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Traumschlange

Titel: Traumschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Namen selbst verliehen.«
    »Um so mehr ist es ihrer.«
    »Bitte«, sagte der Bürgermeister, »wir reden doch über die Vormundschaft, nicht über den Namen des Kindes.«
    »Die Vormundschaft? Ist das alles, worum dieser ganze Wirbel veranstaltet wird? Sie meinen, daß Sie wünschen, ich soll sie weggeben?«
    »Das ist hart ausgedrückt, aber... richtig. «
    Ras sah Melissa an, die sich nicht gerührt hatte, dann Schlange. Er verhehlte den flüchtigen Ausdruck von Begreifen und Siegesgewißheit, den Schlange unmißverständlich bemerkte, ehe er sich wieder an den Bürgermeister wandte.
    »Ich soll sie mit einer Fremden fortziehen lassen? Seit ihrem dritten Lebensjahr bin ich ihr Vormund. Ihre Eltern waren meine Freunde. Wohin könnte sie denn gehen, wo sie glücklich und zufrieden wäre und die Menschen sie nicht angafften?«
    »Sie ist hier nicht glücklich«, sagte Schlange. »Sie angafften? Wieso?«
    »Zeig dein Gesicht«, sagte Ras zu Melissa. Als sie nicht sofort gehorchte, schubste er sie erneut, und daraufhin hob sie langsam den Kopf. Der Bürgermeister verbarg seinen Schrecken besser als Gabriel, aber auch er zuckte zusammen.
    Melissa mied seinen Blick, schaute wieder zu Boden und ließ sich von neuem das Haar übers Gesicht fallen.
    »Sie erlitt die Verbrennung beim Stallbrand vor ein paar Jahren, Herr«, sagte Ras. »Fast hätte es sie das Leben gekostet. Ich habe sie vor dem Schlimmsten bewahrt. «
    Der Bürgermeister wandte sich an Schlange. »Heilerin, willst du es dir nicht anders überlegen?«
    »Spielt es hier gar keine Rolle, daß sie mit mir gehen möchte? An jedem anderen Ort reichte das völlig aus.«
    »Möchtest du mit der Heilerin fortgehen, Kind? Ras war immer gut zu dir, oder? Warum willst du uns verlassen?«
    Melissa preßte auf dem Rücken die Hände fest zusammen und schwieg. Schlange wußte, das Mädchen fürchtete sich zu sehr, um ein Wort hervorzubringen; und aus gutem Grund.
    »Sie ist nur ein Kind«, sagte der Bürgermeister. »Sie ist nicht dazu imstande, eine derartige Entscheidung zu fällen. Die Verantwortung liegt bei mir, so wie ich seit zwanzig Jahren die Verantwortung für die Vormundschaften in Berghausen trage.«
    »Dann muß Ihnen doch klar sein, daß ich für sie mehr tun kann«, sagte Schange, »als es jeder in Berghausen vermag. Hier müßte sie ihr ganzes Leben verbringen, indem sie sich in einem Stall versteckt. Lassen Sie sie mit mir gehen, und sie braucht sich nicht länger zu verbergen.«
    »Sie wird sich immer verstecken müssen«, sagte Ras. »Sie ist nun einmal ein bedauernswertes kleines Narbengesicht.«
    »Du hast dafür gesorgt, daß sie es nie vergißt!«
    »Damit hat er ihr nicht unbedingt einen schlechten Dienst erwiesen, Heilerin«, sagte der Bürgermeister leise.
    »In Berghausen hat man für nichts Augen als für Schönheit«, rief Schlange erbost, und doch wußte sie, daß die beiden nicht begriffen, was sie sagte.
    »Sie braucht mich«, sagte Ras. »Nicht wahr, Mädchen? Wer sonst würde sich um dich kümmern? Und nun möchtest du fort?« Er schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Warum sollte sie nun fortgehen wollen? Und warum willst du sie haben?«
    »Das ist eine berechtigte Frage, Heilerin«, sagte der Bürgermeister. »Warum willst du das Kind mitnehmen? Die Leute könnten nur allzu leicht daherschwätzen, wir hätten den Verkauf unserer hübschen Kinderchen eingestellt, um unsere mißgestalteten Sprößlinge loszuwerden.«
    »Sie kann nicht ihr ganzes Leben damit vergeuden, sich zu verbergen«, sagte Schlange. »Sie ist ein begabtes Kind, schlau und mutig. Ich kann mehr für sie tun als jeder andere. Ich kann ihr zu einem Beruf verhelfen. Ich kann ihr dabei helfen,
    jemand zu werden, den man nicht nach Narben beurteilt.«
    »Eine Heilerin?«
    »Das ist möglich, wenn sie es möchte.«
    »Du willst also sagen, du hast die Absicht, sie zu adoptieren.«
    »Ja, natürlich. Was sonst?«
    Der Bürgermeister wandte sich an Ras. »Es wäre Berghausens Ansehen ohne Zweifel sehr zuträglich, würde eine aus unserem Ort eine Heilerin.«
    »Woanders wäre sie nicht glücklich«, sagte Ras.
    »Willst du denn nicht das Beste für dein Kind?« Die Stimme des Bürgermeisters verwendete jetzt einen umgänglicheren, leicht schmeichlerischen Tonfall.
    »Ist das vielleicht das Beste, es von daheim fortzuschicken? Würden Sie denn...« Ras unterbrach sich und erbleichte.
    Der Bürgermeister lehnte sich in die Kissen. »Nein, ich würde mein Kind nicht

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