Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
ich mit meiner Geschichte anfangen soll, trifft mich zwar nicht unvorbereitet, aber trotzdem hätte ich das harmlose Geplänkel gerne noch ein wenig länger genossen.
„Anna hat recht“, gebe ich zögernd zu. „Ich wollte dich um Rat in einer etwas komplizierten Angelegenheit fragen.“
„Ich weiß. Sie hat mir schon gesagt, dass du Probleme hast, und ich musste ihr hoch und heilig schwören, nicht meine deutschen Kollegen einzuschalten. Falls du mir erzählen möchtest, was passiert ist.“ Er lächelt. „Du musst nicht alles verraten, ich möchte nicht unbedingt etwas erfahren, was ich als Polizist besser nicht wissen sollte.“
„Okay, also dann fange ich einfach mal an“, beginne ich stockend mit meiner Erzählung. „Ich habe letzten Montagmorgen etwas sehr Unangenehmes in unserem Wohnzimmer entdeckt. Man könnte dieses Etwas wohl als einen Fremdkörper bezeichnen.“ Das war doch eine sehr gute Umschreibung für eine Leiche , lobe ich mich in Gedanken und fahre fort: „Diese Entdeckung hat mich ziemlich in Panik versetzt. Ich … habe dann den Fremdkörper beseitigt.“
„Du hast was?“
„Ich … naja, ich habe … also …“
„Warum hast du nicht die Polizei gerufen?“, fragt Antonio, nachdem außer Gestammel bei mir nicht viel mehr herauskommt.
„Ich hatte Angst, sie würden mich für schuldig halten. Und außerdem war kurz zuvor die Polizei bei mir. Jemand hatte einen Einbrecher gemeldet, und sie wollten nach dem Rechten sehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von … dem Fremdkörper in meinem Wohnzimmer.“
„Seltsam.“ Antonio runzelt die Stirn. „Wie ging es dann weiter?“
„Ich habe danach sämtliche Räume durchsucht, weil ich Angst hatte, es könne sich außer mir noch jemand im Haus aufhalten. Aber ich war allein. In meiner Panik habe ich alles beseitigt. Meine Entdeckung, eventuelle Spuren. Leider ging mir erst später auf, was für ein Fehler das war. Ich hätte den Polizisten die Wahrheit sagen sollen. Dass ich das nicht getan habe, hat mich in eine blöde Situation gebracht. Jetzt werden sie mir nicht mehr glauben. Nicht wahr?“
„Ich muss zugeben, es sieht nicht gut aus“, antwortet Antonio. „Du hast dich mindestens einer, wenn nicht mehrerer, krimineller Handlungen schuldig gemacht. Außerdem ist es verdächtig, wenn du erst so tust, als sei alles in Ordnung, um dann mehrere Tage später zuzugeben, dass du eine seltsame Entdeckung gemacht hast.“
Ich nicke. „Ja, das dachte ich mir. Leider ist das noch nicht alles.“
Antonio wirft mir mit hochgezogenen Augenbrauen einen skeptischen Blick zu. Ich kann ihm ansehen, dass ich seiner Meinung nach schon genügend Probleme habe, ohne meiner Geschichte noch weitere hinzuzufügen.
„Ich bin bedroht worden.“
„Du wurdest bedroht? … Im Zusammenhang mit der Entdeckung, die du gemacht hast?“
„Nein. Das heißt, ich weiß es nicht genau. Es waren zwei Männer, die sagten, ihnen gefalle nicht, was ich treibe. Außerdem haben sie von mir verlangt, das Geld zurückzuüberweisen, das ich von Rons Konten geholt habe.“ Antonio stößt einen Seufzer aus. „So langsam verstehe ich, warum du sagtest, die Angelegenheit sei kompliziert. Was hat es mit dem Geld auf sich?“ „Ich wollte mich an Ron rächen. Ihn für seine Untreue bestrafen. Und da habe ich Geld von einem seiner Konten auf sein altes Sparbuch überwiesen. Es ist sein Sparbuch, ich habe ihm nichts gestohlen, aber er weiß nicht, was genau ich getan habe.“
„Kann es sein, dass du ein Talent hast, dich in Schwierigkeiten zu bringen?“
„Er hat mich betrogen! Ich finde, da hat er ein wenig Ärger verdient.“
Antonio hebt in einer abwehrenden Geste seine Hände. „Ich will mich da nicht einmischen. Es ist dein Leben. Aber Anna sagte, du brauchst meinen Rat, also …“
„Augenblick“, unterbreche ich ihn. „Es gibt da noch etwas, was du wissen solltest.“
Mit einem Seufzer wartet er darauf, dass ich weiterrede.
„So wie es aussieht, hat Ron irgendetwas mit dem zu tun, was ich in unserem Haus entdecke habe. Ich habe nämlich herausgefunden, dass er nicht auf Geschäftsreise war, wie er behauptet hat, sondern das Wochenende in der Nähe zusammen mit seiner Freundin verbracht hat. Außerdem muss er an dem Tag, an dem die … ähm … Tat begangen wurde, in unserem Haus gewesen sein.“
„Verstehe ich dich richtig. Bei euch ist eine Straftat begangen worden und Ron hat kein Alibi, sondern war in der Nähe und könnte der Täter
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