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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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würden.
    * * *
    Tanja lief neben Susanne durch den Gonsenheimer Wald. «Gut, dass du mich überredet hast», meinte Susanne, «es ist alles so traurig, da ist die Gefahr groß, dass ich alles buchstäblich in mich hineinfresse. Und ich bin schließlich schon fett genug. Bewegung tut mir jetzt einfach gut. Wie sieht es denn bei euch aus?»
    Tanja brummte. «Ich hätte mir schon einen schöneren Wiedereinstieg in Mainz gewünscht. Aber besser, Arne und ich kümmern uns um den Fall als jemand anderes. Ich kenne dich, und ich weiß, dass du Julia in der Ecke bei den Mülltonnen der St. Johanniskirche keinen Schaschlikspieß in die Brust gerammt hast. Bei Kollegen, die nicht so vertraut mit dir sind, könnte das anders aussehen.»
    Susanne war perplex. «Wie bitte? Meinst du etwa, ich könnte unter Verdacht stehen?»
    Tanja klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. «Süße, bei einem Mord ist eigentlich jeder verdächtig, der irgendwie damit in Verbindung steht. Das ist bei dir zweifelsohne der Fall. Das Mädchen wurde ermordet, als du wahrscheinlich nur zehn Meter entfernt warst, du kanntest sie und sie wollte zu dir und hat ihr letztes Telefongespräch mit dir geführt. Jeder außer uns muss dein Alibi überprüfen, das du im übrigen nicht hast. Aber mach dir keine Gedanken. Frau Klaas-Selter war zwar nicht begeistert, dass wir den Fall übernommen haben, aber letztlich konnten wir uns durchsetzen. ‹Finden Sie nicht, dass Ihre freundschaftliche Verbindung mit einer in den Fall verwickelten Person der Objektivität der Ermittlungen schadet, Frau Schmidt?›», äffte Tanja den nasalen Tonfall ihrer Vorgesetzten nach. «Ich bewundere die Klaas-Selter allerdings dafür, dass sie so einen Satz ohne Stocken von sich geben kann. Ich habe ihn jetzt mindestens zehnmal vor dem Spiegel geübt, bis ich ihn halbwegs fehlerfrei wiedergeben konnte: ‹einer in den Fall verwickelten Person der Objektivität …› na, ist ja auch egal. Arne und ich konnten schließlich erfolgreich darauf verweisen, dass wir als erste am Tatort waren.»
    Susanne war immer noch fertig. «Ich und verdächtig! Ich fasse es nicht.» Mechanisch trabte sie neben Tanja her.
    «Du wärst nicht die erste Pfarrerin, die zur Mörderin wurde. Da gab es doch vor einigen Jahren diesen Pfarrer, der seine Frau umgebracht hat. ‹Pfarrer sind auch Menschen›, sagt man doch, oder: ‹Pfarrer sind auch Mörder›, hihi.»
    Susanne wurde sauer. «Das finde ich überhaupt nicht witzig!»
    Tanja versuchte, die Freundin zu beruhigen: «Mach dir keine Sorgen, Susanne, Arne und ich wissen, wer du bist. Okay, wenn einer von deinen geliebten Bestattungsunternehmern, wie heißen die noch mal?»
    «Ibel und Jung», antwortete Susanne trotzig.
    «Also wenn Ibel oder Jung erdolcht aufgefunden werden, dann könntest selbst du dich in meinem Augen nicht ganz von dem Schatten eines Verdachts befreien.»
    Jetzt musste selbst Susanne ein bisschen lachen. «Wenn, dann erschlage ich die mit einer ihrer Buddhafiguren.»
    Tanja fuhr fort: «Im Ernst: Du und eine Konfirmandin heimtückisch erstechen, das passt wirklich nicht zusammen. Übrigens, ich habe da eine Frage. Wir haben rekonstruieren können, was Julia auf die letzte Seite ihres Tagebuchs geschrieben hat. Ein Satz, er hat sich auf die nächste Seite abgedrückt. ‹Ich glaube an einen grausamen Gott.› Sagt dir das was? Steht das in der Bibel?»
    Susanne schüttelte den Kopf. «Bestimmt nicht. Das kann ich dir garantieren, in Bibelkunde hatte ich eine 1.»
    Tanja zuckte mit den Schultern. «Aber woher soll so ein Satz dann stammen?»
    Beide Frauen liefen eine Zeitlang schweigend nebeneinander her.
    Susanne überlegte: «Wie eine Satanistin sah Julia nun wirklich nicht aus, sie trug auch keine schwarzen Klamotten und schwarzgefärbte Haare. ‹Ich glaube an einen grausamen Gott›, das passt auch gar nicht zu diesem Mädchen. Heute Morgen habe ich noch mit ihren Eltern und ihrem Onkel gesprochen, sie haben Julia als engagiertes Mädchen beschrieben, das sich gegen Ungerechtigkeiten und für das Gute eingesetzt hat. Gerade so habe ich Julia auch kennen gelernt. ‹Ich glaube an einen grausamen Gott› … merkwürdig. Wer sagt denn so was? Julia selbst doch nicht!»
    «Aber es stand in ihrem Tagebuch, quer über die Seite geschrieben», stellte Tanja fest. «In ihrer Schrift, das konnten unsere Fachleute feststellen. Julia hat ja die letzten 20 Seiten aus ihrem Tagebuch herausgerissen. Aber es war kein Problem, diesen Satz zu

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