Touchdown
in die Taschen seiner engen Jeans und sagte: »Erzählen Sie mir vom Football in Italien. Wie ist es dazu gekommen?«
»Die ersten Teams sind vor ungefähr zwanzig Jahren aus dem Boden geschossen und haben sich dann wie verrückt verbreitet, vor allem hier im Norden. Der Super Bowl im Jahr 1990 hat zwanzigtausend Zuschauer angelockt, viel mehr als zum Beispiel letztes Jahr. Dann hat das Interesse aus irgendeinem Grund nachgelassen, im Moment wächst es wieder. Es gibt neun Teams in der Liga A, ungefähr fünfundzwanzig in der Liga B und Flag Football für Kinder und Jugendliche.« Wieder eine Pause, in der Rick seine Hände umarrangierte. Die zwei Monate in Florida hatten ihm reichlich Sonnenbräune, aber auch eine dünne Haut verschafft. Die Bräune verblasste bereits wieder. »Wie viele Fans gucken bei den Panthers zu?«
»Kommt drauf an. Wir verkaufen keine Eintrittskarten, daher zählt niemand so richtig nach. Vielleicht tausend. Wenn Bergamo kommt, ist die Hütte voll.«
»Bergamo?«
»Die Lions Bergamo, Dauer-Champions.«
Rick fand das amüsant. »Lions und Panthers. Haben alle Teams NFL-Namen?«
»Nein. Es gibt auch die Warriors Bologna, die Gladiatori Roma, die Briganti Napoli, die Rhinos Milano, die Marines Lazio sowie die Dolphins Ancona und Giants Bolzano.« Rick kicherte über die Aufzählung.
»Was gibt es da zu lachen?«, fragte Sam.
»Nichts. Wo bin ich?«
»Das ist ganz normal. Der Schock lässt aber schnell nach. Wenn Sie erst mal die Ausrüstung angelegt haben und die ersten Hits an den Mann bringen, werden Sie sich wie zu Hause fühlen.«
Ich mach keine Hits, wollte Rick sagen, besann sich aber eines Besseren. »Bergamo ist also das Team, das es zu schlagen gilt?«
»O ja. Die haben acht Super Bowls und einundsechzig Spiele hintereinander gewonnen.«
»Der italienische Super Bowl. Kann gar nicht glauben, dass ich den verpasst hab.«
»Viele Leute haben ihn verpasst. Auf den Sportseiten kommen wir ganz zuletzt, nach Schwimmen und Motorradrennen. Der Super Bowl wird aber immerhin im Fernsehen übertragen. Auf einem der kleineren Sender.«
Da ihn der Gedanke, seine Freunde könnten erfahren, dass er in irgendeiner obskuren Liga in Italien spielte, noch immer mit Schrecken erfüllte, war ihm die Aussicht, die Spiele weitgehend unter Ausschluss von Presse und Fernsehen auszutragen, durchaus angenehm. Nicht auf Ruhm und Glanz war Rick in Parma aus, nur auf den kleinen Gehaltsscheck, der ihm über die Runden half, währenddessen er und Arnie hofften, dass zu Hause ein Wunder geschah. Er wollte nicht, dass irgendjemand wusste, wo er war. »Wie oft trainieren wir?«
»Der Platz steht uns montags, mittwochs und freitags zur Verfügung, abends um acht. Vorher müssen die Jungs arbeiten, sie haben richtige Jobs.«
»Was für Jobs?«
»Alles. Pilot, Ingenieur, einige sind Lkw-Fahrer. Makler, Unternehmer, einer hat einen Käseladen, einer betreibt eine Bar, ein Zahnarzt ist dabei, zwei oder drei arbeiten im Fitnesszentrum. Zwei sind Maurer, ein paar Kfz-Mechaniker.«
Rick ließ sich das durch den Kopf gehen. Seine Gedanken waren träge, der Schock ließ nach. »Was für eine Offense wird gespielt?«
»Wir halten es möglichst einfach. Mit viel Power, viel Bewegung und Täuschungsmanövern. Unser Quarterback vom letzten Jahr konnte nicht werfen, das hat unsere Angriffsmöglichkeiten natürlich eingeschränkt.«
»Euer Quarterback konnte nicht werfen?«
»Na ja, schon, aber nicht besonders gut.«
»Haben wir einen Runner?«
»O ja. Slidell Turner. Zäher kleiner Schwarzer von der Colorado State, vor drei Jahren von den Colts verpflichtet, aber bald wieder abgegeben, war einfach zu klein.«
»Wie klein?«
»Knapp eins achtzig. Zu klein für die NFL, aber für die Panthers genau richtig. Hier haben sie echt Probleme, ihn einzufangen.«
»Was zum Teufel macht ein schwarzer Junge von der Colorado State in Parma, Italien?«
»Football spielen, auf den entscheidenden Anruf warten. Genau wie Sie.«
»Habe ich einen Receiver?«
»Ja, Fabrizio, einen der Italiener. Großartiges Paar Hände, großartige Füße, großartiges Ego. Hält sich für den besten italienischen Footballspieler aller Zeiten. Braucht viel Zuspruch, ist aber kein schlechter Junge.«
»Kann er meine Würfe fangen?«
»Bezweifle ich. Wird viel Training brauchen. Machen Sie ihn nicht gleich am ersten Tag fertig.«
Rick sprang auf. »Mir ist kalt. Kommen Sie, bewegen wir uns ein bisschen.«
»Möchten Sie den
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