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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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vor dem Spiegel versuchte, sein Gesicht zu reinigen.
    »Übrigens ich hatte recht, der Obduktionsbericht hat nichts Neues gebracht. Laut dem Gerichtsmediziner war es die gleiche oder eine ähnliche Tatwaffe. Auch der Winkel, in dem er zustach, war fast identisch. Nur, dass Frau Schindler saß, als er ihren Bauch aufschlitzte und Frau Nußbaumer stand.«
    Durch das Läuten ihres Handys wurde sie in ihren Ausführungen unterbrochen. Es war ein junger Beamter aus der Einbruchsabteilung, der Monika seit einiger Zeit mit plumpen Annäherungsversuchen nervte. Nachdem das Läuten von Hofer als Aufforderung gesehen wurde, sich sein Gesicht mit kaltem Wasser zu bespritzen; verließ sie das Klo und nahm den Anruf entgegen.
    »Was willst du?«
    »Na hör mal! Dafür, dass ich dir gerade helfe, bist du aber ausgesprochen unfreundlich.« Auch wenn Monika ihn nicht sah, wusste sie, dass er nur den Beleidigten markierte.
    »Was soll das heißen - du hilfst mir?«
    »Ihr habt Andreas Beiel doch gerade auf dem Kieker, oder?« Monika drehte sich zu Hofer, der übertrieben leise die Klotür schloss. »Wieso?«
    »Gestern Nacht wurde bei ihm eingebrochen. Er sagt, es ist außer einer exklusiven Vase nichts gestohlen worden. Allerdings ist er sich sicher, dass jemand an seinem Laptop war.«
    »Was?« Monika schrie förmlich ins Telefon.
    »Angeblich macht er den Bildschirm nie richtig zu, sondern lässt ihn immer ein paar Millimeter offen. Meiner Meinung nach total übertrieben, aber jeder wie er will. Jedenfalls fand er ihn heute Morgen geschlossen vor. Erst später ist die Haushälterin draufgekommen, dass die Vase fehlt.«
    »Was ist mit dem Laptop. Hat sich den jemand angesehen?« Monikas Aufregung war von Hofer nicht unentdeckt geblieben, er blieb neben ihr stehen und sah sie fragend an.
    »Nein, er lässt niemanden ran. Er sagt, sein neuestes Manuskript wäre darauf gespeichert, und deshalb dürfe niemand den Computer anfassen.«
    Monika ließ das Gesagte einwirken und wechselte das Thema. »Woher wusstest du, dass wir bei ihm waren?«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung lachte.
    »Seine Haushälterin meinte, Tina Turner für Weiße sei vor ein paar Tagen bei ihnen gewesen. Das konntest nur du sein, oder?«
    Monika ignorierte seine Bosheit. Als sie gerade auflegen wollte, vernahm sie noch die Frage: »Gehst du heute Abend mit mir ins Kino? Als Dankeschön sozusagen.«
    Doch anstelle einer Antwort beendete Monika das Gespräch.

    ***

    Specht besuchte das Großraumbüro des Leobener Landesgerichts ohne große Hoffnung. Die Wahrscheinlichkeit, hier könne ihm jemand etwas Näheres über Birgit Schindler erzählen, war gering. Diese Frau hatte so zurückgezogen gelebt, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Keine Freunde, keine Vereine oder Clubs, bei denen sie Mitglied war. Nichts. Zuerst war Specht tagelang den Bekannten des ersten Opfers nachgelaufen und nun suchte er jemanden, der ihm etwas über das Zweite erzählen konnte. Allerdings fand er niemanden, der etwas über sie und den mysteriösen Freund wusste. Der Mann war sogar so unsichtbar, dass er an seiner Existenz gezweifelt hätte, wäre da nicht Nußbaumer gewesen - und Spechts Überzeugung, in ihm den Täter gefunden zu haben.
    Er betrat Frau Schindlers Arbeitsplatz. Ein Raum in dem dicht gedrängt ein Schreibtisch neben dem anderen stand. Das Licht, das von den gleißend hellen Neonröhren kam, ließ die Frauen, die hier arbeiteten, bleich aussehen. Eine füllige Fünfzigjährige stand auf und kam auf Specht zu.
    »Guten Tag, können wir etwas für Sie tun?«
    Als er sich vorstellte, erklärte die Kollegin:
    »Wir haben uns schon gefragt, wann jemand kommt. Folgen Sie mir.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zur selben Tür hinaus, durch die Specht gerade gekommen war.
    »Wir sind hier nicht auf Besuch eingestellt. Nur unsere Richter und Staatsanwälte haben ein eigenes Büro. Wir sitzen alle zusammen und tippen unsere Verhandlungsprotokolle und Vorladungen. Das Leben am Gericht ist sicher spannend, aber bei uns oben ist es todlangweilig.«
    Schindlers Arbeitskollegin hielt sich, nach Erwähnung des Wortes , die Hand vor den Mund.
    »Entschuldigung, wie unsensibel ich doch bin. Immer rede ich, bevor ich denke.«
    Sie öffnete eine Tür, hinter der sich ein Zimmerchen mit Tisch, vier Sesseln und einer Kochnische befand.
    »Unser Salon«, sie kicherte und bat Specht, Platz zu nehmen, während sie zur Kaffeemaschine ging, zwei Tassen darunter stellte und

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