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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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er wollte Alex nicht gerade heute und außerdem vor allen Leuten eine Szene machen. Natürlich war er wütend und so sehr enttäuscht, dass er es nicht in Worte fassen konnte, aber ihm war auch bewusst, dass Mikael erleichtert war und seinem Vater das mit einem Streit wegzunehmen, kam nicht in Frage. Morgen war auch noch ein Tag.
    „Mach' es nicht, Kilian“, riet Colin leise und Kilian sah seinen Vater fragend an. „Rücksicht auf Mik nehmen.“
    Kilian zuckte ertappt zusammen. „Dad...“
    Colin schüttelte den Kopf und Kilian verstummte. „Ich weiß, dass du es gut meinst, aber Mik fragt sich genauso wie du, was hinter allem steckt. Er spürt, so wie wir alle, dass mit Alex irgendetwas nicht stimmt.“ Colin seufzte und legte dann das Messer beiseite. „Wir tun zwar so, als wäre nichts, aber Alex hat uns mit seinem Verhalten schwer enttäuscht und jetzt behauptet er, es wäre alles in Ordnung, obwohl es das nicht ist. Alex belügt uns, Kilian. Er lügt uns allen ins Gesicht und das wird nicht lange gutgehen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich erkenne Alex nicht wieder. Was immer in Europa vorgefallen ist, es hat ihn sehr verändert. Mik kann sich das noch nicht eingestehen, aber das wird er bald müssen.“
    „Was soll ich denn sagen? Soll ich einfach hingehen und ihn damit konfrontieren?“, fragte Kilian, denn er fühlte sich hilflos und er wollte nicht den ersten Schritt machen. Eigentlich wollte er, dass alles wieder so wurde, wie vor ein paar Stunden. Auch wenn er sich dafür schämte, aber im ersten Moment, als Niko ihm erzählt hatte, was los war, hatte er sich gewünscht, dass Alex nie mehr in seinem Leben aufgetaucht wäre.
    „Ich wünschte, ich wüsste es“, gab Colin zu, stutzte im nächsten Moment und fing dann an zu schmunzeln.
    Kilian sah ihn fragend an. „Was ist?“
    „Von Dale?“
    „Was?“ Kilian sah an sich hinunter, als Colin auf ihn deutete. Er trug Dales Kette sichtbar über seinem Shirt, das war ihm gar nicht aufgefallen. Kilian griff nach dem Anhänger mit dem 'D' in der Mitte. „Er wollte mir einen Verlobungsring kaufen, hatte aber Angst, dass ich weglaufe.“
    „Wärst du weggelaufen?“
    „Bis in die Arktis“, antwortete Kilian ehrlich und grinste schief, als Colin zu lachen begann.

    Mit einem kühlen Bier bewaffnet, scheuchte Colin ihn schließlich in den Garten zurück, wo Kilian das Gemüse auf den Tischen verteilte, die überall im Garten herumstanden, damit sich jeder nach Lust und Laune bedienen konnte, und sah sich dabei nach Dale um, den er bei den Zwillingen entdeckte. Wenn er keinen auffälligen Umweg laufen wollte, musste er an Alex vorbei, um zu ihnen zu gelangen. Nein, entschied Kilian im nächsten Moment. Schluss mit dem Unsinn. Kein Umweg mehr. Wenn Alex ihm etwas zu sagen hatte, würde er darauf reagieren, und zwar wie ein Erwachsener.
    Kilian nickte Alex zu, als er in Hörweite war, um weiter zu Dale zu gehen, doch Alex' folgende Worte machten das unmöglich. Kilian hielt inne und sah Alex ungläubig an. „Sag' das noch mal.“
    „Was? Dass du mich schnell ausgetauscht hast?“, konterte Alex verbittert und irgendwie auch herausfordernd, aber damit traf er bei Kilian den falschen Nerv.
    „Wie meinst du das?“
    „Ist das nicht offensichtlich?“
    Kilian ging der Hut hoch. Jetzt reichte es und zwar endgültig. Er knallte die Bierdose so heftig auf den Tisch, der neben ihm stand, dass Bier aus der Öffnung spritzte und im Garten umgehend Stille einkehrte. Kilian wusste, dass er damit jeden auf sie aufmerksam gemacht hatte, aber er war zu wütend, um darauf noch Rücksicht zu nehmen. Den ganzen Tag lang warf Alex Dale bereits böse Blicke zu und jetzt das. Kilian hatte die Nase gestrichen voll.
    „Um mal eines klarzustellen, Corvin, du hast dich verpisst, nicht ich. Du hast mir nicht mal die Gelegenheit gegeben, etwas dazu zu sagen, als Dad uns erwischt hat, sondern hast deine Sachen gepackt und bist nach Europa abgehauen. Das war vor vier Monaten. Und auf einmal tauchst du wieder hier auf, tust so, als wäre nichts, lügst uns damit offen ins Gesicht, und wirfst mir jetzt sogar noch vor, ich hätte dich ersetzt? Was bist du eigentlich für ein Arschloch?“
    Das saß. Alex wurde blass. „Ich wollte nur den Kopf freikriegen.“
    „Wovon denn?“, fragte Kilian wutentbrannt. „Glaubst du, Mik hätte dich umgelegt, weil du mit mir ins Bett gestiegen bist?“ Dass er das zu Beginn selbst gedacht hatte, verschwieg Kilian

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