Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
Vom Netzwerk:
gekannt, als sie vorgab? Raschen Schrittes ging er zurück zu dem Haus und klingelte ein weiteres Mal. Eine letzte Frage beschäftigte ihn noch.
    Als sie die Tür öffnete, hatten ihre Wangen die Farbe eines vollreifen Apfels angenommen. Sie wirkte aufgelöst, das verlaufene Make-up deutete darauf hin, dass sie geweint hatte.
    »Ich wollte nicht stören, entschuldigen Sie«, sagte Andresen unbeholfen. »Aber eine Frage beschäftigt mich noch. Kannten Sie eigentlich auch Katharina Kock?«
    Hanka Weichert runzelte die Stirn und blickte Andresen nachdenklich an. Ganz langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein, weshalb fragen Sie?«
    »Sind Sie sich absolut sicher? Denken Sie bitte noch einmal scharf nach.«
    »Nein, wirklich nicht«, antwortete sie. »Ich habe den Namen noch nie gehört.«
    »Das wollte ich nur wissen.« Andresen wandte sich zum Gehen.
    Diesmal hatte ihre Antwort echt gewirkt. Offenbar wusste sie tatsächlich nicht, wer Katharina Kock gewesen war. Doch wie passte das alles zusammen? Zwei Lehrerinnen und eine Grafikerin. Irgendwo musste es doch eine Verbindung zwischen den drei Frauen geben.
    Zurück im Präsidium rief Andresen bei der Blücher-Schule an und vereinbarte für den nächsten Morgen einen Termin mit der Schulleiterin. Anschließend fuhr er seinen Rechner hoch, öffnete den Browser und googelte den Firmennamen »Wiebusch + Partner«. Der Arbeitgeber von Katharina Kock. Er wählte die Nummer und wartete auf den Rufton.
    »Birger Andresen, Kripo Lübeck. Guten Tag.« Er schilderte sein Anliegen und bat, zum Geschäftsführer durchgestellt zu werden.
    »Kann er Sie zurückrufen? Er befindet sich momentan in einer wichtigen Besprechung.«
    »Das wäre nett. Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass es dringend ist.« Andresen verabschiedete sich und legte auf.
    Im nächsten Moment öffnete sich die Tür zu seinem Büro. Durch den Türspalt wedelte jemand mit einem kleinen schwarzen Buch.
    »Rate mal, was ich gefunden habe.« Es war Ida-Maries Stimme, die hinter der Tür zu hören war. Ohne Andresens Antwort abzuwarten, betrat sie sein Büro. »Brigitte Jochimsens Tagebuch. Ihr Sohn hat es mir gegeben. Mit dem Hinweis, dass es uns möglicherweise weiterhelfen kann.«
    Andresen blickte sie verwundert an. Weshalb hatte Bernd Jochimsen ihnen diesen persönlichen Gegenstand seiner Mutter übergeben? Und wenn es so wichtig war, warum erst jetzt?
    »Hast du schon reingeschaut?«
    »Bislang nicht, ich wollte es Julia geben.«
    »Gut, dann mach das bitte. Sie soll es gründlich durcharbeiten. Anschließend sprechen wir darüber.« Noch immer versuchte er, ihrem Blick auszuweichen und nur das Nötigste mit ihr zu reden. Obwohl er sein Verhalten selbst albern fand, konnte er nicht anders.
    Das Klingeln des Telefons entschärfte die Situation. Er bedeutete Ida-Marie, dass er in Ruhe telefonieren wolle. Sie nickte und verließ das Büro wieder.
    »Andresen«, meldete er sich.
    »Jörg Wiebusch. Sie hatten mich angerufen?«
    Andresen stellte sich kurz vor und erklärte, worum es ging.
    »Tut mir leid«, antwortete Wiebusch. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe weder von einer Frau Jochimsen noch von einer Weichert jemals gehört. Wir sind hier alle zutiefst schockiert. Katharinas Tod ist unbegreiflich. Sie war eine tolle Frau und eine hervorragende Mitarbeiterin.«
    »Haben Sie in letzter Zeit irgendetwas Auffälliges an ihr festgestellt? War sie nervös? Bekam sie private Anrufe? Irgendetwas Ungewöhnliches?«
    »Nichts dergleichen. Ich habe mir auch schon den Kopf zerbrochen.«
    »Kennen Sie ihren Freund? Oliver Rehm?«
    »Flüchtig. Sagen Sie nicht, dass er etwas damit zu tun hat?«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen. Können Sie es sich vorstellen?«
    »Wie gesagt, ich kannte ihn kaum. Ich habe allerdings mitbekommen, dass die beiden oft Probleme hatten. Sie wollte sich von ihm trennen. Aber ein Mörder, ich weiß nicht …«
    Andresen hatte genug gehört. Er bedankte sich bei Wiebusch und legte auf. Im nächsten Moment klingelte sein Handy. Es war Wiebke. Ob er drangehen sollte? Falls nicht, würde alles wohl nur noch komplizierter werden. Er nahm ab.
    »Hallo, ich bin's«, meldete sie sich. »Hast du einen Augenblick Zeit?«
    »Ein paar Minuten sind okay.«
    »Wie geht es dir?«
    »Ziemlich im Stress.«
    »Mir fällt hier die Decke auf den Kopf. Meine Mutter nervt, und die Kinder langweilen sich.«
    »Dann komm doch einfach zurück.«
    »Ich bin so selten mit den Kindern hier, das kann ich meiner

Weitere Kostenlose Bücher