Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
erkennen. Als er das sagte. Als er lächelte.
    »Arbeitest du da drüben?«, fragte sie. »Ich meine ... hast du dort mal gearbeitet?«
    Er blieb stehen und drehte sich um.
    »Warum fragst du das?« Jetzt lächelte er nicht mehr.
    »Ich weiß nicht ... ich dachte, ich hätte dich schon mal gesehen.«
    »Nein«, sagte er. »Du kennst mich nicht.«
    Die Antwort kam ihr merkwürdig vor. Wie wollte er wissen, ob sie ihn kannte? Aber jetzt war sie ihrer Sache nicht mehr so sicher. Sein Gesicht hatte sich verändert. Er drehte sich wieder um, und sie konnte es nicht mehr sehen. Auch das Meer war immer noch nicht zu sehen.
    »Wo ist das Boot?«
    »Es liegt hinter den Kiefern dahinten.« »Hast du wirklich ein Boot?«, fragte sie.
    »Warum sollte ich keins haben?« Er drehte sich erstaunt um. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Warum liegt es nicht auf dieser Seite?«
    »Hier ist es zu windig.«
    »Davon habe ich nichts bemerkt.«
    Er hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, während sie redeten, und sie sprach zu seinem Rücken.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte sie.

10
    Richardsson rief an, sobald er von dem Treffen mit Winter zurückkam. Die Krawatte schnürte ihm den Hals zu.
    »Was sollen wir machen?«, fragte er.
    »Wir können, wir werden nichts unternehmen. Was hast du zu ihm gesagt?« »Nichts.«
    »Hat er denn nicht gefragt?«
    »Nein. Er schien nicht interessiert zu sein. Er hat gesagt, ich könne das Auto jetzt abholen.« »Wirklich? Ja, es steht noch da.«
    »Mir wäre es lieber, wenn du damit in die Stadt fährst.« »Wo soll ich es abstellen?«
    »An dem üblichen Platz. Ich brauche es heute Abend.« »Okay. Was hast du vor?«
    »Wieso? Ich muss meinen Sohn zum Eishockey bringen.« »Hat die Saison angefangen?«
    »Ja.«
    »Tja, heutzutage gibt's überall Eishallen. Man kann das ganze Jahr über Hockey spielen. Übrigens, ich komme vielleicht mal an einem Abend zum Zuschauen vorbei.«
    »Bei was willst du zuschauen?«
    »Wenn er spielt natürlich.«
    Mein Gott, hatte er die Pistole in der Hand gehalten und geschossen? Er hatte das Gefühl gehabt, neben sich zu stehen und sich selbst zu beobachten, als er die Waffe angehoben hatte.
    Und der andere ... was hatte der dort zu suchen? Woher kam er? Plötzlich war er aus dem Nichts aufgetaucht.
    Und dann all das, was danach geschehen war. Die Pistole hatte er noch immer.
    Eigentlich hatte er sie nicht benutzt.
    Jetzt wussten sie jedenfalls, dass er schießen konnte. Vielleicht glaubten sie, es war ein Test. Er wusste nur nicht, was für einer. Aber es war ein Test. Er betrachtete die Waffe. Sie war schwarz und sah bösartig aus. Womöglich muss ich noch mal hin. Oder woanders hin. Versteht er die Warnung? Vielleicht zieht er auf die andere Seite des Erdballs. Muss ich ihm dann folgen?
    Christian Lejon schaute zum Fenster hinaus. Sein Gast stand neben ihm. Draußen waren unzählige Männer damit beschäftigt, neue Viertel hochzuziehen.
    »Meine Güte, wie lange wird das dauern?«, sagte der Gast. »Noch Jahre.«
    »Wie hältst du das aus?«
    »Man gewöhnt sich daran. Und es gibt einem auch ein Gefühl von Anonymität.« Er wandte sich dem Gast zu. »Man kann kommen und gehen, wann man will, und kein Schwein kümmert sich darum.«
    Der Gast zeigte auf die Baugruben, den Lehm, den Beton und auf die freien Flächen, die jetzt bebaut werden sollten. Über allem türmte sich ein Monster auf.
    »Was ist das?«
    »Das ist der Portalkran, der alte Kran der Eriksbergswerft.« Die Sonne wurde von dem feuerroten Kran reflektiert. Er sah fast lebendig aus.
    »Es ist eine Erinnerung«, sagte Lejon. »Eine Erinnerung an früher.«
    »Irgendwie ist er schön.« »Natürlich.«
    »Hast du nicht manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du ihn siehst, Christian?« »Warum sollte ich?«
    »Er erinnert an ehrbare Arbeit.« »Ja, da hast du recht.«
    »Schweiß und Blut.«
    »Blut?«
    »Werftarbeit ist gefährlich.« »Woher weißt du das?«
    »Ich hab's gelesen.«
    »Einen Dreck weißt du«, sagte Lejon. »Nichts hast du gelesen. Mein Vater war Werftarbeiter.« »Das wusste ich nicht.« »Hier, bei Eriksberg.«
    »Oh, Scheiße.«
    »Er ist gestorben.«
    »Oh.«
    »Er ist von einem Gerüst gefallen.« »Das tut mir leid.«
    »Deswegen will ich hier wohnen.« »Ist das wahr?«
    »Warum sollte es nicht wahr sein? Häh?« »Ich weiß es nicht.«
    »Glaubst du etwa, ich lüge?«
    »Nein, nein. Beruhige dich.« Der Gast wandte sich vom Fenster ab. »Du wolltest mir etwas zeigen, Christian. Du

Weitere Kostenlose Bücher