Traumhaft verliebt - Roman
irgendeinem Grund nicht nachkommen konnte – die einzig akzeptable Entschuldigung war eine ernsthafte Erkrankung oder ein Todesfall in der Familie –, durfte man eine seiner First-Love-Schwestern bitten, die Plätzchen für einen zu backen.
Regel Nummer drei: Egal, was im Plätzchenclub gesagt wurde, es blieb im Plätzchenclub. Die Damen der Gruppe neigten zu Klatsch. Nichts Boshaftes, natürlich nicht, einfach aus Neugier und mütterlicher Sorge um die betroffenen Personen. Doch um Probleme zu vermeiden, waren sie übereingekommen, dass alles, was ihnen in der Runde ihrer Schwestern mit von Wein und Keksen gelockerter Zunge über die Lippen kam, unter Verschluss blieb.
Regel Nummer vier: Schokosplitterkekse waren nicht erlaubt. Schokosplitterkekse zählten nicht zu den Weihnachtsplätzchen, egal, wie lecker sie waren. Sie sollten für den Rest des Jahres aufgehoben werden.
Regel Nummer fünf: Bei den Treffen sollte festliche Kleidung getragen werden. Zu ihrem Treffen im Oktober waren Halloween-Kostüme erlaubt, im November Erntedank-Trachten.
»Wer kommt?«, fragte Dotty Mae Densmore, das älteste Mitglied der Gruppe. Dotty Mae war Mitte achtzig, aber sie hatte den Schwung und Elan einer fünfzehn Jahre jüngeren Frau. Die Stricknadeln klapperten in ihren Fingern, während sie in das Backbuch mit dem Titel Zen und die Kunst des Plätzchenbackens schaute, das aufgeschlagen vor ihr lag. Sie trug ein Sweatshirt, auf das vorne ein grinsendes Kürbisgesicht appliziert war.
»Um Himmels willen, Raylene, mach die Tür zu. Es zieht, wenn der Nordwind hereinbläst«, schimpfte Patsy Cross, die einen spitzen schwarzen Hexenhut trug und ein strenges Gesicht aufgesetzt hatte. Sie war Mitglied des Stadtrats und führte ein Geschäft in unmittelbarer Nähe des Stadtplatzes, den Teal Peacock.
Der Hexenhut passt zu ihr, dachte Raylene und schloss die Tür hinter sich. Sie und Patsy waren schon seit fünfzig Jahren »Freindinnen«, lange bevor Sex and the City diesen Ausdruck populär gemacht hatte. An Dotty Mae gewandt sagte sie: »Sadie Cool.«
Dotty Mae runzelte die Stirn. Ihr Kurzzeitgedächtnis war auch nicht mehr das, was es einmal gewesen war. »Wer ist das?«
»Die Autorin von Das magische Weihnachtsplätzchen – Jazzys Lieblingsbuch –«, setzte Marva Bullock an und schob den Vorhang aus Flechtzöpfchen zur Seite, der ihr über die kakaofarbene Wange gefallen war. Als Zugeständnis an die gewünschte passende Festtagskleidung trug sie kürbisfarbene Bänder im Haar, die mit schwarzen Katzenspangen befestigt waren. Marva war die Direktorin der hiesigen Highschool und die Diplomatischste der ganzen Gruppe.
»Wir haben herausgefunden, dass Sadie Cool in Wirklichkeit Sarah Collier ist«, unterbrach die vorlaute, mollige Belinda Murphey, der die hiesige Partnervermittlungsagentur gehörte, und die Mutter von fünf Rabauken war, alle unter zehn Jahre alt.
»Mias Enkelin?«, fragte Dotty Mae.
»Richtig«, antwortete Terri Longoria. Terri trug schwarze Leggings, einen kurzen schwarzen Rock und einen weißen Strickpullover mit Herbstblättern. Sie besaß das Hot-Legs-Fitnessstudio und war mit dem Chef des Krankenhauses von Twilight verheiratet.
Ihr Ehrenmitglied, Christine Noble, sagte nichts. Die Bäckerin saß mit ihrer Schürze, welche mit grinsenden Skeletten, Grabsteinen, grünen Frankenstein-Ungeheuern und auf Besen reitenden Hexen bedruckt war, am Ende des Tisches.
»Mias Enkelin hat unter einem anderen Namen ein Buch veröffentlicht?« Dotty Mae blickte verwirrt drein.
»Ja, das hat sie«, bestätigte Terri, »und als wir das herausgefunden haben, haben wir sie nach Twilight eingeladen, damit sie Jazzy kennenlernt. Du weißt doch, dass sie nicht mehr hier gewesen ist, seit sie in Travis’ Hochzeit mit Crystal Hunt geplatzt ist.«
»Oh, das ist eine wundervolle Idee.« Dotty Mae lächelte. »Ich bin froh, dass wir sie eingeladen haben.« Sie sah Raylene an. »Und Sarah hat wirklich zugesagt?«
Raylene nickte. »Ja.«
»Also«, sagte Patsy. »Sarahs Zusage wirft die Frage auf, ob wir Travis verraten, wer Sadie Cool wirklich ist.«
»Nein«, sagten alle wie aus einem Munde.
»Warum nicht?«
»Patsy Cross«, sagte Belinda, »du bist die schlechteste Partnervermittlerin auf der ganzen Welt.«
»Wir versuchen, Travis mit Sarah zu verkuppeln?« Jetzt war es an Patsy, verwirrt die Stirn zu runzeln.
Dotty Mae schnalzte mit der Zunge. »Erinnerst du dich nicht, dass Mia uns erzählt hat, Travis wäre
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