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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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er schon seit zwei Stunden hier, langsam wurde es dunkel, und nichts hatte sich getan.
    «Wie gut, dass Tanja nicht weiß, was ich gerade mache», dachte Arne. Zumal seine Kollegin sich unzählige Male aus seinem Munde anhören musste, wie unprofessionell und auch gefährlich Alleingänge sind. «Immer schön zu zweit, denk dran», hörte er sich selbst predigen. «Folge deinen eigenen Worten, Arne», ermahnte er sich und wollte gerade den Gang einlegen und nach Hause fahren, als Thorsten Braun und Ulrike Sommer aus der Haustür traten. Thorsten Braun trug eine Plastiktüte.
    «Merkwürdig», dachte Arne. «Plastiktüten passen so gar nicht zu dem edlen Ambiente.» Im Licht der Lampe, die durch einen Bewegungsmelder automatisch angesprungen war, wies die Tüte deutlich das Logo eines Discounters auf. «Sie ist noch nicht einmal schwarz oder weiß, diese Tüte», überlegte Arne. «Und warum trägt Braun bei diesem warmen Wetter Handschuhe?» Arne sinnierte nicht weiter, sondern entschloss sich, seiner Intuition zu folgen. Er sprang aus dem Auto und rannte auf das Ehepaar zu.
    «Was haben Sie in dieser Tüte?», herrschte er Thorsten Braun und Ulrike Sommer an.
    Thorsten Braun zuckte zusammen, die Sommer schob entrüstet ihr Kinn nach vorne.
    «Herr Dietrich, ich muss Sie bitten, unser Grundstück sofort zu verlassen. Sie haben kein Recht, uns hier anzugreifen. Das ist Hausfriedensbruch!»
    «Wenn Gefahr im Verzug ist, gilt das nicht. Außerdem habe ich Sie nicht angegriffen. Noch einmal: Was ist in der Tüte?»
    Thorsten Braun presste die Discounter-Tüte fest an seine Brust. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. «Das geht Sie gar nichts an!», kreischte er.
    Arne hatte auf einmal die Nase gestrichen voll von den beiden Künstlern. «Gut, wie Sie wollen.» Er zog sein Handy aus der Tasche. «Schickt mir bitte einen Wagen. Ja sofort.» Und zum Ehepaar Sommer/Braun gewandt ergänzte er: «Wir fahren jetzt zum Präsidium. Dort werden wir uns unterhalten. Und dort werden wir auch feststellen, was Sie in Ihrer Tasche haben. Tomaten im Sonderangebot werden es wohl nicht sein.»
    Ulrike Sommer schnappte empört nach Luft. «Soll das heißen, wir sind verhaftet?»
    Arne schüttelte den Kopf. «Erst einmal möchte ich mit Ihnen reden. Sollten Sie jedoch nicht freiwillig mitkommen, dann kann ich sie schon verhaften.»
    «Und mit welcher Begründung?», ereiferte sich die Sopranistin. «Mit der Begründung, dass Sie im Mordfall Julia Moll tatverdächtig sind. Außerdem glaube ich, dass Sie beide gerade im Begriff sind, wichtiges Beweismaterial zu vernichten.»
    Ulrike Sommer klappte ihren Mund zu und sagte gar nichts mehr. Als der Einsatzwagen vorfuhr, zog Arne Plastikhandschuhe an und nahm Thorsten Braun vorsichtig die Tasche ab, die dieser immer noch fest an die Brust gedrückt hatte. Zögernd ließ der Regisseur los. Die Polizeibeamten öffneten die Wagentüren, langsam stiegen Ulrike Sommer und Thorsten Braun ein. Vorsichtig legte Arne die Plastiktüte auf den Beifahrersitz seines Wagens. Er würde die Tüte umgehend dem Erkennungsdienst übergeben. Dann griff er zum Handy.
    «Tanja, wo bist du gerade? Ach, bei Susanne. Ich habe gerade die Sommer und ihren Regisseur ins Präsidium bringen lassen. Warum, erzähle ich dir später. Ja, ich glaube, es wäre gut, wenn du kommen könntest. Ja, bis gleich.
    Grüß Susanne von mir.» Arne legte den Gang ein und fuhr in Richtung Mainzer Neustadt.
    * * *
    «Können Sie sich nicht eine bessere Geschichte einfallen lassen?», fragte Tanja entnervt.
    Es war weit nach Mitternacht, und ihre Augen schmerzten von dem kalten Neonlicht. Thorsten Braun schüttelte den Kopf. Vor dem Ehepaar lagen Kleidungsstücke: Zwei TShirts, ein Slip, ein BH, ein Taschentuch. Der Erkennungsdienst hatte an dem Taschentuch zweifelsfrei Blutspuren festgestellt, die mit der Blutgruppe von Julia übereinstimmten. Ob es tatsächlich Julias Blut war, würde sich morgen herausstellen. Die T-Shirts und die Unterwäsche gehörten wahrscheinlich Julia. Richard Moll war sich nicht sicher, als er die Kleidungsstücke seiner Tochter identifizieren sollte. Auch Brigitte Moll sah sich nicht in der Lage, eine definitive Bestätigung zu liefern. Sicher, Julia hatte ähnliche T-Shirts besessen, aber ob es wirklich diese seien, das wusste sie nicht. Sie hatte immer noch nicht die Kraft gehabt, den Kleiderschrank ihrer Tochter zu sortieren, sie konnte also auch nicht feststellen, ob etwas fehlte. Das wäre auch überhaupt

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