Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
ihren zerfetzten Hals und sprach weiter: „Die Mordwaffe kann der Deckel sein, der Szabo damals das Leben gerettet hat!“ Unverwandt sah er in Ramon Lluls Gesicht, dieser runzelte die Stirn, überlegte kurz und sah ihn dann skeptisch an.
„Das ist zwar absurd, aber möglich“, meinte Ramon Llul überlegend.
„Nicht möglich, sondern es ist so!“, beharrte Braun auf seiner Theorie. „Ich habe den Obduktionsbericht von Milan und Bogdan Drakovic gelesen. Langsam fügt sich das Puzzle zu einem Bild zusammen!“
„Alles zu seiner Zeit, Tony“, unterbrach ihn Ramon Llul. „Ich muss mich jetzt einmal um diesen Mordfall kümmern!“ Er fischte ein Paar Latexhandschuhe aus seinem Sakko und kniete sich neben die Leiche.
Ein Polizist bahnte sich den Weg durch das Chaos, beugte sich zu Ramon Llul hinunter, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte und aktivierte das Funkgerät, das ihm der Polizist gab. „Ein Kellner hat im Cateringbereich eine leblose Frau mit roten Haaren gefunden! Schickt einen Arzt dort hin, vielleicht lebt sie noch!“
Das kann nur Anna sein!, dachte Braun, der alles mitgehört hatte. Er drehte sich auf dem Absatz um und lief auf das große Tor zu.
„Wo willst du hin, Tony?“, rief ihm Ramon Llul hinterher, doch Braun antwortete nicht mehr. Er wollte Anna finden und in diesem Augenblick waren ihm Formalitäten und Zuständigkeiten scheißegal!
Er raste ein Gewölbe entlang, dann über unzählige Stufen nach oben und befand sich jetzt im verlassenen VIP-Bereich. Schnell verschaffte er sich einen Überblick. Im zentralen Innenhof standen die verstörten Gäste in kleinen Gruppen zusammen und waren von schwer bewaffneten Polizisten umringt, dahinter entdeckte er den abgegrenzten Cateringbereich.
In der Großküche herrschte eine geisterhafte Stille. Auch die zahlreichen Köche und das Servicepersonal waren von der Polizei in Sicherheit gebracht worden. Er sah sich um, konnte aber keine Spur von Anna finden. Im hinteren Teil der Küche bemerkte er eine geöffnete Schiebetür und eine defekte Neonröhre flackerte wie ein geheimes Alarmsignal. Als er in den Raum stürmte, sah er sie am Boden liegen: Ihr Gesicht war verzerrt, der Mund halb geöffnet, die Haut geisterhaft blass. Ihre roten Locken wirkten kraftlos und strähnig. Ihr linker Arm war von der Schulter bis zum Ellbogen blau angelaufen, merkwürdig verrenkt und das schwarze Abendkleid aufgerissen und verschmutzt.
„Anna!“, schrie er, „zu spät! Zu spät!“ Er sank neben der regungslosen Gestalt auf die Knie und strich ihr über die wachsbleiche Wange.
Ich bin zu spät gekommen!, dachte er, wieder einmal habe ich versagt! Während er sich mit Selbstvorwürfen quälte, stand er langsam auf, drehte sich verzweifelt um die eigene Achse, so als würde er die Umgebung wegschleudern, nach draußen in den nachtschwarzen Himmel fegen und eine Zentrifugalkraft alleine durch seinen Schmerz herstellen. Doch plötzlich hörte er ein leises Wimmern.
Stöhnend zog sich Anna an der Wand hoch, ihr linker Arm hing kraftlos nach unten, so als würde er nicht mehr zu ihrem Körper gehören. Erschöpft setzte sie sich auf den Boden, ließ ihren Kopf schwer nach vorn auf ihre Brust sinken und die wirren roten Haare verdeckten ihr Gesicht völlig. Dann hob sie ihren Kopf, strich sich die Haare zurück und sah Braun entsetzt an.
„Es ist Stefan! Der Mörder ist Stefan Szabo! Es ist so schrecklich, so wahnsinnig“, wimmerte sie und holte tief Luft.
„Ich weiß, Richard hat es mir gerade gesagt“, beruhigte er sie. Schluchzend und stockend erzählte Anna, was passiert war und wie sie im letzten Moment eine Drehung gemacht hatte, um dem Elektroschocker auszuweichen. Der Stromstoß hatte sie nur am Arm erwischt.
Behutsam half ihr Braun auf die Beine.
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