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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Kontinent betreten hatten, es in Australien sechs unabhängige, selbständige Regierungen gab, die so wenig mit ihren Nachbarn zusammenarbeiteten, daß jede Kolonie ein eigenes Postsystem, eigene Briefmarken, ein eigenes Heer und eine eigene Marine mit unterschiedlichen Uniformen hatte. Jede Regierung belegte Waren aus anderen Kolonien mit hohen Steuern; die Eisenbahn hatte in den einzelnen Kolonien unterschiedliche Spurweiten. Er wies darauf hin, daß dies für alle Australier nur schädlich und ihren Interessen abträglich sei. ›Es ist einfach lächerlich‹, hatte er in der
Times
geschrieben. ›Wenn jemand von Neusüdwales nach Victoria reist, muß er die Uhr stellen, weil sich die beiden Kolonien nicht auf eine einheitliche Zeit einigen können. Die Rivalitäten unserer Kolonien stellen die Auseinandersetzungen der europäischen Nationen in den Schatten.‹
    Hughs Überzeugungskraft erfüllte Pauline mit Stolz. Und sie fühlte sich noch mehr zu ihm hingezogen.
    Während sie vor dem Spiegel stand, spürte sie, wie ihre Entschlossenheit wuchs. Sie zweifelte nicht mehr an der Richtigkeit ihres Besuchs auf Merinda. Sie mußte gehen. In den sieben Jahren ihrer Ehe mit Colin hatte sie kein Kind bekommen. Ein Verhältnis mit John Prior, einem Mann, der sie faszinierte, den sie aber nicht liebte, kam nicht in Frage. In Merinda lag die Lösung ihrer Probleme.
    4
    Er ritt in den Hof, sprang schnell vom Pferd und gab einem Stallburschen die Zügel. Die ehemalige vordere Veranda des Rindenhauses war jetzt die Küchenveranda. Das Rindenhaus diente nur noch zum Essen und Kochen, denn er hatte daneben ein zweites kleines Haus errichtet und beide durch einen überdachten Gang miteinander verbunden. Zum Schutz vor der Nachmittagssonne waren die schweren Leinwandvorhänge auf der Küchenveranda geschlossen. Hugh ging zur anderen Seite. Er lief zwischen schützenden Hecken entlang und kam in den kleinen Garten, den sie vor dem neueren Haus angelegt hatten. Es war ein Kompromiß gewesen, denn das alte Rindenhaus war für die Westbrooks zu klein geworden, bevor sie das große Haus am Fluß bauen konnten. Das Holzhaus war bescheiden, es hatte ein hohes pyramidenförmiges Dach, damit an heißen Tagen die Luft zirkulieren konnte, und eine geräumige Veranda mit bequemen Rohrsesseln und Topfpflanzen.
    Hugh sah Joanna auf dem Rasen. Sie saß auf einem Hocker in der Sonne und trocknete sich mit einem Handtuch die frisch gewaschenen Haare. Die Abgeschiedenheit des kleinen Gartens hinter der Auffahrt – das Haus verwehrte den Einblick – erlaubte ihr, die oberen Knöpfe der Bluse zu öffnen und die Ärmel aufzurollen. Sie hatte sich die Haare in einer Blechwanne gewaschen und fing gerade an, die dichten braunen Locken auszubürsten. Hugh blieb stehen und betrachtete sie. Acht Ehejahre hatten Joannas geheimnisvolle Ausstrahlung nicht beeinträchtigt. Und selbst ein so prosaischer Anblick wie das Haarewaschen weckte noch immer sein Verlangen nach ihr. Als er sie zum ersten Mal bei dem wöchentlichen Ritual des Haarewaschens überraschte, hatte er sie in die Arme genommen, sie ins Haus getragen und mit ihr geschlafen, obwohl die Haare noch naß waren und am Körper klebten. Auch jetzt hätte er es am liebsten wieder getan. Aber in den acht Jahren hatten sich die Umstände geändert. Er und Joanna besaßen nicht mehr die Freiheit, ihren sinnlichen Bedürfnissen wie damals spontan zu folgen. Hugh hörte Adams und Lisas Stimmen auf der rückwärtigen Veranda, wo sie spielten. Durch das Wohnzimmerfenster sah er ein Dienstmädchen beim Staubwischen. Und er hatte auf dem Weg hierher bemerkt, daß einer seiner Leute in der Nähe arbeitete. Der Mann konnte Joanna nicht sehen, aber trotzdem, sie müßten Rücksicht nehmen.
    Hugh rief Joanna und hob die Hand mit den Briefen, die er gerade aus Cameron Town geholt hatte.
    Sie setzten sich auf die Veranda, die im Halbschatten lag, und Joanna bat das Dienstmädchen, ihnen den Tee zu bringen. Das war ihr tägliches Ritual. Sie unterbrachen ihre Arbeit, lasen gemeinsam die Post und informierten sich gegenseitig über die Neuigkeiten. Diese Stunde der Ruhe war ganz allein ihnen vorbehalten.
    »Hier ist etwas aus Karra Karra!« sagte Joanna, nachdem sie die Bluse zugeknöpft und die Ärmel heruntergeholt hatte. Aber sie ließ die Haare offen, damit sie an der Luft völlig trockneten.
    Am Abend ihres letzten Tages in Melbourne, wenige Stunden, nachdem Joanna das Faltblatt bei Adam entdeckt hatte, schrieb

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