Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
haben«, sagte Matti.
    »Genau.«
    »Mir ist schlecht«, würgte ich hervor.
    »Ich hole Ihnen ein Glas Wasser«, sagte Herr Matti.
    »Sie holen gar nichts. Das hier ist ein Tatort.«
    »Wie Sie meinen.« Matti seufzte: »Ich könnte eine Flasche Wasser für Frau Abendroth aus dem Auto holen.«
    »Danke Matti, es geht schon.«
    Das war gelogen. Meine Beine zitterten, und ich war kurz davor, mich in den Sessel fallen zu lassen, erinnerte mich aber daran, dass das hier ein Tatort war und blieb tapfer stehen.
    Kostnitz fuchtelte mit seiner brennenden Zigarre in der Luft herum. Die Asche verteilte sich auf dem Teppichboden – soviel zum Thema Tatort! – während er darüber dozierte, was hier womöglich in seiner Abwesenheit passiert war.
    »Gehen wir davon aus, dass Bartholomae Schlüssel für alle Wohnungen hat. Bartholomae oder Sommer, einer von beiden kommt heute hier rein, sucht mich, findet aber Schwester Beate. Die sitzt auf dem Sofa, und anstatt den Mund zu halten, stellt sie den Eindringling zur Rede. Das war ihr Todesurteil. Sie wird mit dem Kissen erstickt.«
    »Wenn wir das so genau wissen, dann sollten wir jetzt wirklich die Polizei anrufen«, schlug ich vor.
    Kostnitz hatte ein Leuchten in den Augen, als er sagte: »Ich will alle Beteiligten in einem Sack. Schätze, dass Weizmann auch mit drinsteckt. Herr Sommer war so freundlich, mir anzubieten, für einen Arzt zu sorgen, der den Totenschein ausstellt. Wo ich doch so schlecht zurecht bin. Wie fürsorglich von ihm. Weizmann wird hier bestimmt gleich auftauchen und einen Herzanfall bescheinigen.«
    »Wo ist Blaschke?«, fragte ich. Mir dämmerte, dass Kostnitz Winnie womöglich noch über gar nichts informiert hatte, und schlimmer noch: Kostnitz gefiel sich zunehmend in seiner Paraderolle als der große Fänger. Aber das hier war zu ernst, um ein Spielchen daraus zu machen.
    »Beschäftigt, leider«, antwortete er auf meine Frage. »Razzien in Bochumer Moscheen. Schwachsinn! Als ob die Al Quaida im Unicenter rumhockt und Ausweise auf Farbkopierern fälscht.«
    »Herr Kostnitz, sagen Sie mir jetzt bitte nicht, dass Sie Winnie nichts über unser Gespräch gesagt haben!«
    Ich hätte genauso gut mit dem Steinway-Flügel reden können. Kostnitz antwortete mir nicht einmal darauf, sondern schob mich in die Küche, wo er mir befahl, mich still zu verhalten, bis Dr. Weizmann seine Arbeit erledigt hatte. Er musste jeden Moment hier auftauchen.
    Ich öffnete die Durchreiche ein wenig. Wenn ich schon in diese Turbulenzen geraten war, wollte ich wenigstens wissen, wie es weiterging. Ich flehte Matti stumm durch die Durchreiche an, dass wir telefonieren sollten. Matti schüttelte nur stoisch den Kopf und dreht sich wieder zu Kostnitz um.
    Es kam, wie von Kostnitz prophezeit, Dr. Weizmann höchstpersönlich. Diesmal relativ nüchtern, schaute er unschlüssig zwischen den sterblichen Überresten von Schwester Beate und dem quicklebendigen Kostnitz hin und her. Matti nickte er nur zu. Weizmann war heute alles andere als der lustige Partyschreck von neulich. Letztendlich entschied er sich für einen Blick auf die Verblichene, fühlte kurz den Puls und füllte hastig den Totenschein aus. Ich wettete mit mir selber, dass er »Herzversagen« hingeschrieben hatte.
    Weizmann hatte es sehr eilig, das Haus wieder zu verlassen. Er nuschelte sich ein paar Beileidsbekundungen in den Schal und war sehr schnell wieder draußen.
    Ich schob vorsichtig die Gardine am Küchenfenster auseinander und schaute hinaus. Weizmann stieg in einen Wagen mit der Aufschrift Pflegedienst B & B. Bartholomae saß am Steuer.
    Ich teilte Kostnitz meine Beobachtung mit.
    »Das wollte ich wissen«, sagte er.
    Aus einer Schublade im Küchenschrank holte Kostnitz Tiefkühlbeutel, die wir über Schwester Beates Hände stülpten, damit eventuelle Spuren unter ihren Fingernägeln erhalten blieben. Ab da kam ich mir vor wie eine Figur in einem schlechten Film, die gerade zum Abschuss freigegeben wurde. Matti spielte das Spiel mit, und ich konnte nichts tun. Ich wollte gerne das Drehbuch ändern, am liebsten sofort Blaschke anrufen, aber der Ablauf der Ereignisse überrollte mich geradezu. Kostnitz drängte uns, die Leiche von Schwester Beate endlich wegzubringen.
    Wir verluden die Tote in den Leichenwagen, während Kostnitz ungeduldig daneben stand.
    »Was wollen Sie denn jetzt unternehmen? Warum rufen wir nicht die Polizei?«, versuchte ich es noch mal.
    »Weil ich die Polizei bin«, flüsterte er mir ins

Weitere Kostenlose Bücher