"Träume aus 1001 Nacht" 6
ich davon ausgegangen, dass das alles sei.“
„Mein Vater hat die Firma gegründet, die Jasmine und ich ausgebaut haben. Heute sind wir vor allem im internationalen Handel tätig. Nach dem Tod unseres Vaters hat Jasmine die Leitung der Geschäfte übernommen. Ich kümmere mich hauptsächlich um die Reederei und die Werften. Viele Familienmitglieder sind Aktionäre der Firma, aber ich bin der Direktor.“
„Dann wundert es mich nicht mehr, dass du so viel Arbeit hast.“
„Solange einem gefällt, was man macht, ist das ja nicht weiter schlimm.“
„Stimmt. Aber was machst du in deiner Freizeit?“
„Ich reite sehr gern.“
„Und was ist mit Schwimmen? Ich habe dich niemals im Wasser gesehen, obwohl wir nicht weit vom Meer entfernt wohnen und noch dazu einen wunderbaren Pool haben.“
„Ich nehme meistens ein Bad früh am Morgen, wenn du noch schläfst.“
„Ach so. Bist du schon einmal nachts schwimmen gegangen?“
„Ja. Hast du Lust dazu?“
Sara spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Sie brachte kein Wort heraus und nickte nur.
„Dann lass uns heute Abend einen Spaziergang am Strand machen“, erklärte Kharun. „Wenn es warm genug ist, können wir ja schwimmen.“
Seine Stimme verriet keine besondere Gefühlsregung, doch hielt er den Blick fest auf Sara gerichtet. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. Mit leicht unsicherer Stimme sagte sie: „Gute Idee.“
Doch als sie zum Haus zurückkamen, fürchtete sie, dass der Abendspaziergang ausfallen werde, da sie Piers auf Kharun warten sah. Nachdem er ihn herzlich begrüßt hatte, sagte er: „Es ist schon spät. Konntest du nicht bis morgen warten?“
Piers zuckte die Schultern. „Das hat dich früher nie gestört.“
„Die Dinge ändern sich eben“, erwiderte Kharun und verabschiedete sich von Sara mit einem Handkuss. „Wir sehen uns zum Essen.“
Sara spürte genau, wie die beiden Männer ihr nachsahen, als sie zu der Villa hinüberging.
Piers sagte zu seinem Freund: „Du treibst ein gefährliches Spiel. Schließlich haben wir noch immer keinen Beweis dafür, dass sie keine Spionin ist. Hat sie Zugang zu deinem Büro?“
Sara hatte genau bemerkt, dass Kharun ihr kein hundertprozentiges Vertrauen entgegenbrachte. Was mochte er wohl seinem Ratgeber antworten? Leider war sie zu weit entfernt, als dass sie verstehen konnte, was er sagte. Seufzend ging sie zu ihrem Zimmer hoch.
Kharun schloss die Tür seines Arbeitszimmers. „Hast du konkrete Gründe dafür, dass sie eine Spionin sein könnte?“, fragte er Piers. „Immerhin solltest du daran denken, dass sie kein Arabisch spricht und noch nicht eine Frage zu den Verhandlungen gestellt hat.“
„Vielleicht. Aber das alles ist schon ein seltsamer Zufall.“
Kharun zuckte die Schultern. „Also, was treibt dich zu so später Stunde hierher?“
„Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass die Amerikaner unser letztes Angebot annehmen werden. Es gibt noch einige Details zu regeln, aber ich denke, wir können den Vertrag in wenigen Tagen deinem Onkel vorlegen. Dann brauchen wir nur noch zu unterschreiben.“
Kharun nickte und versuchte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Das alles kam zu schnell. Sicher, der Vertrag bedeutete einen gewaltigen Fortschritt für sein Land. Aber er läutete auch das Ende seiner Ehe ein. Und dazu war er noch nicht bereit.
„Ich dachte, du wärst begeistert.“
„Das bin ich ja auch. Aber wir sollten uns unserer Sache wirklich sicher sein, bevor wir das feiern.“ Dabei war der Vertrag unter Dach und Fach, wenn die Gegenseite das Angebot akzeptierte. „Sara scheint keine Rolle in dieser Angelegenheit gespielt zu haben“, erklärte er.
„Zumindest haben die Amerikaner nicht versucht, sie ins Spiel zu bringen. Aber was kommt jetzt? Scheidung oder Annullierung der Ehe?“
Kharun schaute seinen Freund lange an, dann sagte er leise: „Keine Sorge, du wirst es als Erster erfahren, wenn es so weit ist.“
„Tut mir leid, ich wollte nicht indiskret sein“, erwiderte Piers rasch, da er verstanden hatte, dass er über das Ziel hinausgeschossen war.
Als Kharun sich für das Dinner umzog, dachte er immer noch über die Frage seines Freundes und Ratgebers nach. Er hatte Aminna gebeten, den Tisch auf einer Terrasse zu decken, von der aus man einen wunderbaren Blick über die Gartenanlagen hatte. Und nach dem Essen würde er mit Sara am Strand spazieren gehen und vielleicht ein nächtliches Bad nehmen.
Je besser er sie
Weitere Kostenlose Bücher