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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Genauso wie er Rache für die schmachvolle Behandlung durch Kennedy nehmen würde.
    Seine Schritte knarrten auf den alten Dielen, als er die Treppe nach oben ging.
    “Gra-ace”, sang er leise vor sich hin. “Gracie, wo bist du? Ich hab eine Überraschung für dich.”
    Es war immer noch nichts zu hören.
    Er steckte den Kopf ins erste Zimmer, an dem er vorbeikam. Es war völlig leer. Auch im nächsten befand sich nichts. Das letzte Zimmer am Ende des Korridors war ganz offensichtlich ihr Schlafzimmer, aber sie war nicht da. Ihr Parfüm und ihre Haarbürste lagen auf dem Frisiertisch. Das Bett war gemacht. Ein Kleid lag über dem Schaukelstuhl, ein Slip lag auf dem Boden neben dem Wäschekorb.
    Er ging durchs Zimmer, hob den Slip auf und hielt ihn sich unter die Nase. Dann steckte er ihn ein und ging wieder ins Erdgeschoss. Vielleicht war er ja an ihr vorbeigegangen, ohne es zu merken. Vielleicht war sie ja auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen oder in der Hängematte im Garten oder in der Hollywoodschaukel auf der Terrasse.
    “Grace?”, rief er und schaltete die Lichter ein. Er entdeckte ein leeres Weinglas auf dem Couchtisch. Er nahm es in die Hand und leckte daran. Sie schmeckte genauso gut, wie sie roch.
    “Wo bist du?” Es war niemand im Haus. Und auch nicht auf der Veranda oder im Garten. Er rannte zurück zur Straße, wo er seinen Wagen geparkt hatte, holte seine Taschenlampe und warf einen Blick durch das Garagenfenster. Als er gekommen war, war er nur schnell ums Haus gehuscht, um sicherzugehen, dass er allein war. Zwar hatte er ihren Wagen nicht gesehen, war aber davon ausgegangen, dass er in der Garage stand.
    Die Garage war auch leer.
    “Abgehauen”, murmelte er enttäuscht vor sich hin. Was nun? Damit hatte er nicht gerechnet. Vielleicht übernachtete sie ja bei ihrer Schwester Madeline oder bei ihrer Mutter oder womöglich bei Kennedy.
    Nach dem, was er letzte Nacht mitbekommen hatte, würde es wahrscheinlich Kennedy sein. Aber dorthin wollte er nicht gehen. Er wollte sie allein antreffen. Mit Kennedy würde er sich später befassen, wenn er ihm berichten konnte, wie oft sie ihm einen wahnsinnigen Orgasmus beschert hatte.
    Im Schein der Taschenlampe sah er auf die Uhr und stellte fest, dass es schon fast zwei Uhr morgens war. Wenn sie bei Kennedy war, würde sie wahrscheinlich bald nach Hause kommen. Kennedy würde bestimmt nicht wollen, dass seine Söhne aufwachten und eine Frau in seinem Bett vorfanden.
    Er würde also auf sie warten, entschied er, und ging zurück ins Haus. Die Belohnung für seine Mühe würde er nun erst später bekommen, was ihm natürlich nicht so gut gefiel, aber das Warten hatte auch sein Positives: Er würde es sich gemütlich machen, ihre Sachen durchwühlen, ein Glas Wein trinken und sich darauf freuen, sie so richtig schön zu erschrecken.

20. KAPITEL
    K ennedy küsste Grace auf die Schulter und zog sie näher zu sich. Falls sie es in den letzten paar Stunden nicht geschafft haben sollten, ein Kind zu kriegen, dann lag es jedenfalls nicht daran, dass sie es nicht versucht hatten. Grace gehörte jetzt zu ihm wie einst Raelynn zu ihm gehört hatte. Er würde sie lieben und sie beschützen, genauso wie er Raelynn geliebt und beschützt hatte. Ihm war klar, dass er dafür Opfer bringen musste. Vielleicht würde er sogar auf das Amt des Bürgermeisters verzichten. Aber das machte ihm keine Sorgen. Die Vorstellung, für den Rest seines Lebens mit Grace zusammen sein zu dürfen, entschädigte ihn für alles.
    Er drehte sich auf den Rücken und ließ sie los, schaute zur Decke und überlegte intensiv, ob seine Liebe zu Grace etwas an seinen Gefühlen für seine verstorbene Frau geändert hatte.
    Nein. Raelynn war immer noch hier. Sie würde immer ein Teil seines Lebens bleiben. Es ging ja nicht darum, die eine zu lieben und von der anderen zu lassen. Es ging darum, sie beide zu lieben, und das war es, weshalb sich seine Beziehung mit Grace so richtig anfühlte. Wenn er sie mit zu sich nach Hause nahm, sie mit Heath und Teddy spielen ließ und wenn er sie liebte, konnte er das ohne Schuldgefühle tun. Raelynn hätte gewollt, dass er glücklich wird, das wusste er. Er hätte sich das Gleiche für sie gewünscht.
    “Es ist schon spät. Ich sollte besser gehen”, murmelte Grace.
    Kennedy hatte gar nicht gemerkt, dass sie wach war. “Wie fühlst du dich?”
    Sie lächelte schläfrig. “Gut.”
    “Kein Bedauern?”, fragte er. Er wollte sie beruhigen, falls in ihr

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