Selbst wenn die Firma die DNS-Mikroanalyse beherrscht, ist die Suche nach Genmutationen ein langwieriger Prozess. Außerdem ist es schwierig, eine Korrelation zwischen einzelnen Genen und bestimmten Krankheitsbildern herzustellen und ein breites
Spektrum solcher Korrelationen zu erfassen. Ein Problem dürfte allerdings noch viel schwerer wiegen: Wenn die PharmaGen-Leute ihre Ergebnisse wissenschaftlich absichern wollen, brauchen sie hunderttausende kooperationswillige Versuchspersonen, die sich dem Unternehmen kostenlos zur Verfügung stellen. Eine solche Massenstudie ist nämlich schlicht unbezahlbar. Deshalb haben die sich vermutlich die Geschichte von dem Keystone-Club ausgedacht, von dem in dem Film die Rede war. Ob PharmaGen Erfolg hat, hängt also davon ab, ob hier in Pennsylvania wirklich eine halbe Million Bürger bereit sind, sich dem Unternehmen kostenlos als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen.«
»Die trauen sich was«, erwiderte Nick. »Leo, überprüf mal seine E-Mails. Vielleicht findest du ja was Interessantes.«
»Hab ich schon«, sagte Leo. »Seine Mails sind teilweise verschlüsselt. Ich habe auch schon seine Programme gecheckt. Lassiter hat PGP installiert, ein ganz ausgefuchstes Verschlüsselungsprogramm. Ohne sein Kennwort kommen wir da nicht rein.«
Nick legte die Stirn in Falten. »Hm - hört man nicht immer, dass ihr Computer-Freaks jedes Kennwort knacken könnt?«
Auch Leo runzelte jetzt die Stirn. »Hört man nicht immer, dass ihr Fliegen-Freaks mit den Brummern sprechen könnt? Warum fragst du sie dann nicht einfach, wann genau sie ihre verdammten Eier wo abgelegt haben?«
»Und was jetzt?«
»An seine alten E-Mails kommen wir zwar nicht heran«, sagte Leo, »aber wir können natürlich sämtliche Mails mitlesen, die er ab jetzt schreibt. Ja, wir können sogar noch viel mehr.« Er zog eine unbeschriftete CD-ROM aus der Tasche und legte sie in die CD/DVD-Lade.
»Was machst du da?«
»Ich installiere auf dem Computer gerade ein Programm, das auf den schönen Namen Spyware hört. Es arbeitet im Hintergrund und registriert alles, was der Kollege ab jetzt in die Tastatur eingibt. Es zeichnet alles auf - E-Mails, Chats, Kennwörter - und schickt uns E-Mails, in denen alles dokumentiert ist. Außerdem können wir sogar in Echtzeit auf seinen Bildschirm zugreifen und verfolgen, was er dort gerade sieht.«
»Ist so etwas wirklich möglich?«, fragte Riley.
Leo sah sie lächelnd an. »Schön, dass es mir zur Abwechslung mal gelungen ist, Sie zu beeindrucken, liebe Riley. Ja, das ist wirklich möglich. Willkommen in der Welt der Mitarbeiterausspähung. Viele Firmen möchten gerne wissen, was ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit so alles treiben. Das hier ist die Antwort. Auch für misstrauische Eheleute oder eifersüchtige Liebende genau das Richtige.«
»Aber ist das nicht … illegal?«
Leo blickte demonstrativ um sich. »Spielt das eine Rolle?«
»Das heißt, wir können ab jetzt auf seine E-Mails zugreifen? Aber wenn sie verschlüsselt sind, hilft uns das auch nicht weiter.«
»Eine E-Mail wird entweder verschlüsselt, wenn Sie auf ›Senden‹ drücken oder wenn Sie sie abrufen. Aber wir können ihm ja quasi über die Schulter schauen, während er seine Mails schreibt - Wort für Wort.«
»Klingt nicht schlecht«, sagte Riley. »Und was machen wir jetzt? Dumm herumsitzen und zuschauen, wie Lassiter im Netz surft? Sollen wir etwa darauf warten, dass er zufällig eine E-Mail schreibt, die uns weiterhilft?«
Alle drei dachten angestrengt nach.
»Wisst ihr was?«, sagte Nick plötzlich. »Mir ist gerade was eingefallen. Ja, genau. Ich möchte unbedingt was für die Forschung tun. Keine Ahnung, wie ihr darüber denkt, aber ich glaube, ich werde Mitglied im Keystone-Club.«
13. Kapitel
»Mr. Polchak? Mr. Nicholas Polchak?«
»Hier«, sagte Nick, legte die Zeitschrift auf den Tisch neben sich und erhob sich von
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