Traumhaft verliebt - Roman
Plätzchen, Belindas Frischkäse-Aprikosenplätzchen, Terris Sirupplätzchen und Marvas Zitronenecken. Es war ein Kaleidoskop von Gerüchen, Farben und Konsistenzen. Eine fast beschämende Zurschaustellung von Köstlichkeiten.
Lebensmittelpornographie ,dachte Sarah, und dann bemerkte sie, dass etwas fehlte. Es gab keine Schicksalsplätzchen. Aus Respekt vor ihr? Oder weil sie angenommen hatten, Sarah würde sie backen? Sie hatte daran gedacht, aber sie hatte sich nicht getraut.
Als alle einen Platz gefunden hatten, nahm Christine eine kleine Silberglocke zur Hand und brachte sie zum Klingeln. »Also«, sagte sie. »Wer möchte beginnen?«
»Beginnen?« Sarah zog eine Augenbraue hoch.
»Es ist eine Tradition des First Love Cookie Clubs, dass jedes Mitglied eine Geschichte über seine erste Liebe erzählt, und zwar über seine erste Liebe zu Plätzchen und zu einem Mann«, erklärte Belinda. »Das machen wir jedes Mal bei unserer Plätzchenbörse Anfang Dezember. Und es muss immer eine Geschichte sein, die wir noch nicht kennen.«
Sarah rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. Sie wollte nicht über ihre erste Liebe sprechen. Nicht vor lauter Leuten, die sie kaum kannte. Vor allem nicht vor lauter Kleinstadtfrauen, die liebend gerne nicht nur Plätzchen, sondern auch Klatsch und Tratsch austauschten.
»Weil ich nie eine erste Liebe hatte«, sagte Christine, »werde ich den Anfang machen und von dem ersten Mal erzählen, als ich die heilende Kraft von Plätzchen entdeckte.«
»Leg los.« Terri kaute an einer Selleriestange, die beladen war mit Roter-Pfeffer-Hummus.
»Es war direkt nach dem Unfall.« Sie wies mit der Hand auf ihr Bein. »Die Ärzte hatten meinen Eltern gesagt, ich würde vermutlich nie wieder gehen und schon gar nicht Leichtathletik machen können. Meine Träume vom olympischen Ruhm waren dahin. Marva …« – sie machte eine Pause und lächelte Marva an –, »die damals meine Mathelehrerin war, hat mich im Krankenhaus besucht. Sie hatte Plätzchen für mich gebacken, um mich aufzumuntern. Ich habe mir die Augen ausgeheult, denn das Einzige, was ich wollte, war, als Sprinterin an der Olympiade teilzunehmen. Marva hat mir gesagt, ich solle aufhören, mich selbst zu bemitleiden, schließlich gäbe es jede Menge Menschen, die schlechter dran seien als ich, und wenn ich nicht mehr laufen könne, solle ich mir eben etwas anderes suchen, was mir genauso viel Freude macht.«
Alle blickten auf Marva.
Marva setzte ein bescheidenes Gesicht auf. »Ich hab damit nichts zu tun, Christine, das hast du ganz allein geschafft. Ich habe dir bloß ein wenig die Augen geöffnet.«
»Aber das war noch nicht alles. Nachdem du gegangen warst, habe ich in eins dieser Plätzchen gebissen, und es hat einfach himmlisch geschmeckt. Diese Plätzchen bewirkten, dass es mir besser ging. Du hast deine ganze Zuneigung und Sorge um mich in diese Plätzchen gelegt, und das hat sich auf mich übertragen. Nun wusste ich, dass auch ich solche Plätzchen backen und all meine Liebe und Hingabe hineinstecken konnte … und seht her, was aus mir geworden ist …« Christine machte eine umfassende Handbewegung, ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht. »Ich besitze meine eigene Bäckerei und bekunde der Gemeinde damit jeden Tag meine ganz persönliche Zuneigung. Das Laufen konnte ich natürlich vergessen, aber immerhin gehe ich wieder!«
»Ähm …« Marva räusperte sich. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist, dir zu gestehen, dass ich die Plätzchen im Laden gekauft habe …«
»Wie bitte?!«, rief Christine aus.
Marva lachte. »Ich mache nur Spaß.«
»Oh, puh!« Christine tat so, als wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. »Jetzt hätte ich fast gedacht, meine ganze Karriere wäre auf eine Lüge gegründet!«
Alle lachten, Fröhlichkeit erfüllte den Raum.
»Also, wer ist als Nächste dran?«, fragte Christine.
»Ich«, bot Terri an. »Habe ich euch schon erzählt, wie Ted mich das erste Mal geküsst hat?«
Alle schüttelten den Kopf, und Terri legte los, erzählte ihnen von dem ersten Kuss, den Ted ihr unter der Tribüne gegeben hatte, nachdem ihr Team das lokale Fußballturnier gewonnen hatte.
»Oooh«, schwärmte Belinda. »Der erste Kuss von der ersten Liebe. Das ist das Thema dieses Jahres.«
Sie fuhren mit ihren Geschichten fort, und Sarah wusste, dass sie bald an der Reihe wäre, doch sie wollte nicht mitmachen. Wollte nicht zugeben, dass ihre erste Liebe sie gerade erst vor ein paar
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