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Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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dass sie Madeline bei der Suche nach Beweisen geholfen hatte? Er war es leid, dass Joe immer auf ihr herumhackte. Aber es war wohl doch besser, ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht zu erwähnen. McCormick würde Madeline sicher nicht zu hart rannehmen. Sie war ja bei allen beliebt, was man von Grace nicht gerade behaupten konnte. Wenn Kennedy sie beschuldigte, würde sie garantiert angeklagt werden.
    “Sollen die Montgomerys denn das Ganze noch mal durchmachen und eine weitere Untersuchung über sich ergehen lassen?”, fragte er, als Joe langsamer wurde. Er wollte ihn so lange wie möglich beschäftigen.
    Joe hatte wieder damit begonnen, mit der Taschenlampe den Waldrand abzusuchen. Aber bei dieser Frage drehte er sich wieder um und ging weiter. “Zum Teufel, ja, wenn sie so schuldig sind, wie ich meine, dann ist das gar keine Frage. Die Gerechtigkeit muss zum Zuge kommen.”
    “Gerechtigkeit? Und was ist, wenn sie nicht schuldig sind? Was hat es mit Gerechtigkeit zu tun, wenn wir ihr Leben zerstören?”
    Joe zuckte mit den Schultern. “Sie sind doch die Unruhestifter. Und wer sich etwas zuschulden kommen lässt, muss zur Rechenschaft gezogen werden.”
    Sie überquerten die Bahngleise. “Das sagst du so einfach”, meinte Kennedy. “Das ist aber vielleicht eine ganz komplizierte Geschichte.”
    Joe hielt Kennedy am Arm fest. Sie blieben stehen. “Warte mal kurz. Ich stehe auf der Seite des Opfers.
Irgendwas
ist mit meinem Onkel passiert”, erklärte er. “Und ich meine, es wird höchste Zeit, dass sich die Polizei damit befasst, was geschehen ist.”
    Kennedy riss sich los. “Was treibt dich denn wirklich an, Joe? Das verstehe ich nicht dabei.”
    “Ich will die Wahrheit herausfinden, das hab ich doch schon gesagt. Du solltest dich auch dafür interessieren.” Der Regen tropfte aus Joes Haaren, die ihm auf der Stirn klebten. “Willst du mir dabei helfen oder nicht?”
    Kennedy erinnerte sich daran, wie Grace ihn auf dem Parkplatz vor der Pizzeria abgekanzelt hatte. Er konnte sich nur einen einzigen Grund vorstellen, warum Joe unbedingt alles in Bewegung setzen wollte, um ihr zu schaden. “Du bist bei ihr abgeblitzt, stimmt’s? Du wolltest so weitermachen wie früher, und sie hat dich weggeschickt. Hab ich recht?”
    Joe schaltete die Taschenlampe aus, aber Kennedy konnte seinen finsteren Gesichtsausdruck trotzdem sehen. “Blödsinn! Was sollte ich denn von der
willigen Gracie
wollen?”
    Kennedy erinnerte sich an Grace’ blaue Augen, die wach und intelligent dreingeblickt hatten. Diese Augen zeugten auch von einer Menge Leid, dass sie erduldet hatte. Gleichzeitig waren sie rätselhaft und tief, tief genug, um sich darin zu verlieren. Er glaubte, ganz genau zu wissen, was Joe an ihr so interessant fand. “Sie ist eine sehr schöne Frau und irgendwie was ganz Besonderes.”
    “Was Besonderes?” Joe lachte hämisch. “Ich hab’s mit ihr getrieben. Alle haben das getan. Nur du wahrscheinlich nicht, aber auch bloß wegen Raelynn.”
    Kennedy ignorierte die Spitze. “Aber das ist doch jetzt alles anders. Damals waren wir noch jung und unerfahren. Sie wusste doch noch gar nicht, wer sie war. Sie war einfach nur ein einsames Mädchen, das uns ihren Körper überlassen hat, weil sie ihn noch nicht als Teil ihrer Selbst ansehen konnte. Aber jetzt ist sie attraktiv und erfolgreich und interessiert sich nicht die Bohne für uns, egal ob für dich oder für mich.”
    Joe rieb sich die Regentropfen aus dem Gesicht und ließ den Lichtkegel seiner Taschenlampe ein letztes Mal über den Waldrand gleiten. “Für mich ist sie immer noch die Gleiche”, sagte er und ging weiter. Aber Joe log. Kennedy glaubte nicht, dass es einen einzigen Mann in der Stadt gab, jedenfalls keinen einzigen Single, der nicht davon träumte, mit Grace Montgomery ins Bett zu gehen.
    Sogar er selbst wollte das.
    Clay ging in der Küche auf und ab, hielt an, warf Grace einen ungläubigen Blick zu, verzog grimmig das Gesicht und sagte: “Das ist nicht wahr.”
    “Doch, es stimmt.” Sie wickelte das große Handtuch, das er ihr gegeben hatte, noch enger um sich. Die Nacht war jetzt um drei Uhr morgens noch angenehm warm, aber ihr war kalt. Sie hatte den weiten Weg nach Hause durch den Regen zu Fuß zurückgelegt. Dort hatte sie, ohne sich umzuziehen, die Autoschlüssel genommen und war direkt zur Farm gefahren.
    “Aber wir haben die Bibel doch zusammen mit ihm vergraben”, sagte Clay energisch, als könnte er auf diese Weise die

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