Tränen im Regen
Übelkeit, aber ihm war bewusst, dass er von Dale niemals verlangen durfte, sich zwischen ihm und seinem Job zu entscheiden. Trotz allem, was passiert war, das würde er Dale niemals antun. Es wäre das Ende ihrer Beziehung und die wollte er für nichts in der Welt aufgeben.
„Wo ist Dale?“, wollte er wissen.
„Im Revier“, antwortete Colin. „Seine ganzen Berichte schreiben. Er war bis vor einer Stunde hier, dann haben wir übernommen, damit er den Bürokram erledigen kann. Ich habe ihm gedroht, ihn rauswerfen zu lassen, wenn er nicht freiwillig geht.“
„Ich liebe ihn so sehr. Es würde mich umbringen, wenn ihm etwas passiert.“
Er wusste nicht mal, warum das auf einmal so wichtig war, aber er konnte nicht anders. Kilian musste darüber reden, sich das Ganze von der Seele reden, weil es ihn sonst ersticken würde, wie die Dunkelheit in dieser verdammten Kiste es versucht hatte. Kilian öffnete abrupt die Augen, um direkt in Mikaels zu sehen. So war es besser, dachte er und versuchte sich an einem Lächeln. Mehr schlecht als recht zwar, aber sein Vater erwiderte es, was Kilian ausreichte. Hier war er sicher. Er lehnte sich noch dichter an Mikaels Hand, woraufhin Colin auf seiner anderen Seite vom Stuhl aufstand und sich zu ihm ins Bett legte.
„Besser?“, fragte Colin und Kilian nickte nur, denn die Nähe seines Vaters war wirklich besser. „Wirst du damit leben können, Kilian? Mit der Angst wegen seines Jobs?“
„Ich wünschte, er würde aufhören“, gab er zu.
„Ich weiß, aber Dale liebt seinen Job, so wie er dich liebt. Zwing ihn nicht, sich zu entscheiden.“
„Ich würde ihn verlieren, oder?“, fragte Kilian leise, obwohl er die Antwort auf diese Frage kannte.
„Ja, das würdest du“, antwortete Colin ehrlich und damit war dann alles gesagt. Oder auch nicht, wie sich Mikael im nächsten Moment räusperte. „Mir scheint, dein zweiter Vater möchte sich äußern.“
„Ja, das möchte er, mein lieber Ehemann.“ Mikael lachte leise. „Ich möchte dich etwas fragen, Kilian. Es ist rein hypothetisch. Stell dir vor, ihr geht getrennte Wege, weil du mit Dales Job nicht klarkommst, und er wird bei einem Einsatz verletzt. Würde es weniger wehtun, wenn du es erfährst?“
„Nein“, gab Kilian nach kurzem Überlegen zu.
„Hm“, machte Mikael schlicht, was Kilian schmunzeln ließ, denn er hatte die Worte zwischen den Worten sehr wohl verstanden.
„Ich weiß, was du sagen willst, und du hast Recht. Es wäre egal, ob wir zusammen sind oder nicht. Wenn er verletzt würde, ich wäre so schnell ich könnte bei ihm.“
Mikael nickte. „Du liebst ihn. Ganz gleich, welchen Job er hat, daran wird sich auch nichts ändern. Akzeptier' es und vertrau' Dale einfach. Er ist gut in seinem Job. Liebe ihn. Sei da, wenn er dich braucht, so wie er für dich da sein wird.“
„Ich will ihn heiraten“, platzte aus Kilian heraus, was er schon seit Wochen überlegte. Trotz Alex, trotz allem. In der Kiste hatte er genug Zeit gehabt, um über sein Leben nachzudenken, und es ohne Dale zu führen, kam für Kilian nicht mehr in Frage. Nie mehr. Colin versteifte sich hinter ihm und Kilian sah zu seinem Vater. „Ich will nicht ein Jahr warten, wie ich es zu Dale gesagt habe, und ich habe eine Scheißangst deswegen.“
Colin fing an zu lächeln und entspannte sich wieder. „Das glaube ich dir sofort. Mir ging es damals nicht anders.“ Colin strich ihm über die Wange. „Tu es, Kilian. Frag' ihn und dann heirate ihn.“
„Schade, dass er nicht genauso ist wie dein Vater, sonst hättest du mindestens drei Mal fragen müssen“, murmelte Mikael und Kilian sah verblüfft zu ihm. Sein Vater grinste, was alles sagte. Er sah zurück zu Colin.
„Dreimal? Davon habt ihr mir gar nichts erzählt.“
Colin wurde rot. „Na ja...“
Kilian prustete los. „Du warst ein Schisser, echt?“
„Na und?“, murmelte sein Vater trotzig und Kilian vergrub lachend sein Gesicht an Colins Schultern, nachdem er sich zu ihm umgedreht hatte. „Du bist unmöglich“, beschwerte sich Colin gespielt und zog ihn gleichzeitig in eine Umarmung. „Aber wir lieben dich trotzdem.“
Kilian lächelte. „Ich liebe euch auch.“
Ein vorsichtiges Klopfen störte die traute Familienidylle.
„Ja?“, fragte Mikael.
„Matt, komm' rein“, freute sich Kilian, als sein Lebensretter zur Tür reinschaute und grinste.
„Darf ich den Trottel von meinem Bruder mitbringen?“
„Idiot“, grummelte es hinter Matt hörbar und
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