Toter Mann
sollte ein Boot haben, genau wie ein Haus nah am Meer, draußen in Billdal.
Die Haustür öffnete sich, bevor er sie erreichte.
»Erik.« Lotta umarmte ihn. »Ich hab kaum deine Stimme erkannt, als du angerufen hast.«
»Ha, ha.«
»Haben wir uns im vergangenen Jahr zum letzten Mal gesehen?«
»Wenn das Jahr aus einem Monat besteht.«
»Angela und die Mädchen sehe ich häufiger als dich.« »Was soll ich darauf antworten?«
»Komm erst mal rein. Möchtest du einen Kaffee?« »Ja, gern.«
»Oder einen Whisky?«
»Sehe ich aus, als würde ich mich im Augenblick nach einem Whisky sehnen?«
»Eher nicht, also Kaffee. Es gibt aber nur Pulverkaffee. Die Espressomaschine hat ihren Geist aufgegeben.«
»Du benutzt sie zu selten. Eine Espressomaschine muss jeden Tag benutzt werden.«
»Ich weiß, aber Bim und Kristina haben aufgehört, Kaffee zu trinken. Außerdem essen sie kein Fleisch mehr, und keine Eier. Sie trinken auch keine Milch, und vor allen Dingen trinken sie keinen Espresso mehr.«
»Und wie ist es mit Cappuccino?«
»Das ist Espresso mit Milch, genauso giftig.«
»Ach, du liebe Zeit. Wo sind sie? Ich muss mit ihnen reden.« »Die Schule ist noch nicht aus.«
Winter sah auf die Uhr. Es war später Nachmittag und fing schon an zu dämmern. Der Himmel dort draußen versank in einem tieferen Blau. Noch konnte er die alten Birnen- und Apfelbäume im Garten erkennen. Die Zweige streckten sich in alle Richtungen, und er erinnerte sich noch, an welchem Ast sein Vater eine Schaukel aufgehängt hatte.
»Du müsstest die Bäume beschneiden, Lotta.«
»Hast du nicht versprochen, es im Frühling zu tun? Oder im Februar?«
»Im Februar war ich in Marbella. Das solltest du noch wissen, ihr habt uns doch in den Ferien besucht.« »Dann war es im letzten Jahr.«
»Ich mache es im nächsten Februar.« »Ich habe mit Mama gesprochen.«
»Ja, mich hat sie auch angerufen. Sie will wohl nach Hause kommen.«
»Für eine längere Zeit«, sagte Lotta. »Sie kann hier wohnen. Sie kann gern hier wohnen.« »Gut.«
»Sie ist einsam.« Er nickte.
»Es ist total verrückt, dass sie einsam in diesem Nueva-Andalucia-Ghetto hocken soll, während ihre ganze Familie in Göteborg lebt.«
»Vielleicht hofft sie, dass wir zu ihr ziehen.« »Na, ihr wart ja schon auf dem besten Weg.«
»Nein. Es war das letzte Mal, jedenfalls für eine Weile.«
»Sieh mal einer an. Genau das möchte sie hören. >jedenfalls für eine Weile<. Sie wartet auf euch.«
»Sie ist eine Auslandsschwedin. Sie ist nicht wie du und ich, Lotta.«
Seine Schwester brach in Gelächter aus. »jetzt mach ich uns einen Kaffee.«
»Du siehst müde aus, Erik. Entschuldige, wenn ich das so sage.«
»In ungefähr einem Jahr wird es besser.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Es ist die Verantwortung. Birger hat aufgehört. jetzt hängt das ganze Dezernat an mir.«
»Ist das nicht immer so gewesen?« Er antwortete nicht.
»Wie viele seid ihr in der Abteilung? Ach nein, es heißt ja Dezernat.«
»Siebenundfünfzig Männer und Frauen.« »Wie viele davon sind Frauen?«
»Ich ... lass mich mal nachdenken ... ich weiß es nicht genau. Vielleicht fünfundzwanzig, dreißig Prozent.«
»Kristina hat kürzlich gesagt, sie möchte Polizistin werden.« »Vegetarierin und Polizistin?« Winter lächelte. »Die Kombination gibt es nicht.«
»Vielleicht sollte es nur ein Witz sein.« »Rate ihr unbedingt davon ab.«
»Warum?«
»Der Dienst wird nicht besser, er wird nicht leichter. Und es gibt zu viele Psychopathen auf der Polizeihochschule.« »Ist das die offizielle Einstellung der Polizei?«
»Ich bin zu dieser Erkenntnis gelangt.«
»Warum hörst du dann nicht sofort auf?«
Er rührte in seiner Tasse, damit sich die Milch mit dem Pulverkaffee zu einer helleren Nuance mischte. Er hatte in eine Zimtschnecke gebissen, die Lotta selbst gebacken hatte. Sie war heiß und die Konsistenz etwas zu weich, da sie einige Sekunden zu lange in der Mikrowelle gewesen war.
»Mir gefällt die Arbeit«, sagte er.
»Den Eindruck machst du nicht gerade.«
»Ich kann mir gar keinen anderen Beruf vorstellen.« »Aber du hasst diesen verdammten Job doch.« »Man kann gleichzeitig lieben und hassen.«
»Das klingt, als würdest du über eines meiner alten Verhältnisse reden.«
Jetzt brach Winter in Gelächter aus.
»Wie geht es dem Vater deiner Töchter?«, fragte er.
»Er ist immer noch derselbe Idiot. Zu Weihnachten hat er eine Ansichtskarte geschickt, diesmal aus
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