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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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übergegangen, die nur durch einen hellen Streifen am Horizont gebrochen wurde.
    Nach vielleicht zehn Minuten waren die drei an Land. Leise zogen sie das Beiboot ans Ufer. Geduckt und beinahe geräuschlos arbeiteten sie sich vorwärts. Ein Stück Drahtzaun, der das Flüssiggas-Terminal umgab, brach mithilfe eines Vereisungssprays auseinander. Jetzt bewegten sie sich nur noch kriechend vorwärts. Die Taschen trugen sie auf ihren Rücken festgeschnallt.
    Mit dem Ablegen des letzten Tankschiffs verschwanden auch die Arbeiter in ihre leichten Containerunterkünfte. Nachtwachen zogen auf. Die Eindringlinge sahen auf drei Männer, die dem Zaun den Rücken kehrten und gemeinsam rauchten. Sie konnten deutlich ihre Stimmen hören; die Wachen sprachen Russisch miteinander. Sie trugen dicke Wattejacken und gegen die Kälte isolierte Hosen.
    Dicht auf den Boden gepresst, warteten die drei auf einen bestimmten Augenblick. Es vergingen keine zwei Minuten, als die Terminalbeleuchtung erlosch und eine diffuse Notbeleuchtung aufflammte. Auf ein Handzeichen hin zogen die Vermummten Revolver mit Schalldämpfern aus ihren Innentaschen. Sie stülpten Nachtsichtbrillen über ihre Augen, legten an, zielten und drückten mehrmals ab. Die Wachen brachen fast gleichzeitig leise stöhnend zusammen.
    Am Fuß des Terminals, im Schatten des Turmes, verteilten sich die drei und pressten fünf kleine Kästen mit jeweils sechs Sprengstoffstäben und dem Initialsprengstoff Bleistyphnat in ein Bett aus Kitt.
    Blitzschnell installierten sie die Zünder, führten kleine Drähte zusammen und setzten sie mit Batterien unter Strom. Lämpchen glühten auf. Winzige Uhren mit kleinen Antennen begannen bei sechs Minuten rückwärts zu ticken. So lautlos, wie die drei Gestalten gekommen waren, zogen sie sich auch wieder zurück. Hinter den Zäunen streifte die Frau ihre Wollmütze ab, ließ sie auf die Erde fallen und warf das blonde Haar mit einem Ruck zurück.
    Als sie das Beiboot erreicht hatten, waren etwa fünf Minuten vergangen. Noch auf See zog die blonde Frau ein präpariertes Mobiltelefon aus der Tasche, zog die Antenne heraus und drückte auf einen Knopf.
    Ungerührt vernahmen die Terroristen den gewaltigen Lärm einer wuchtigen Explosion, der bis weit aufs Meer hinaus hallte. Sie sahen, wie Flammen emporschlugen und Metallgerüste auseinandersplitterten. Schmerzensschreie und Panikrufe der Arbeiter und die Geräusche berstender Gegenstände vermengten sich zu schrillen und klagevollen Tönen. Der Turm des Terminals schwankte kurz und sackte Sekunden später krachend in sich zusammen. Tonnen von flüssigem Gas regneten in die Tiefe und entzündeten sich zu einem lodernden Flammenmeer.
    Die brennenden Rinnsale flossen in breiten Bächen wie die Lava eines Vulkans zum Strand hinunter. Auf ihrem Weg verbrannten sie alles, was lebte: Sträucher, Büsche und Kleinstlebewesen. Das Feuer erfasste den Unrat; stinkender, giftiger Rauch breitete sich aus und lag wie eine riesige Nebelwand über der unheilvollen Szene. Es folgten zwei, drei weitere Explosionen, die das gesamte Terminal mit seinen Rüsseln, Leitern, Streben, Halterungen, Rohrleitungen und Verkleidungen zerfetzten.
    Nun wurden auch die rasenden Schreie brennender Menschen immer deutlicher. Von Bord ihres Fischkutters aus sahen die drei Attentäter mit Ferngläsern interessiert auf die Szene, tranken dabei Tee aus dem Samowar, einer rauchte.
    Kurze Zeit später hielt der Mann mit der Zigarette ein Funkgerät in der Hand.
    »Priwet, Aktion Regen erledigt. Komplettes Chaos. Haben Sie noch weitere Anweisungen für uns?«
    Er lauschte auf die knarrenden Geräusche. Kurz darauf erhielt er eine Antwort auf Russisch: »Unauffällig zurückziehen. Wir fangen die Ratten in den nächsten Stunden selbst.«
    »Habe verstanden. Konez.«
    Mit Abebben des Explosionslärms starteten die Terroristen die Dieselmaschine, lichteten die beiden Anker und glitten, erneut ohne die Positionslichter zu setzen, gemächlich auf die offene See hinaus.

15
    Haus der Sibirien-Kommission, Omsk, früh am nächsten Morgen
    Das Haus der Sibirien - Kommission in Omsk war ein grauer, dreistöckiger Kasten mit einem grellgrünen Streifen, der sich unterhalb der Faschen um dessen gesamten Baukörper zog. Im zweiten Stock lagen die Büros, im ersten Obergeschoss schliefen Grischenko und vier seiner Männer, verteilt auf zwei nebeneinanderliegende Zimmer. Es war ungewöhnlich mild für eine Novembernacht. Die Fenster waren nur angelehnt

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