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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern
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wird, aber wie sagt er so schön? »Die Canterbury Tales? Vielleicht will ich die irgendwann noch mal lesen!«
    »Aber die hast du doch auch auf deinem iPad, deinem Kindle, deinem Nook und deinem Sony Reader«, erinnere ich ihn. Erwähnte ich schon, dass er auch ein Elektronik-freak ist? Er muss jedes Gerät kaufen, das neu auf den Markt kommt.
    Und es wäre ja auch nicht so schlimm, dass Gogo seinen alten, kaputten Minikühlschrank vom College behalten will, oder den blauen Plüschsessel, den er auf dem Trödelmarkt für seine erste Wohnung ergattert hat. Dessen Rücklehne ziert übrigens ein Deckchen, das er selbst in der siebten Klasse gehäkelt hat, sodass man, wie er sagt, »den Kopf anlehnen kann und der Sessel dort nicht abnutzt«. All das wäre nicht so schlimm, wenn Gogo nicht ständig mein Zeug wegschmeißen würde!
    Und mich stört nicht nur das Horten. Gogo gehört zu den Leuten, die einfach nicht begreifen, dass man beim Telefonieren nicht schreien muss. Ganz gleich, wie oft man ihm erklärt, dass man mit ganz normaler Stimme sprechen kann, er gehört zu den nervigen Typen, die im Restaurant, im Aufzug, im Supermarkt und an allen möglichen öffentlichen Plätzen mit voller Lautstärke telefonieren. Ständig beschweren sich Leute bei ihm, aber er entschuldigt sich nur und sagt: »Mit diesen verdammten Handys versteht einen keiner.« Ich wette, eines Tages platzt mir noch das Trommelfell, wenn er mich anschreit: »Ich komme etwas später. Darren Greenwood hat sich beim Fußballturnier die Schulter ausgekugelt!«
    Und wo wir schon bei den ohrenbetäubenden Geräuschen sind, die Gogo von sich gibt, möchte ich auch erwähnen, dass er mit seinem allmorgendlichen Naseputzen Tote aufwecken könnte. Ich schlafe noch, und er wacht vor mir auf, aber anstatt in ein anderes Zimmer zu gehen und sich dort die Nase zu putzen, muss er es an Ort und Stelle tun und mir direkt ins Ohr tröten. So wache ich fast jeden Morgen auf: wenn Gogo seine Nase putzt und sich dabei anhört, als wollte er sein halbes Hirn ins Taschentuch pusten. Hielte er mir einen Laubsauger ans Ohr, wäre es wahrscheinlich leiser.
    Bekanntermaßen stört es viele Frauen, wenn die Klobrille nicht unten ist, und ich bin auch wirklich dankbar, dass Gogo sie nie oben lässt. Allerdings klappt er auch immer den Klodeckel mit herunter. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft ich nachts ins Bad musste und mich auf den kalten Deckel gesetzt habe. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: keine Klobrille oder dieser Deckel! Ich hab zu ihm gesagt, ich wüsste es sehr zu schätzen, dass er die Brille herunterklappt, aber ob er vielleicht den Deckel oben lassen könnte?
    »Das ist doch ekelhaft«, erwiderte er.
    Ist das ekelhaft? Was ist daran ekelhaft? Sagen Sie’s mir, ich finde es nicht ekelhaft.
    Apropos Bad: Warum sagt er mir immer Bescheid, wenn er ins Bad geht? »Ich gehe jetzt mal duschen«, ruft er mir zu, wenn ich in einem anderen Zimmer bin. Und wenn ich nicht reagiere, ruft er so lange: »Lil? Ich gehe jetzt duschen«, bis ich schließlich sage: »Ist gut.« Was glaubt er denn? Vielleicht, dass ich meine, er wurde entführt, wenn ich seinen Namen rufe und er nicht antwortet? Wenn ich bei verschlossener Badezimmertür die Dusche rauschen höre, soll ich dann glauben, das wäre nur ein Ablenkungsmanöver der Entführer, um zehn Minuten Vorsprung rauszuschlagen?
    Und noch eine Sache. Tut mir leid, aber jetzt bin ich in Fahrt. Gogo ist kein Handwerker. »Warum soll ich einen Klempner rufen, wenn ich einfach ein bisschen Abflussreiniger ins Becken schütten kann?«, sagt er. Ich weiß, dass meine Haare den Abfluss verstopfen und es hundert Dollar kostet, damit der Mann mit der Spirale kommt und die Rohre freimacht. Ich bin in einem Haushalt mit drei Frauen aufgewachsen, deren Haare die Rohre verstopften. Wir hatten unseren Klempner auf Kurzwahl gespeichert. Mit verstopften Rohren kenne ich mich bestens aus. Aber Gogo sagt: »Ach was!«, und schüttet die ganze Flasche Abflussreiniger ins Becken. Daraufhin wurde die Verstopfung so schlimm, dass ein Rohr platzte und mehrere Klempner drei Tage brauchten, um den Schaden zu beheben.
    Gogo kann auch keine Witze erzählen. Ich hab schon erlebt, dass er bei einer Dinnerparty die Gäste so langweilte, dass der Letzte sich um halb neun verabschiedete.
    Außerdem fährt Gogo auf Parkplätzen viel zu schnell und verpasst dadurch die guten Lücken. Mit fünfzig Stundenkilo metern kurven wir endlos herum, bis ich eine

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