Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
für Sanitärbedarf. Die Kinder, die endlich aus dem heißen Auto steigen durften, wurden in der Kühle des klimatisierten Ladens munter. Zwischen den Klostühlen und Duschvorhängen liefen sie wild umher. Maria blickte sehnsüchtig auf die hübschen Ausstellungsstücke in Kirschholz, Teak und Walnuss. Die Messingteile glänzten. Die Schlange bis zur Bedienung war lang. Nur ein Verkäufer trotz dieses Hochbetriebs. Aber so ist das eben, auch die Angestellten in den Geschäften mussten Urlaub machen. Maria hatte vor, zusammen mit Krister im August vier Wochen frei zu nehmen.
    »Ihr dürft nicht aus dem Geschäft laufen, das müsst ihr mir versprechen.« Die Kinder nickten gehorsam und verschwanden lachend wieder zwischen den Duschvorhängen. Es kam ihr so vor, als ob die ganze Stadt ausgerechnet heute gekommen war, um Einrichtungsgegenstände fürs Bad umzutauschen. Maria sah sich nach den Kindern um, konnte sie aber nicht entdecken.
    »Leider, solche Wasserhähne haben wir schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Haben Sie sich mal überlegt, ob Sie die nicht gegen Einhandmischer auswechseln wollen?« Überlegt und überlegt, hier ging es um die raue Wirklichkeit: das Lebensnotwendige auf der einen und den Einhandmischer auf der anderen Seite. »Ich werde mal im Lager nachsehen«, sagte der freundliche Verkäufer, als er Marias entnervten Gesichtsausdruck sah.
    Und wo waren die Kinder? Maria stopfte die altertümlichen Dichtungen in die Tasche zurück und sah sich um. Emil lief durch die Gänge hinter einem gleichaltrigen Mädchen her, aber Linda war nicht zu sehen. Maria spürte die Unruhe in ihrer Magengrube brennen. Sie eilte auf den Ausgang zu, blieb aber mit einem halberstickten NEIN stehen. Das durfte nicht wahr sein! Dort im Schaufenster auf einer ausgestellten Kloschüssel saß Linda mit heruntergezogenem Höschen und drückte mit aller Kraft. Maria hob ihr Kind hoch und sah sich das Resultat in der Toilettenschüssel an. Ein älteres Paar ging vorbei, zeigte auf Mutter und Kind und lachte fröhlich. Maria spürte, wie sie vor lauter Anspannung Kopfschmerzen bekam.

    Nachdem Kind und Ausstellungsstück gereinigt waren, konnte sie ihre Fahrt nach Hause fortsetzen. Ein lauter Ton aus ihrem Handy ließ Maria in ihrem gestressten Zustand hochfahren. Krister hatte sich einen ganzen Abend Zeit genommen, um die kurze Melodie vom Auto des Eismanns einzuspielen, die jetzt als Signal zu hören war. Für sie war es immer ein Augenblick der Irritation, bevor sie dahinter kam, worum es sich bei dem Krach handelte.
    »Hei, hier ist Rosmarie Haag. Entschuldigen Sie, wenn ich auf Ihrer privaten Nummer anrufe. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich traue mich nicht, im Haus zu bleiben, wenn Clarence nicht zu Hause ist. Wo mag er sein?«, schniefte Rosmarie. »Bald wird es Abend. Ich habe Angst, im Haus allein zu bleiben, Angst davor, dass jemand, der sich im Garten versteckt, mich anstarrt.«
    »Aber Sie haben nie jemanden gesehen?«
    »Nein, es ist nur so ein Gefühl. Ein unangenehmes Gespür, als ob etwas da draußen ist. Das gleiche Gefühl sagt mir, dass Clarence tot ist. Auf seinem Kopfkissen lag ein Zweig Rosmarin, als ich hereinkam. Nur ich, Papa und Clarence haben einen Schlüssel zum Haus. Die Tür war abgeschlossen, genauso wie ich sie hinterlassen hatte, als wir zum Pavillon gingen und Kaffee getrunken haben. Jemand muss den Zweig hingelegt haben, als wir da draußen waren. Papa ist es nicht gewesen. Ich habe ihn gefragt. Logischerweise müsste Clarence es gewesen sein. Aber daran glaube ich nicht. Warum sollte er einen Zweig Rosmarin auf sein eigenes Kopfkissen legen? Gerade er, der selbst bei Tageslicht eine Rose nicht von einer Tulpe unterscheiden kann. Stellen Sie sich vor, Clarence ist tot und jemand hat seinen Schlüssel genommen und einen Zweig Rosmarin auf sein Bett gelegt. Ich kann hier einfach nicht allein bleiben. Können Sie nicht herkommen? Man hat doch das Recht auf Polizeischutz, wenn man bedroht wird«, schniefte Rosmarie.
    »Es tut mir Leid, aber die Bedrohung muss handfester sein als so etwas.« Maria fühlte sich hin und her gerissen. Rosmarie hörte sich so überzeugend an, auch wenn, was sie sagte, logisch gesehen nichts anderes als vage Spekulation war. »Frauen, die von einem Mann, der Heimverbot hat, misshandelt werden, können eine Alarmanlage erhalten, die direkt zur Polizei geschaltet ist. Aber ich vermute, in Ihrer Situation haben wir zu wenige Anhaltspunkte. Ich verstehe

Weitere Kostenlose Bücher