Traumhaft verliebt - Roman
und von seinem frischen Duft. Der Kerl roch einfach zu gut. Eine betörende Kombination aus frischer Luft, Kiefernholz und frisch gewaschener Wäsche. Und dann war da noch sein muskulöser Oberschenkel, der an ihren gepresst war …
Sie warf ihm einen Blick zu. Er hatte beide Hände auf die Knie gelegt und die Finger locker gespreizt. Alles an ihm war locker. Sein allgegenwärtiges Lächeln (irgendwann einmal würde sie ihn fragen müssen, wie ein Mann mit so vielen Problemen so oft lächeln konnte), sein Haar, das ihm lässig in die Stirn fiel, sein ruhiges, gleichmäßiges Atmen. Er war ein wandelndes Gegenmittel für ihre eigene starre, angestrengte Lebensweise. Wie konnte ein Mensch ohne Medikamente nur so entspannt sein? Vermutlich musste man dazu geboren sein. In der Lage sein, den Mond, die Sterne, Regenbogen und Sonnenschein zu sehen und die Schlaglöcher, den Unrat, Dornen und spitze Kieselsteine unter den Füßen zu ignorieren. Womöglich nahm er doch irgendwelche Pillen. Vielleicht war ein Antidepressivum der Grund für seine übersprudelnde Art.
»Hast du noch Lust auf eine Pizza?«, fragte Travis, als das Krippenspiel zu Ende war und sich die Menge zerstreute.
»Ähm, vielleicht sollten wir nicht noch mehr Wasser auf die Klatschmühlen gießen.«
»Ach, wen kümmert das schon? Das ist doch nur Tratsch. So weit sind wir jetzt schon gekommen, was macht da noch eine gemeinsame Pizza? Die einzige Frage ist: Hast du Hunger?«
Sarah wollte schon verneinen, als ihr Magen ein Knurren von sich gab, das laut genug war, um noch sechs Countys weiter Tote zu wecken.
Jazzy brach in Lachen aus. »Sie ist am Verhungern, Daddy.«
Und das gab den Ausschlag.
In der einen Minute saß sie in der Kirche und überlegte, wie sie die Flucht zurück in ihr Zimmer im B&B antreten sollte, in der anderen saß sie in einem gemütlichen Eckchen beim Italiener. Auf dem Tisch lagen die üblichen rot-weiß karierten Tischdecken.
Das Pasta Pappa wurde jedem Klischee gerecht, bis hin zu Dean Martin, der »That’s Amore« schmalzte, und der Kerze in der Chianti-Flasche in der Tischmitte. Es roch köstlich nach Knoblauch, Zwiebeln und Basilikum, und die Pizza, die man ihnen servierte, war heiß und dick belegt mit geschmolzenem Mozzarella. Sie tranken Coca-Cola mit rot-weißen Strohhalmen aus Rot- und Weißweingläsern und verdrückten ihre Peperoni-Pizza, Dean Martin besang die Liebe, und man hatte den Eindruck, einer Szene aus Susi und Strolch beizuwohnen.
»Was ist deine Lieblingssüßigkeit?«, fragte Jazzy mit vollen Backen.
Travis deutete auf seinen Mund. »Wie steht’s mit den guten Manieren?«
Jazzy schluckte. »Man darf nicht mit vollem Mund reden. Entschuldigung.«
»Hmm, was ist meine Lieblingssüßigkeit?« Sarah überlegte. »Lass mich mal nachdenken. Da gibt es so einige Leckereien.«
»Ich mag am liebsten Erdnussbutter-Schokolinsen. Mmmh.« Jazzy rieb sich ihr Bäuchlein.
»Und was ist mit Erdnussbutter-Törtchen?«
Jazzy legte den Kopf schief, als wäre das ein sehr ernstes Thema. »Ich mag sie, aber sie sind nicht so gut wie die Erdnussbutter-Schokolinsen. Die sind nämlich knusprig.«
»Verstehe.«
»Weißt du jetzt, was du am liebsten magst? Daddys Lieblingssüßigkeiten sind Lutscher mit Karamellfüllung, stimmt’s, Daddy?«
»Das stimmt.« Travis nickte.
»Erzähl Sarah mal, weshalb du sie am liebsten isst.«
Seine Augen begegneten Sarahs. »Sie sind außen hart, was manche Leute verwirrt, aber mir gefällt es, so lange zu lecken, bis man zu dem weichen, bissigen Karamellkern in der Mitte vordringt. Da hat man gleich zwei verschiedene Köstlichkeiten in einem.«
Sarah hatte das befremdliche Gefühl, er würde sich gar nicht auf die Lutscher beziehen.
»Ich weiß, ich hatte selbst eine Schwäche dafür«, gab sie zu und fragte sich, ob das etwas mit der Zeit zu tun hatte, in der er nach seiner Schicht im Lebensmittelladen den Rasen ihrer Großmutter gemäht hatte. Er hatte einen Lutscher mit Kirschfüllung aus der Tasche gezogen und ihn ihr mit den Worten »Für dich, du Zwerg!«, zugeworfen.
»Wisst ihr, was wir jetzt machen sollten?«, fragte Jazzy.
»Ich ahne etwas«, sagte Travis.
»Was denn?« Jazzy tat ganz unschuldig.
»Ich meine, dass du mir einen Wink mit dem Zaunpfahl gibst.«
»Wer, ich?«
Travis strubbelte seiner Tochter durch das Haar. »Du willst, dass wir auf dem Heimweg beim Candy Bin vorbeischauen.«
»Nun, wenn du das schon vorschlägst, Daddy …«, sagte sie. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher