Totenwache - Thriller
Scharfschützen in die Siedlung eingeschleust und seid sogar mit Panzern reingefahren, um Tränengas in den Gebäudekomplex zu leiten. Als sich der Rauch schließlich verzogen hatte, waren achtzig Leute tot - sogar einige Kinder. Nicht gerade ein Ruhmesblatt für das FBI, Mr. Santangelo. Ich habe mir manchmal überlegt: Wo findet ein Angehöriger der Delta Force nach Waco noch ein Auskommen?«
Santangelo blickte Nick ausdruckslos an und schwieg einen Moment. »Zum Beispiel in Pittsburgh«, sagte er schließlich. Er sah Riley an. »Und Sie, Dr. McKay - dann sind Sie wahrscheinlich die Frau.«
»Welche Frau?«
»Wie es scheint, haben wir drei ein gemeinsames Interesse - ich meine Dr. Nathan Lassiter.«
Nick und Riley schwiegen.
»Okay«, sagte Santangelo und nickte, »am besten der Reihe nach. Letzte Woche am Montag hat ein Unternehmen für Ungeziefervernichtung Dr. Nathan Lassiters Haus komplett in ein Zelt gepackt, angeblich um dort Termiten zu vergasen - eine völlig überflüssige Aktion, die im Übrigen gar nicht stattgefunden hat. Am nächsten Tag sind dann ein paar als Insektenvernichter verkleidete Personen widergesetzlich in Dr. Lassiters Haus eingedrungen und haben dort unter anderem den Computer ausgekundschaftet. Außerdem haben diese Personen auf dem Rechner eine Überwachungssoftware installiert, die es gestattet, Dr. Lassiters finanzielle Transaktionen und seine sonstigen Computeraktivitäten zu verfolgen. Was sagen Sie jetzt?«
»Ich bin beeindruckt«, entgegnete Nick. »Wie haben Sie das bloß herausgefunden?«
»Wir haben das in Echtzeit beobachtet. Das FBI führt nämlich Ermittlungen gegen Dr. Lassiter durch. Deshalb haben wir schon vor einiger Zeit auf seinem Computer genau die gleiche Software wie Sie installiert. Seither können wir genau verfolgen, was sich auf seinem Computer abspielt.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte Riley.
Santangelo kniff die Augen zusammen. »Ich halte Sie für eine ausgesprochen intelligente Frau, Dr. McKay. Deshalb ist es eigentlich unter Ihrem Niveau, dass Sie hier versuchen, mich für dumm zu verkaufen. Wir haben mit einer Frau in Lassiters Nachbarschaft gesprochen. Die Frau hatte sogar noch einen Prospekt der Insektenvertilgungsfirma. Gestern habe ich dann Mr. Frederick Krubick befragt, den Besitzer der Firma. Und Krubick hat mir Ihren Namen genannt, Dr. Polchak. Außerdem hat die Nachbarin beobachtet, dass drei Gestalten auf der Rückseite in das Haus eingedrungen sind, eine davon - dem Gang nach zu urteilen - eine Frau.«
»Das gefällt mir gar nicht«, sagte Nick.
Santangelo sah Riley an. »Da Dr. Polchak Sie heute mitgebracht hat, nehme ich an, dass Sie diese Frau gewesen sind.«
Riley nickte unschlüssig. »Und wieso ermitteln Sie gegen Dr. Lassiter?«
»Komisch. Genau das wollte ich Sie gerade fragen.«
»Sie zuerst.«
»Hören Sie, damit eins klar ist: Sie zwei haben hier die Ermittlungsarbeit einer Bundesbehörde massiv gestört. Außerdem haben Sie sich des Hausfriedensbruchs und der illegalen Datenüberwachung schuldig gemacht, um nur zwei
Ihrer Gesetzesverstöße zu erwähnen. Das heißt, ich bin nicht hierhergekommen, um Ihre Fragen zu beantworten - kapiert?«
Nick schüttelte missbilligend den Kopf. »Regen Sie sich doch nicht auf.«
»Ich hätte längst die Staatsanwaltschaft einschalten können.«
»Sie werden sich hüten«, sagte Nick. Das Schiff fuhr gerade unter der Smithfield Street Bridge hindurch, deren kühler grauer Schatten sich wie eine Nebelbank auf das Deck legte. Nick lehnte sich an die Reling und starrte in die Luft. »Das ist für mich immer wieder der schönste Augenblick der ganzen Tour«, sagte er und betrachtete die hundertzwanzig Jahre alte Konstruktion aus verrosteten Trägern, Streben und Dübeln, die gut fünf Meter über ihren Köpfen vorbeizog.
»Wie kommen Sie denn auf die Idee?«, fragte Santangelo.
Nick blickte immer noch nach oben und entgegnete: »Wenn Sie die Staatsanwaltschaft einschalten, bleibt das doch nicht geheim. Das heißt, Dr. Lassiter wird davon sicher erfahren, und das dürfte nicht gerade in Ihrem Interesse liegen. Und falls er unsere Spionagesoftware auf seinem Computer entdeckt, stößt er automatisch auch auf Ihr Überwachungsprogramm. Und daran kann Ihnen auch nicht gelegen sein. Sie können uns zwar daran hindern, unsere Ermittlungen fortzusetzen, Mr. Santangelo, aber dann können Sie Ihre Nachforschungen auch gleich einstellen.«
Inzwischen hatten sie die Brücke
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