Traumhaft verliebt - Roman
gestorben war, habe ich es mit dem Geld aus der Versicherung abbezahlt und sein Haus verkauft. Jetzt gehört es mir.«
»Oh.« Ohne die Miene zu verziehen, starrte sie auf Gramma Mias ehemaliges Haus.
Travis liebte es, doch Crystal hatte es gehasst. »Zu klein«, hatte sie gesagt, »zu kitschig.« Crystal hatte davon geträumt, in einem prächtigen, weitläufigen Anwesen zu wohnen, doch dafür reichte Travis’ Geldbeutel nicht. Er hatte zugeben müssen, dass das Haus mit all seinen Schnörkeleien tatsächlich ein wenig kitschig wirkte. Es erinnerte ihn an eins dieser gemütlichen Cottages in Jazzys Beatrix-Potter-Büchern. Manchmal wirkte es fast märchenhaft, vor allem, wenn der Nebel vom See herüberwaberte.
Er bemerkte, dass Sarah die Hände zu Fäusten geballt hatte und die Lippen zusammenpresste. War sie verletzt wegen dieser Entdeckung? »Wollten deine Eltern das Haus nicht für dich behalten? Ich weiß, wie nahe du deiner Großmutter gestanden hast.«
Sarahs Augen verfinsterten sich. »Man hat mich nicht gefragt. Ich war sechzehn und im Internat, als Gram ihren ersten Schlaganfall hatte und meine Eltern sie in ein Pflegeheim in Houston brachten. Ich schätze, sie dachten nicht, dass es wichtig für mich sein könnte zu erfahren, wer das Haus gekauft hat, und vermutlich ist mir auch nie eingefallen, mich danach zu erkundigen. Meine Eltern …« Sie schüttelte den Kopf. Ihr langer Pferdeschwanz wippte. »Wir stehen uns nicht nahe. Ich bin eine große Enttäuschung für die beiden. Genau genommen habe ich sie jetzt über ein Jahr nicht mehr gesehen. Eigentlich wollten wir uns an den Feiertagen treffen, aber wie immer ist ihnen etwas dazwischengekommen.«
»Sie sind von dir enttäuscht?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals von Jazzy enttäuscht wäre. »Du hast ein Buch geschrieben, das Tausende von Menschen berührt hat, darunter auch meine Tochter. Wie können sie da nicht stolz auf dich sein?«
Sarah zuckte die Achseln. »Sie wollten, dass ich in ihre Fußstapfen trete. Chirurgin werde. Doch dazu fehlt mir die Begabung, oder vielleicht verspüre ich auch einfach nicht den Wunsch, diesen Weg einzuschlagen.«
»Das kommt daher, dass dein Talent in der Schriftstellerei liegt.«
»Es ist nett, dass du das sagst.« Sie hatte einen distanzierten Ton angeschlagen, sprach mit ihm, wie man mit Fremden sprach. Aber er war kein Fremder, und es ärgerte ihn, dass sie mauerte, ihn wegstieß, wenn er sich wünschte, alles über sie zu erfahren.
Warum? Was war das für eine seltsame Anziehung? Sie war attraktiv, ja, aber das waren viele Frauen, und keine von ihnen hatte je das Gefühl in ihm hervorgerufen … nun, was für ein Gefühl eigentlich? Von ihr fasziniert zu sein? Bezaubert? Keins der beiden Wörter traf richtig zu. Gebannt?
Vielleicht lag es an dem, was zwischen ihnen passiert war. Seine Hochzeit, in die sie geplatzt war. Ihr inniges Gelöbnis. Damals war sie total verliebt in ihn gewesen, und er hatte keinen blassen Schimmer davon gehabt. Jetzt war offenbar er derjenige, der sich in sie verliebt hatte, und sie schien sich nicht für ihn zu interessieren. Lag das daran, dass das Interesse von ihm ausging? Und war er in sie verliebt, eben weil sie kein Interesse zeigte? Wie verdreht war das denn?
Letzte Nacht war irgendein Knoten in ihm geplatzt. Aufgestautes sexuelles Verlangen nagte an ihm. Es hatte sich so verdammt gut angefühlt sie zu küssen, dass er mehr davon wollte. Am liebsten sofort, hier auf dem Rasen am Rand seines Grundstücks, während er ihr in die versonnenen blauen Augen blickte. Er sehnte sich danach, sie ins Bett zu zerren, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und in sie einzudringen, brannte vor Verlangen zu spüren, wie sie ihre Beine um seine Hüften schlang, wie ihr Körper unter seinem erschauderte. Wie gern hätte er die Mauern, die sie um sich herum errichtet hatte, eingerissen!
Angesichts der Intensität, mit der er sich das wünschte, wurde ihm himmelangst. Er hatte nie eine derartige Anziehungskraft verspürt, und am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre um sein Leben gerannt. Aber Travis blieb wo er war, und hielt ihrem Blick stand.
Ein Wagen fuhr die kleine Straße vor dem Haus entlang. Ein Nachbar saß hinter dem Steuer und hob grüßend die Hand. Travis lächelte und winkte zurück.
»Wie dem auch sei«, sagte er, »ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, dass du nach Hause gekommen bist und Jazzys Weihnachtswunsch erfüllt hast. Du ahnst gar
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