Träum weiter, Liebling
anklagend mit dem Finger auf die beiden. »Sie hat euch überhaupt nichts getan, keinem von euch, aber ihr habt sie trotzdem wie Dreck behandelt, und das hört jetzt auf, verflucht noch mal!«
Jane kam wieder in die Küche. Sie tätschelte im Vorbeigehen Gabes Arm, trat dann zu ihrem Mann und streichelte ihn.
Cal streckte trotzig das Kinn vor. »Es geht hier nicht darum, was sie uns getan hat, und das weißt du ganz genau. Du bist derjenige, um den wir uns Sorgen machen!«
»Dann hört auf damit, Herrgott noch mal!« brüllte Gabe.
Rosie erstarrte und blinzelte. Gabe holte tief Luft und senkte seine Stimme. »Rachel hat recht. Ihr beiden seid wie zwei Mutterhennen, und ich kann‘s nicht länger ertragen.«
Ethan meinte: »Schau, Gabe... ich hab ein bisschen Erfahrung. Ich hab eine Menge Leute beraten, die Angehörige verloren haben, und du musst verstehen -«
»Nein! Du bist derjenige, der verstehen muss. Wenn einer von euch - wenn ein einziger von euch beiden Rachel noch mal weh tut dann werdet ihr das bereuen. Wenn ihr sie auch nur finster anschaut, müsst ihr mit mir rechnen. Habt ihr verstanden?«
Cal schob die Hände in die Hosentaschen und blickte unbehaglich drein. »Ich wollt‘s dir ja nicht sagen, aber es sieht so aus, als bleibt mir nichts anderes übrig. Es wird dir nicht gefallen, das zu hören, aber du scheinst blind zu sein, was sie betrifft, und solltest die Wahrheit erfahren.« Er holte tief Luft. »Ich hab Rachel fünfundzwanzigtausend Dollar angeboten, wenn sie die Stadt verlässt, und sie hat angenommen.«
Jane seufzte. »Ach Cal...«
Gabe blickte Rachel ein paar Sekunden lang schweigend an. Schließlich zog er fragend eine Augenbraue hoch.
Sie zuckte die Schultern und nickte dann.
Er lächelte sie an. »Wie schön für dich.«
Diesmal war es Cal, der explodierte. »Was meinst du damit, schön für sie! Sie hat sich von mir kaufen lassen!«
Als Rosie hörte, wie zornig ihr Vater klang, verzog sie das Gesicht. Cal hob sie hoch und küsste sie, während er wie ein aufziehendes Sommergewitter blickte.
Gabe war Cals Gebrüll gewöhnt und ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. »Rachel ist eine Überlebenskünstlerin, sie tut alles, was sie kann, um sich über Wasser zu halten. Ich fange gerade erst an, diese Qualität so richtig an ihr zu schätzen.«
Cal hatte nicht die Reaktion erhalten, die er sich gewünscht hätte, und mit Rosie unter dem Arm wie ein Super Bowl Football sammelte er seine Kräfte für eine weitere Attacke. »Wie kannst du bloß vergessen, was sie mit dem Autokino gemacht hat?«
Das entfachte Gabes Zorn von neuem. »Sag doch mal, großer Bruder, was würdest du tun, wenn du eines Nachts nach Hause kämst und feststellen müsstest, dass ich Jane ins Gefängnis hab werfen lassen?«
Jane betrachtete ihn interessiert, während Cals Gesicht rot anlief. »Das ist überhaupt nicht dasselbe. Jane ist meine Frau!«
»Tja, und ich hab Rachel letzte Woche gebeten, mich zu heiraten.«
»Wie bitte?«
»Du hast richtig gehört.«
Ethan und Cal starrten sie an. Gestern beim Autokino hatte sie dasselbe zu ihm gesagt, doch er hatte ihr nicht geglaubt.
Rosie bohrte ihren kleinen Zeigefinger in den Mund ihres Vaters. Cal studierte seinen Bruder und zog langsam ihr Händchen weg. »Du wirst sie heiraten?«
Zum ersten Mal schien Gabe ein wenig der Dampf auszugehen. »Ich weiß nicht. Sie überlegt sich‘s noch.«
Als Cal sie diesmal anblickte, schien er eher verwirrt als zornig zu sein. »Wenn er Sie gebeten hat, ihn zu heiraten, warum haben Sie dann das Autokino kaputtgeschlagen?«
Sie wollte ihm schon sagen, dass sie das nicht getan hatte, doch Gabe war schneller.
»Weil Rachels Herz größer ist als ihr Verstand.« Er umfasste ihren Nacken und streichelte sie mit dem Daumen. »Sie wusste, dass das Autokino nicht gut für mich war, aber ich wollte nicht auf sie hören. Rachel ist... sie ist ‘ne richtige Kämpferin, wenn‘s um die Menschen geht, die sie mag, und das war ihre ganz besondere Art der Kriegsführung.«
Einen Moment lang glaubte sie, Gabe hätte seine dritte Lüge für heute geäußert, doch dann merkte sie, dass er gar nicht log. Er glaubte ernsthaft, dass sie‘s getan hatte. Diese Ratte! Doch gerade als ein wenig gerechte Empörung in ihr aufsteigen wollte, nahm ihr das zärtliche Verständnis, mit dem er sie ansah, den Wind gleich wieder aus den Segeln. Obwohl er so etwas glaubte, stand er hinter ihr.
»Gabe! Gabe!« kreischte Edward vom
Weitere Kostenlose Bücher