Träum ich?: Roman (German Edition)
Sie meinen, Sie könnten Gogo in einen gut aussehenden, glücklichen Mann verwandeln?«
Das verschlägt mir die Sprache.
»Was?«, bringe ich nur hervor.
»Sie sind eine sehr attraktive Frau. Warum verschwenden Sie Ihre Zeit mit einem verheirateten Mann, der es gar nicht wert ist?«, fragt sie. »Wieso sind Sie so verrückt nach Gogo?«
Ich bin so verblüfft, dass mir buchstäblich die Worte fehlen. Ich kann es nicht fassen, dass eine Frau so etwas über ihren eigenen Mann sagt. Rhonda steht da und wartet auf eine Antwort. Fast tut sie mir leid.
»Haben Sie den Verstand verloren?«, erkundige ich mich.
»Ob ich den Verstand verloren habe?«, wiederholt sie. »Sie sind doch diejenige, die sich die Mühe gemacht hat, Gogo Arbeit und Selbstvertrauen zu geben, ihn dazu zu bringen, Sport zu treiben und sich richtig zu ernähren. Ich begreife nur nicht, warum.«
»Weil Gogo etwas Besseres verdient als das hier!«, platzt es aus mir heraus.
»Tja«, sagt sie und lächelt abfällig. »Da kommen Sie zu spät.«
»Wieso das?«, frage ich entschieden.
»Weil ich schwanger bin. In der sechsten Woche.« Sie streichelt sich über den Bauch. »Sie mögen ja verrückt sein, aber sind Sie auch verrückt genug, einem Kind den Vater wegzunehmen?«, fragt sie. »Sie kennen Gogo doch so gut, meinen Sie wirklich, er würde seine Frau und sein ungeborenes Kind verlassen?«
Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Ich weiß, dazu wäre er nicht fähig.
»Tja, dann herzlichen Glückwunsch«, bringe ich hervor.
»Vielen Dank«, antwortet sie, während ich mit finsterer Miene einfach nur dastehe.
»Hören Sie«, sagt sie und legt mir die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe ja, warum Sie mit Gogo zusammen sein wollen. Ich verstehe, warum Sie jemanden wie ihn haben wollen und sich all die Mühe gemacht haben, um ihn mir wegzuschnappen.«
Sie fordert mich auf, Platz zu nehmen. Ich gehorche, als sie sich auf die Couch setzt.
»Gogo ist eigentlich zu gut für diese Welt. Als wir uns damals kennenlernten, war ich eigentlich mit seinem Zimmergenossen zusammen, wissen Sie? Jedes Mal wenn ich das Zimmer der beiden betrat, saß Gogo am Schreibtisch und lernte fürs medizinische Vorstudium, und ansonsten ging er in die Schwimmhalle vom College oder kaufte Gemüse in diesem schrecklichen Supermarkt. Damals sah er wirklich gut aus und alle Mädchen waren hinter ihm her. Meine Verbindungsschwester bei Kappa Kappa Lambda, Debby Larkin, war verrückt nach ihm. Ständig bat sie mich, ihr ein Date mit ihm zu besorgen. Sie traute sich einfach nicht, ihn selbst zu fragen. Eines Morgens, als Gogo gerade zum Seminar wollte, sagte ich zu ihm, Debby würde am Nachmittag im Campusgarten auf ihn warten. Damals waren Handys oder E-Mails noch nicht so alltäglich, daher war ich der Bote. Ich hatte morgens mit Debby ein Seminar, da wollte ich ihr Bescheid sagen. Aber als Gogo sein Zimmer verließ, meinte sein Zimmergenosse Zach, dass er mit mir reden müsse.« Plötzlich wirkt Rhonda bedrückt.
»Was wollte er denn?«, frage ich.
»Er wollte mit mir Schluss machen. Er fand mich zu egoistisch. Egoistisch? Ist das zu fassen? Ich verkuppele seinen Zimmergenossen mit einem netten, hübschen Mädchen, und er hält mich für egoistisch!«
»Wieso denn das?«, frage ich nach, weil ich nur Bahnhof verstehe.
»Ach«, sagt sie mit einer wegwerfenden Handbewegung, »ich war ein Einzelkind, verstehen Sie? Meine Mutter hatte Probleme, schwanger zu werden. Es gab ständig Komplikationen. Als ich schließlich gesund geboren wurde, sorgten meine Eltern dafür, dass ich nur das Beste bekam.«
Langsam geht mir das ganze Gespräch auf die Nerven, doch auf einmal wird mir etwas klar.
»Also sind Sie vom oberen ins untere Bett gezogen«, sage ich und wiederhole damit genau das, was Gogo mir bei unserer ersten Begegnung erzählt hat.
Doch dann überlege ich noch mal. Gogo war zuerst mit Rhonda zusammen, nicht umgekehrt. In diesem Leben, in dieser Dimension aber hat der Zimmergenosse Rhonda fallen gelassen und nicht Rhonda Gogo.
Ich habe die Stelle in Gogos Leben gefunden! Die Stelle, die alles verändert hat!
»Ich war an diesem Tag so aufgewühlt, dass ich ganz ver gaß, Debby von der Verabredung mit Gogo zu erzählen. Dann saß ich ganz zufällig im Campusgarten, als Gogo vom Seminar kam und Debby im Garten suchte.«
»Was hat er gemacht, als er Sie sah?«, frage ich.
»Er hat gefragt, warum ich weine. Ich hab’s ihm erzählt. Er war so süß. Er hat mir ein
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