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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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nächsten Schlag wehrte Croy mit dem rechten Arm ab und hieb dem Mann gleichzeitig seine linke Faust direkt aufs Ohr.
    Er nutzte die Schmerzsekunden des anderen und legte nach. Der Unbekannte wankte und fiel rücklings über einen Koffer. Croy stieß sich von der Säule ab, schnellte im Zickzack-Kurs auf den Skoda zu und zerrte im Sprint an der Knopfleiste seines Mantels. Er riss die Tür zum Fond auf und langte gleichzeitig nach seiner Waffe in dem Holster an seiner Hüfte.
    »Get moved!«, rief er und hielt die Waffe an den Hinterkopf des dunkelhäutigen Fahrers. Der sah perplex durch die Frontscheibe, unfähig, den Anweisungen Croys sofort zu folgen. Croy beugte sich nach vorn und zog nun selbst den Automatikhebel in die »Drive«-Position. Der Wagen ruckte an, und Croy zischte: »Slow speed, Buster!«
    Während der Skoda anrollte, blieb er weit nach vorn gebeugt und griff mit der linken Hand nach dem Stahl an der Hüfte des Fahrers. Es waren keine zehn Sekunden vergangen.
    Croy sah in den Rückspiegel, der ihm zeigte, was hinter dem Skoda passierte. Zugleich hielt er mit der rechten Hand seine eigene Waffe an das schweißnasse Genick seines Vordermanns gepresst.
    Sein Angreifer hatte sich inzwischen orientiert und sprintete nun auf das Heck des hinwegrollenden Autos zu.
    »Slower!« Der Wagen verlangsamte sein Tempo.
    Croy entsicherte die fremde Waffe, hielt sie fest in der Linken, lehnte sich mit einem Schulterblatt an die Seitenscheiben. Während er auf die Beine des rennenden Mannes zielte, rollten seine Augen wie unter Strom gesetzt zwischen dem Fahrer und seinem Zielobjekt hin und her. Er wollte nichts riskieren.
    Das fahle Licht der Straßenlaternen beleuchtete die Szene wie einen Film in Schwarzweiß. Der Agent drückte zweimal ab. Der Gangster stürzte noch im Lauf zu Boden und überschlug sich dabei mehrmals. Er blieb regungslos liegen. Die Kugeln waren glatt durch die Scheibe gegangen und hatten dabei ein bizarres Muster aus Rissen hinterlassen. Croys Kopf schnellte augenblicklich zum Fahrer zurück.
    »Hurry up!«
    Auf dem Gesicht des zweiten Gangsters lag jetzt blanker Hass. Der Wagen beschleunigte rasant, und Croy hatte Mühe, die Waffe am nassen Genick des Mannes zu halten.
    »Slower, Guy! Normal speed!«
    Sie bogen von der Zufahrt des Flughafens auf eine breite Einfallstraße zum Zentrum ein. Croy befahl ihm, die Residentur anzusteuern, Adresse: Karlova Uliza.
    Es war eine schweigsame Fahrt, auf der sich Croy nur mühsam orientierte. Sein Kinn fühlte sich taub an. Ihm war nach einem kräftigen Schluck Schnaps.
    Bald danach erreichten sie ihr Ziel, eine Straße, so alt wie Prag. Nach Verlassen des Wagens tastete der Ermittler das Braungesicht nach weiteren Waffen ab.
    Für Passanten unsichtbar, drückte er ihm den Lauf seines Revolvers durch den Mantel in den Rücken. Er wies auf ein Haus mit hohem Giebel. »This way«, sagte er und schob den Mann vor sich her. Er klingelte kurz - lang - lang - kurz. Mit dem Summer sprang die Tür zu einem Vestibül auf, das von einer mondänen, dreiarmigen Jugendstillampe von der Decke beleuchtet wurde. Eine Kamera filmte den Eingang. Croy orientierte sich kurz, Kaltenborns Zeichnung war besser als gedacht.
    Er schob den Mann in einen Seitenraum mit Tisch, zwei Stühlen und einem Telefon.
    »Take a seat.« Mit einem kräftigen Ruck riss er die Kordel vom Vorhang und fesselte den Mann an den Stuhl, den er wiederum mit den Heizkörperrippen unter dem Fenster fest verknotete. Croy sah seinen Gefangenen nochmals an. Ein ausdrucksloses Gesicht, eiskalte braune Augen, funkelnde Abwehr.
    Wortlos verließ er den Raum und löschte das Licht. Sein Gefangener blieb im Dunkel zurück.
     
    In der oberen Etage über dem Vestibül befanden sich drei Räume. Eine Tür war einen Spaltbreit geöffnet. Croy hörte das trockene Klackern einer Computertastatur.
    Er betrat den offenen Raum und sah sich einer Frau gegenüber, die ihm fremd war. Sie war eine Dame, kein Zweifel. Sie mochte Ende Zwanzig sein; ihr platinblond gefärbtes Haar war zu einem kunstvollen Dutt gelegt. Ihre Wangen zeigten ein zartes Rot, die Lippen hatten mehr Farbe abbekommen.
    »Markus Croy?«
    Er nickte, gab ihr die Hand und machte einen höflichen Diener. Sie errötete.
    »Ich bin Jana Haintlova.« Sie hatte einen starken tschechischen Dialekt und rollte das »R« meisterhaft. Er zeigte auf eine vom Büro abgehende Tür. »Ist Chris da drin?«
    Haintlova nickte. »Ihr rechter Schuh ist offen.« Croy bückte

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