Träume wie Gold: Roman (German Edition)
schüttelte das Staubtuch aus und begann, den makellos sauberen Ladentisch zu polieren. »Seitdem Jed aufgetaucht ist, ist hier plötzlich der Teufel los. Im Laden wurde eingebrochen, die Wohnungen oben durchsucht. Ich wurde beinahe vergewaltigt und du …«
»Was?« Mit zwei Schritten hatte Lea den Tisch umrundet und packte Dora bei den Händen. »Was hast du da eben gesagt?«
»Verdammt.« Sie versuchte, Lea ihre Hände zu entziehen, wusste aber, dass es zwecklos war. »So schlimm war es in Wirklichkeit gar nicht. Ich habe nur übertrieben, weil du mich geärgert hast.«
»Moment.« Lea marschierte zur Tür und schloss ab. »So, und jetzt wirst du mir alles erzählen, und zwar sofort.«
»Also gut.« Resigniert strich Dora mit beiden Händen über ihr Gesicht. »Dann setz dich besser hin.«
Es dauerte eine Weile, bis Dora die ganze Geschichte erzählt hatte, da Lea sie ständig unterbrach, aber dann war es geschafft.
»So, und jetzt musst du mir versprechen, dass du Mom und Dad gegenüber kein Wort davon erwähnst, bis sich die Gelegenheit ergibt, dass ich es ihnen selbst erzähle.«
»Und du gehst jetzt sofort rauf und packst«, befahl Lea, während sie sich vor Dora aufbaute. Mit ihren glitzernden blauen Augen sah sie aus wie ein blonder Engel, der entschlossen war, Harfe und Heiligenschein von sich zu schleudern. »Du ziehst zu John und mir.«
»Das werde ich nicht. Ich bin hier absolut sicher.«
»Hah, absolut sicher«, schnappte Lea zurück.
»Ja, bin ich. Die Polizei schützt mich, das Haus wird beobachtet. Jetzt lachte sie. »Kapier es endlich, Schätzchen, ich schlafe mit einem Cop.«
Das besänftigte ihre Schwester ein bisschen. »Ich möchte nicht, dass du allein bist. Keine fünf Minuten.«
»Du liebe Güte …«
»Das ist mein Ernst.« Das Glühen in Leas Augen ließ keinen Raum für Argumente. »Wenn du mir das nicht versprichst, hole ich John, und dann schleppen wir dich gemeinsam nach Hause. Und ich will mit Jed reden.«
»Nur zu.« Dora warf mit einer Geste der Kapitulation die Hände in die Höhe. Es war unmöglich, bei einer Frau die große Schwester zu mimen, die Mutter von drei Kindern war und keinen Widerspruch duldete. »Jed wird dir auch nichts anderes erzählen. Ich bin hier absolut sicher. Hundertprozentig. Garantiert.«
Sie schrien beide erschrocken auf, als an der Ladentür gerüttelt wurde.
»Heh!«, brüllte Terri und pochte gegen die Tür. »Seit wann haben wir mitten am Tag geschlossen?«
»Kein Wort«, raunte Dora ihrer Schwester zu und durchquerte
den Laden, um die Tür aufzusperren. »Entschuldige, wir haben nur eine kleine Pause gemacht.«
Terri musterte die beiden Frauen. Es roch verdammt nach einem Familienkrach. »Sieht so aus, als könntet ihr beide eine kleine Verschnaufpause gebrauchen. Viel los heute Morgen?«
»Ja, könnte man sagen. Terri, im Lager steht eine neue Lieferung. Sei so gut und pack schon mal aus. Wenn du fertig bist, zeichne ich die Sachen aus.«
»Klar«, meinte Terri freundlich und zog sich auf dem Weg ins Lager den Mantel aus. Sie konnte immer noch an der Tür horchen, wenn es interessant werden sollte.
»Wir sind noch nicht fertig, Isadora.«
»Im Augenblick schon, Ophelia.« Dora drückte Lea einen Kuss auf die Wange. »Wenn Jed zurückkommt, kannst du ihn nach Herzenslust ausquetschen.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
»Und ein bisschen nörgeln, ja? Ich möchte sehen, wie er das wegsteckt.«
Lea wehrte sich. »Ich nörgle nicht.«
»Ach nein? Du bist Weltmeisterin in dieser Disziplin«, murmelte Dora leise.
»Und wenn du glaubst, das alles ist ein Scherz, dann bist du …«
»Heh, Dora.« Terri steckte den Kopf durch die Tür. Sie sah etwas verdutzt aus. In der Hand hielt sie eine Kopie von DiCarlos Computerbild »Sag mal, wie kommt es, dass hier ein Bild von dem Typ rumliegt, der am Heiligen Abend im Laden war?«
»Was?« Dora hatte Mühe, ihre Stimme in Zaum zu halten. »Du kennst ihn?«
»Er war unser letzter Kunde am Heiligen Abend. Ich habe ihm die Staffordshire verkauft – die Hundemutter mit den Jungen, du weißt schon.« Sie betrachtete das Bild mit hochgezogenen Brauen. »Glaub mir, in natura sieht er viel besser aus als auf dem Bild hier. Ein Freund von dir?«
»Nicht direkt.« Doras Herz begann verrückt zu spielen. »Terri, hat er bar bezahlt?«
»Die Staffordshire? Wohl kaum. Nein, mit Kreditkarte.«
Dora vibrierte innerlich vor Aufregung, war aber Schauspielerin genug, sich nichts anmerken zu
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